Bei eisigen Temperaturen durch den Stadtsee schwimmen, mit Schwung in zwei Meter tiefe Schlammlöcher hüpfen, unter einem Stromzaun durchrobben oder durch Kanalrohre kriechen – das alles bei Wind und Wetter. Klingt nicht nach Vergnügen. Und doch werden sich das einige hundert Frauen und Männer am Samstag, 14. März, freiwillig antun. Denn sie nehmen am „Hell of the brave“ in Zeil am Main teil.
Hinter der englischen Fassade verbirgt sich ein Hindernislauf, der viele Extreme in sich vereint. „Es wird schmutzig, kalt, nass und knochenhart“, verspricht der Veranstalter, die Firma „HeldenMomente“ aus der bayerischen Landeshauptstadt München, auf seiner Homepage. Demnach ist geplant, dass die Strecke 24 Kilometer beträgt, gespickt mit rund 50 Hindernissen mit wahrlich übel klingenden Namen.
Becken voller Schlamm
Wie Ursula Schemm von „HeldenMomente“ im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet, soll die Umgebung in der Fachwerkstadt mit eingebunden werden. Der Stadtsee könnte zum „Loch Ness“ werden, die malerischen Weinberge zu „Killing Hills“. Ein sumpfiger Tümpel würde den Titel „Vietcong“ bekommen, das Feuerhindernis heißt „Hell Fire“. Unter anderem warten auf die Extremsportler noch Höllenstufen aus Strohballen, „Panzersperre“ genannte Schlammgruben, die als „die krasseste Szene, metertief und voll Wasser“ gelten. „Standards“ wie Reifen oder Rohre gilt es ebenso zu überwinden wie militärische Elemente im Stile einer Eskaladierwand oder knapp über der Erde angebrachte Metallzäune, die unter Strom stehen. Über den genauen Streckenverlauf konnte Ursula Schemm im Gespräch mit dieser Redaktion noch nicht viel sagen, da würden noch die Abstimmungen mit den Behörden laufen. Ebenso sieht es mit Vereinen und Sponsoren aus, die mit ins Boot geholt werden könnten. Es sei noch zu früh, dazu etwas zu sagen, meint Ursula Schemm. „Das tun wir erst, wenn die Tinte unter den Verträgen trocken ist“. Ihr Unternehmen werde ein Team an Streckenposten stellen, ebenso werde die ärztliche Versorgung der Teilnehmer gewährleistet – schließlich gilt es, eine echte Herausforderung unter ungünstigen Vorzeichen zu bewältigen.
Echte Herausforderung
Es werde hart, aber nicht unmöglich, das Ziel in der vorgegebenen Zeit von fünf Stunden (Start ist um 11 Uhr) zu erreichen: „Wir streben eine Finisher-Quote von 95 bis 100 Prozent an“. Wer das schafft, erhält die beliebte „Medal of Honor“. Es handelt sich zwar dabei natürlich nicht um die offizielle höchste militärische Auszeichnung der USA, aber immerhin um ein Erinnerungsstück an die Strapazen, denen sich die Teilnehmer freiwillig gestellt und die sie dann mit Erfolg bewältigt haben.
Dass sich „Heldenmomente“ ausgerechnet das kleine, beschauliche Zeil am Main für den Cross-Hindernis-Lauf ausgeguckt hat, liegt in erster Linie daran, dass die Veranstalter einen Bezug zu der Fachwerkstadt haben und die Gegend kennen. Ursula Schemm hat in Bamberg studiert, und ihr Partner Joachim von Hippel habe lange Jahre in Zeil gewohnt.
Idealerweise ein Publikumsmagnet
Die Gegebenheiten seien vielversprechend, „wir wollen bewusst nicht auf ein abgeschottetes Gelände“ und die Veranstaltung für ein breiter Publikum öffnen. Im Rathaus trat sie damit offene Türen ein, berichtet Schemm. Bürgermeister Thomas Stadelmann, der sich derzeit im wohlverdienten Urlaub befindet und daher von dieser Redaktion nicht befragt werden konnte, habe die Ideen sehr wohlwollend aufgenommen und seine Unterstützung zugesichert, berichtet sie. Start und Ziel ist auf dem Sportgelände des FC 08 Zeil am Tuchanger, auch die historische Altstadt soll nach Möglichkeit eingebunden werden.
Erfahrung hat das Team hinter „HeldenMomente“ mit solchen Extremläufen seit Jahren. In Zeil soll die dritte Ausgabe des „Hell oft he Brave“ steigen, die ersten beiden Läufe fanden im hessischen Hohenroda statt. Dort können aber nicht mehr alle Vorstellungen, was die Streckenführung angeht, verwirklich werden – der Naturschutz schiebt dem einen Riegel vor, lässt Ursula Schemm wissen.
Schon beim Vorgänger-Lauf „Bravehart Battle“, der zwischen 2010 und 2017 in Münnerstadt beziehungsweise Bischofsheim ausgetragen wurde, saß die Inhaberin von „HeldenMomente“ als Mitarbeiterin mit im Boot. Da die Firma, die den „Braveheart Battle“ organisiert hatte, aber Insolvenz anmelden musste, steigt der Extremlauf nun unter anderem Namen und unter anderer Regie – Joachim von Hippel, der als „Vater“ des Braveheart Battle gilt, hat sich Ursula Schemm aber mit in ihr Boot geholt.
Staffel als Alternative
Die meisten Teilnehmer absolvieren die Strecke alleine. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die 24 Kilometer in einer Fünfer-Staffel zu bewältigen. Die Abschnitte sind in diesem Fall sogar frei wählbar und könnten an den Fitnessstand der Athleten angepasst werden.
Auf extreme Bedingungen wie beim bis dato letzten „Hell oft he Brave“ im März in Hessen mit orkanartigem, eisigem Wind hofft „HeldenMomente“ nicht unbedingt, aber ein Zuckerschlecken erwartet trotzdem niemanden. Egal, wie das Wetter im kommenden März wird, „es wird nass, kalt und dreckig“, verspricht Ursula Schemm.
Weitere Informationen unter www.hellofthebrave.de