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Kreis Haßberge
Es gibt nicht nur Altenstein: Diese vier Burgruinen in den Haßbergen lohnen ebenfalls einen Besuch
Die alten Gemäuer prägen die Landschaft des Haßbergkreises. Manche von ihnen sind beliebte Ausflugsziele geworden, manche bleiben eher versteckt.
Der Landkreis Haßberge verfügt aufgrund seiner Lage zwischen Bamberg und Würzburg über eine hohe Dichte an Burgruinen. Welche Ruinen sind - neben der Ruine Bramberg (Foto) - einen Besuch wert?
Foto: Johanna Heim | Der Landkreis Haßberge verfügt aufgrund seiner Lage zwischen Bamberg und Würzburg über eine hohe Dichte an Burgruinen. Welche Ruinen sind - neben der Ruine Bramberg (Foto) - einen Besuch wert?
Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:52 Uhr

Gerade der Landkreis Haßberge weist eine besonders hohe Dichte an Burgen, Schlössern und Burgruinen auf, die sowohl im Rahmen des Burgen- und Schlösserwanderweges als auch individuell erkundet werden können.

"Territorialpolitik, Zerwürfnisse und Intrigen sowie eigenständige Herrschaftsfamilien haben dafür gesorgt, dass immer neue Prachtbauten entstanden", informiert der deutsche Burgenwinkel in einem Begleitheft über die Burgenlandschaft. Fünfzehn Schlösser und sieben Burgruinen, mit denen die unterschiedlichen Adelsgeschlechter ihren Machtanspruch für alle sichtbar zementieren wollten, und die noch heute optisch die Region prägen, lassen sich im Landkreis finden.

Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal sei dabei, "dass der Landkreis oder die Kommunen fast alle Burgruinen fachgerecht erforschen und sanieren ließen", erklärt der  Mittelalterarchäologe Dr. Joachim Zeune, der ein Büro für Burgenforschung in Eisenberg-Zell leitet, auf Anfrage dieser Redaktion. Damit bestehe eine seriöse wissenschaftliche Basis, die ihresgleichen suche und viel burgenkundliches Material erschließe, das über die Geschichte informiere.

Besucher und Besucherinnen können auf der Burgruine Bramberg auf den Spuren der Bramberger Ritter wandeln, die einst die Region beschützen sollten, dieser Aufgabe aber wohl nicht nachkamen.
Foto: Nicole Schmidt | Besucher und Besucherinnen können auf der Burgruine Bramberg auf den Spuren der Bramberger Ritter wandeln, die einst die Region beschützen sollten, dieser Aufgabe aber wohl nicht nachkamen.

Von wegen romantisches Burgleben

Wie sah das Leben auf einer Burg aus? "Weit weniger luxuriös und angenehm als in der Literatur über 170 Jahre fälschlich kolportiert", muss Dr. Zeune all jene enttäuschen, die Festgelage von Rittern oder Burgfräuleins in wallenden Gewändern im Kopf haben. Vor allem im Winter sei das Burgleben unangenehm gewesen: Die Mauern kühlten aus. Die Bewohner und Bewohnerinnen, die in der Burg festsaßen, mussten sich auf wenige beheizbare Räume zurückziehen, die laut dem Mittelalterarchäologen häufig abgedunkelt, abgedichtet und stickig waren. "Wollte man Licht und Luft, musste man die Fensteröffnungen komplett freiräumen, wodurch es sofort zugig und eiskalt wurde. Es gab keine Zwischenlösung."

Abseits dessen gestaltete sich das Leben auf einer Burg jedoch unterschiedlich und sei abhängig vom (Wohl-)Stand, dem Burgentyp sowie dem zeitlichen Hintergrund. Es empfiehlt sich daher, die aufgestellten Infotafeln der Burgruinen genauer zu betrachten. Bei der Frage, welche Burgruine sich besonders gut für einen Ausflug eigne, verweist Dr. Zeune darauf, dass jeder selbst entscheiden sollte, welche Burg in Frage komme. Besonders attraktiv für Familien mit Kindern oder Laien seien aufgrund ihrer Erschließung die Burgen des Burgenwinkels beziehungsweise des burgenkundlichen Lehrpfades.

Vier Burgruinen, die abseits der bekanntesten Ruine Altenstein ebenfalls einen Besuch wert sind, stellt die Redaktion nachfolgend vor. Hierbei handelt es sich um eine persönliche Auswahl der Autorin, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Höchste: Ruine Bramberg

Die Burgruine Bramberg gilt als die höchst gelegene Ruine im Landkreis Haßberge und bietet bei klarer Sicht einen Ausblick, der bis in die Rhön reicht.
Foto: Nicole Schmidt | Die Burgruine Bramberg gilt als die höchst gelegene Ruine im Landkreis Haßberge und bietet bei klarer Sicht einen Ausblick, der bis in die Rhön reicht.

750 Meter sind es vom Parkplatz durch den Wald bis zur Ruine Bramberg, der höchstgelegenen Burgruine im Landkreis Haßberge. Auf der fast 500 Meter hohen Basaltkuppe des Bramberges thronend bietet sie Interessierten, die sich trauen die Stufen des Aussichtsturms zu erklimmen, einen spektakulären Überblick über das Umland, gar bis zur Rhön. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg, von der heute unter anderem die Grundmauern der Vor- und Kernburg oder das Außentor erhalten sind, im Jahr 1108.

