
Trotz Wirtschaftsflaute ringen viele Unternehmen um guten Nachwuchs. Ein Ort, an dem das geschieht, ist die Ausbildungsbörse in der Haßfurter Berufsschule. Dort präsentierten sich am Samstag über 70 Firmen und Institutionen, vornehmlich aus dem Landkreis Haßberge.
Zu den Ausstellern zählten Handwerksinnungen, Berufsfachschulen, Behörden sowie Unternehmen aus Industrie, Handwerk und Dienstleistung. Dabei wurde den an einer Ausbildung interessierten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geboten, sich über ihren Wunschberuf zu informieren und Kontakte zu knüpfen.

"Die Betriebe suchen händeringend Auszubildende", sagte Ramona Ziegler, die Geschäftsführerin der Bauinnung Schweinfurt und Haßbergkreis. Alleine im Landkreis Haßberge zählt die Innung 28 Mitgliedsbetriebe, die unter anderem in den Berufen Maurer, Betonbauer, Straßenbauer und Fliesenleger ausbilden.
Die Arbeit am Bau sei körperlich anstrengend, aber bei weitem nicht mehr so wie früher, weiß Ausbilder Nino Silvestro. "Inzwischen gibt es wesentlich kleinere Gebinde, die transportiert werden müssen und auch zahlreiche technische Hilfsmittel stehen zur Verfügung", so der Maurer- und Betonbaumeister, der auch die internen Lehrgänge der Auszubildenden in der Innung leitet.
Von der Malerin zur Restauratorin
Was man alles mit einer Ausbildung im Handwerk anfangen kann, erklärte Aline Gräf aus Uchenhofen. Die 24-Jährige lernte nach ihrem Realschulabschluss den Beruf der Malerin und Lackiererin. Dabei wurde ihr die Begeisterung für den Beruf quasi in die Wiege gelegt, denn auch ihr Vater arbeitet als Maler. Nach der erfolgreich abgeschlossenen, dreijährigen Ausbildung hat Aline Gräf das allgemeine Abitur am Bayernkolleg in Schweinfurt abgelegt und macht nun ein studienvorbereitendes Praktikum bei einem Restaurator in Nürnberg.
Nach dem Studium an der Universität Hildesheim mit der Fachrichtung "architektonische Oberflächen", dazu zählen Wandmalerei und Stuckdecken, sei sie dann Restauratorin. "Eine Kirchenmalerin hat mich dazu inspiriert", sagte Aline Gräf. Sie lernte die Fachfrau während ihrer Ausbildung kennen, die Gräf beim Maler- und Stuckateurbetrieb Michael Ott in Burgpreppach absolviert.
Den Familienbetrieb mit derzeit zwei Angestellten gibt es schon über 100 Jahre. Michael Ott, der auch Obermeister der Malerinnung ist, hat ebenfalls mit der Nachwuchsgewinnung zu kämpfen. "Es gibt zu wenig geeignete Bewerber", so der Malermeister, der ausführt, dass man beispielsweise auch schwindelfrei sein müsse, um auf den meterhohen Gerüsten arbeiten zu können.
Sozialer Bereich statt Handwerksberuf
"Die Ausbildungsbörse ist eine gute Gelegenheit, umfangreiche Informationen an einem Ort zu erhalten", sagte Besucher Oliver Eck aus Wonfurt. Nach seinem Abitur leistet der 19-Jährige derzeit ein freiwilliges ökologisches Jahr in einer Gerolzhofer Klinik. Ob es danach mit einem Studium oder einer Berufsausbildung weiter gehen soll, steht für den jungen Mann noch nicht fest. "Auf jeden Fall möchte ich einen sozialen Beruf ausüben", ist er sich aber schon sicher.

Auch Lena Binzenhöfer aus Krum, hat diese Berufsrichtung im Blick. Die Studentin der Sportwissenschaften und Pädagogik möchte ebenfalls die soziale Richtung einschlagen und am liebsten mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.
Auch für ganze Gruppen war die Ausbildungsbörse ein guter Ort zur Berufsorientierung. Mit rund 50 Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Jahrgangsstufe der Mittelschule Haßfurt waren die Lehrkräfte Claudia Magdalener, Heike Kohmann und Robert Hofmann bei der Messe. Dabei haben so manche Jugendliche schon konkrete Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. Jonas Scheichenost etwa möchte Schreiner werden, denn auch in seiner Freizeit sei er begeistert vom Arbeiten mit Holz. Zudem habe der 14-Jährige bereits ein Praktikum in dem Handwerk gemacht, bei dem der Betrieb ihm ein gutes Zeugnis ausgestellt habe.

Durch einen Informationstag in der Schule wurde das Interesse von Jolina Maurer für den Beruf der Polizistin geweckt. Die 14-Jährige könne sich sehr gut vorstellen, im Streifendienst bei der Landespolizei zu arbeiten, berichtet sie. In die beruflichen Fußstapfen ihrer Familie möchte Julia Kehl aus Sylbach treten. Das seit 1903 bestehende Traditionsunternehmen "Maler Kehl" möchte die 13-Jährige später einmal nach ihrer Ausbildung zur Malerin zusammen mit ihrem Bruder weiterführen, der heute schon in dem Betrieb mitarbeitet.