Die „Hüter der Grenzen“ im Landkreis Haßberge trafen sich am Wochenende in Breitbrunn zum Kreissiebenertag, um neue Feldgeschworene zu vereidigen und altgediente Siebener für ihren jahrzehntelangen Einsatz zu ehren. „Als Landrat freue ich mich sehr, dass das wichtige und alte Ehrenamt der Feldgeschworenen bei uns im Landkreis Haßberge nach wie vor so lebendig ist und in hohen Ehren gehalten wird“, sagte Landrat Wilhelm Schneider. „Sie helfen dabei auch, Nachbarschaftsstreit zu vermeiden oder zu schlichten.“ Die Feldgeschworenen seien ein wichtiger Pfeiler in den Gemeinden und Städten. Ihr Dienst für die Allgemeinheit bewähre sich täglich aufs Neue, sagte der Landrat.
Mit einem ökumenischen Gottesdienst, den Pfarrerin Susanne Wittmann-Schlechtweg und Diakon Joachim Stapf unter das Motto „Grenzgänger – Brückenbauer“ gestellt hatten, begann der Traditionstag, der im Rahmen der Feierlichkeiten des 70-jährigen Bestehens des VfR Hermannsberg-Breitbrunn stattfand.
Im Festzug zum Festzelt
Anschließend ging es mit einem Festzug von der St. Matthäus-Kirche zum Festzelt, wo der Kreisobmann der Feldgeschworenen, Adolf Müller, mehr als 60 Prozent der 1087 Feldgeschworenen aus dem Landkreis begrüßen konnte und zahlreiche Ehrengäste, darunter Ehrensiebener Dr. Albert Meyer. Bürgermeisterin Gertrud Bühl stellte in ihrem Grußwort die Gemeinde Breitbrunn vor, wo die Flurbereinigung abgeschlossen sei. Ziel sei es nun, Glasfaser in jedes Haus zu bringen. Doch trotz Digitalisierung habe das Ehrenamt des Feldgeschworenen Zukunft.
Landrat Schneider sagte, die Feldgeschworenen übernähmen eine unverzichtbare Aufgabe, wenn es um den eigenen Grund und Boden gehe: „Jeder Eigentümer möchte verständlicherweise wissen, was ihm gehört und was nicht. Das ist heute nicht anders als im 13. Jahrhundert, als dieses Ehrenamt bei uns in Franken entstanden ist.“ Die Feldgeschworenen hätten eine wichtige Mittlerfunktion zwischen der Behörde und dem Bürger und seien wichtige Partner der Vermessungsämter. „Trotz aller digitaler Messtechniken, die es mittlerweile gibt, ist ihre Arbeit unverzichtbar. Sie helfen bei der Vermessung mit, sichern und bewahren Grenzsteine und markieren Grundstücksgrenzen – sichtbar und unsichtbar“, sagte Schneider. Diese Aufgabe erfordere nicht nur ausgezeichnete Ortskenntnisse, sondern auch ein großes Maß an Menschenkenntnis, Fingerspitzengefühl und diplomatisches Geschick.
Privatisierung kein Thema
„Wir stehen zu unserer Vermessungsverwaltung und wollen keine Privatisierung“, sagte Landtagsabgeordneter Steffen Vogel, zumal Bayern eines der wenigen Länder sei, das die Vermessung noch nicht privatisiert habe. Kreisobmann Adolf Müller ging auf die Auffrischungslehrgänge ein, die notwendig seien, weil sich auch das Abmarkungsgesetzt an der einen oder anderen Stelle verändere. Dies gelte ebenso für das selbstständige Abmarken. Müller verwies auch auf die neue Gebührenrechnung, bei der nun beim Einsatz von eigenen Geräten der Maschinenringsatz zur Anwendung komme. Den nächsten Kreissiebenertag kündigte er für den 16. Mai 2020. Er wird in Burgpreppach stattfinden. Für die Ausrichtung im Jahr 2021 können sich Kommunen oder Vereine derzeit noch bewerben.
Strenge Regeln
Gerhard Hartmann ließ als Leiter des Vermessungsamtes Schweinfurt keinen Zweifel daran, dass Politik und Vermessungsverwaltung hinter den Feldgeschworenen stehen. „Ohne Euch wäre unsere Abmarkungspflicht bald abgeschafft. Das wäre für uns in Franken fatal.“ Hinsichtlich der selbstständigen Tätigkeit als Siebener bat Hartmann, nicht gegen die Regelungen des Gesetzes zu verstoßen. Nicht erlaubt sei das Setzen von Grenzzeichen ohne vorgefundene zentrische Sicherung oder das Setzen oder Anbringen eines Grenzpunktes bei fehlender Zustimmung auch nur eines beteiligten Eigentümers.
Abteilungsleiter Jürgen Eisentraut vom Amt für Ländliche Entwicklung zeigte auf, dass im Landkreis Haßberge derzeit 21 Flurneuordnungen, 41 Dorferneuerungen, ein Freiwilliger Landtausch und vier integrierte ländliche Entwicklungen bearbeitet würden. Für ganz Unterfranken seien es derzeit 220 Dorf- und Flurneuordnungs-Verfahren. Als wichtige Voraussetzung zur Landnutzung nannte Eisentraut auch die Wirtschaftswege. Derzeit werde das landwirtschaftliche Kernwegenetz geplant und realisiert. In allen Allianzen des Landkreises lägen Konzepte bereits vor oder würden erarbeitet. Auch in den Wäldern sei Neuordnung wieder stark gefragt. Ebenso beschäftige man sich mit den Ortskernen. Jeder Bauplatz am Ortsrand könne zu einem Leerstand im Altort führen. Deswegen laute die Devise der Stunde „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“.
Siebener sind Multiplikatoren
„Sie als Siebener sind Multiplikatoren in unserer Region. Sorgen sie als Landwirt mit ihrem Engagement dafür, dass die Leistungen der Landwirtschaft erkennbar werden. Sorgen sie als Nichtlandwirt dafür, dass das Bewusstsein wächst, dass nur gemeinsam mit der Landwirtschaft die Herausforderung Wasser-, Natur- und Landschaftsschutz gelöst werden können. Wir sind auf einem guten Weg“, sagte der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt, Herbert Lang, der von einen sehr guten „Flächeninformationssystem“ sprach. Das „Fis“ sei eine echte Hilfe. Gemeinsames Ziel sei es, die Natur und natürliche Lebensgrundlagen zu schützen. Dabei bezeichnete er das Kulturlandschaftsprogramm (KuLaP) als erfolgreichstes Umweltprogramm. 2019 hätten die Blühflächen im Landkreis von 360 auf 463 Hektar zugenommen, die Gewässerschutzstreifen von 100 auf 162 Hektar und die Öko-Anbauflächen von 4450 auf 6800 Hektar. Die Landwirte haben seiner Meinung nach die Zeichen der Zeit längst erkannt und hoffen auf Wertschätzung ihrer Arbeit.
Anschließend wurden 64 Feldgeschworene für ihre Tätigkeit über 25, 40, 50 und oder sogar 60 Jahre ausgezeichnet. Außerdem wurden 28 neue Feldgeschworene vereidigt, darunter mit Susanne Käb aus Eichelberg bei Ebern auch eine Frau.
Geehrte Feldgeschworene
Für 25 Jahre wurden geehrt: Kurt Reitwießner, Augsfeld; Horst Hornung, Herbert Schmitt und Gerhard Zimmermann, Dörflis; Hans Wacker, Ebelsbach; Hermann Rennert und Oswald Reitz, Eltmann; Bernd Lennert, Erlsdorf; Roland Giebfried, Fierst; Jürgen Schottroff, Gädheim; Hans Scherbel, Hainert; Rudolf Gutjahr, Hellingen; Ralf Schneider, Junkersdorf; Gregor Hartmann, Kirchaich; Erich Fischer und Heinz Schneider, Oberhohenried; Günther Reß, Pfaffendorf; Paul Büttner, Günther Schramm und Herbert Thein, Unterpreppach; Ewald Pfuhlmann, Untersteinbach; August Grüner und Roland Schlund; Voccawind; Baptist Bräutigam und Robert Göbhardt, Weisbrunn; Rudolf Böhnlein, Ziegelanger.
40 Jahre: Roland Schmitt, Bischwind; Georg Ankenbrand, Bramberg; Bruno Dirauf, Brünn; Siegfried Oppelt, Dippach; Karl Geuß, Dörflis; Gerhard Jankowski und Albin Streng, Eichelberg; Günther Hofmann, Eschenbach; Robert Döhler und Walter Fenzlein, Eyrichshof; Adolf Schad, Fierst; Erwin Schleicher, Fischbach; Hermann Hauck, Heubach; August Bohley, Jesserndorf; Georg Zürl, Losbergsgereuth; Gerhard Kamm, Oberschwappach; Sebastian von Rotenhan, Rentweinsdorf; Ernst Geyer, Rottenstein; Günter Eck, Tretzendorf; Friedrich Wirth, Trossenfurt; Norbert Oppelt, Unterpreppach; Hermann Hornung und Ernst Kundmüller, Weisbrunn; Georg Dittmann, Weißenbrunn; Horst Arneth und Franz Lang, Welkendorf; Siegfried Radler, Westheim und Manfred Grimmer, Junkersdorf.
50 Jahre: Alois Bäuerlein, Geusfeld; Reinhold Huppmann, Hofstetten; Anton Diem, Mechenried; Adolf Schneider, Pettstadt; Peter Paul Fleischmann, Prappach; Wendelin Gerber, Sailershausen; Alfred Hauck, Sendelbach und Rudolf Weber, Westheim.
60 Jahre: Eine besondere Ehrung erhielt Hermann Zieg aus Schönbrunn (Gemeinde Ebelsbach). Er führt dieses Ehrenamt seit über 60 Jahren aus.