Wie eine Tafel vor Ort informiert, nahm die Burg erstmals im Jahr 1168 durch eine Eroberung Schaden, gefolgt durch die Bauernkriege 1525. Ihr endgültiger Verfall setzte ab 1560 ein, als sich der Hauptsitz des Hochstifts Würzburg nach Raueneck verlagerte.

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Öffnungszeiten/Preise/Parkplätze: Die Ruine ist ganzjährig kostenlos zugänglich. Ein Parkplatz ist vorhanden. Die Ruine ist aufgrund der vielen Infotafeln auch für Kinder geeignet.

Schwierigkeitsgrad - einfach: Der beschilderte Weg vom Parkplatz bis zur Burgruine Bramberg führt circa 15 Minuten durch den Wald und kann als einfach eingestuft werden.

Die Felsenburg: Burgruine Rotenhan

Die Burgruine Rotenhan gilt als eine der ungewöhnlichsten Burganlagen in Bayern.
Foto: Nicole Schmidt | Die Burgruine Rotenhan gilt als eine der ungewöhnlichsten Burganlagen in Bayern.

Die Burgruine Rotenhan ist laut Bayerischem Landesamt für Umwelt eine der ungewöhnlichsten Burganalagen in Bayern und wurde deshalb in die Liste der 100 wichtigsten Geotope des Freistaates aufgenommen. Die Besonderheit: Es handelt sich um eine Felsenburg. Teile der Burganalage wurden nicht nur direkt aus den Felsblöcken herausgeschlagen, sondern um 1170/80 regelrecht kunstvoll in diese hineingebaut. Optisch bietet sich den Besuchern und Besucherinnen ein Anblick, der auch für einen Fantasy-Hollywoodstreifen herhalten könnte.

Bis heute sind Reste des Turmes, der Kapelle oder des Bergfriedes- gehauen aus Rhätsandsteinfelsen - sichtbar, obwohl Steine der Burg für den Bau der Burg Eyrichshof im 12. Jahrhundert wiederverwendet wurden. Die Infotafeln verraten, dass die Burg in Folge von Territorialstreitigkeiten als Strafe für angebliche Falschmünzerei und Todschlag zerstört werden musste.

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Öffnungszeiten/Preise/Parkplätze: Die Ruine ist ganzjährig kostenlos zugänglich. Ein Parkplatz direkt vor dem Eingang der Ruine ist vorhanden. Das Klettern auf der Burg ist untersagt, Eltern sollten auf ihre Kinder achten.

Die Stattlichste: Burgruine Lichtenstein

Von der Burgruine Lichtenstein sind noch die meisten Überreste vorhanden, sodass Besucher und Besucherinnen einen Eindruck von der damaligen Größe erhalten.
Foto: Nicole Schmidt | Von der Burgruine Lichtenstein sind noch die meisten Überreste vorhanden, sodass Besucher und Besucherinnen einen Eindruck von der damaligen Größe erhalten.

Von der Burgruine Lichtenstein - erstmals 1232 in Verbindung mit dem gleichnamigen Adelsgeschlecht erwähnt - sind noch Überreste diverser Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Kapelle, Bergfried, Haupttor und Brunnen erkennbar, sodass es hier etwas leichter möglich ist, sich die damalige Burg in Größe und Aussehen vorzustellen. Ein Rundweg bestehend aus circa 20 Infotafeln klärt über die archäologische Untersuchung der Burg, ihr ursprüngliches Aussehen und ihre unterschiedlichen Funktionen auf. Besonders spannend: Die Infotafeln über die Verteidigung der Burg vor Angreifern.

Als sogenannte Ganerbenburg wurde sie teilweise von mehreren Adelsfamilien zeitgleich bewohnt, die jeweils eigene Wohngebäude, auch Kleinburgen genannt, innerhalb der Burg errichteten. Auch die Burg Lichtenstein wurde im Zuge der Bauernkriege zerstört.

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Öffnungszeiten/Preise/Parkplatz: Die Ruine ist im Sommer von 10 bis 19 Uhr und im Winter von 10 bis 17 Uhr kostenlos zugänglich. Ein Parkplatz direkt vor dem Eingang der Burg ist vorhanden. Gegen eine Spende gibt es gekühlte Getränke. Die Ruine ist aufgrund der vielen Infotafeln auch für Kinder geeignet.

Die Grünste: Burgruine Schmachtenberg

Sehr schön sichtbar: Die Natur hat sich die Burgruine Schmachtenberg über die Jahrhunderte wieder einverleibt.
Foto: Nicole Schmidt | Sehr schön sichtbar: Die Natur hat sich die Burgruine Schmachtenberg über die Jahrhunderte wieder einverleibt.

Etwas versteckt im Wald, führt die Burgruine Schmachtenberg am Besten vor Augen, wie die Natur sich Burgen wieder zurückerobert. Nur noch wenig ist von der Anlage zu sehen, bei der es sich um eine Kastellburg handelte. Das bedeutet, "eine über einem regelmäßigen Grundriss mit Eckflanierungstürmen errichtete Burganalge", so Dr. Zeune, Leiter des Büros für Burgenforschung.

"Da unsere Burgen weitestgehend auf unförmigen Felsspornen, Bergausläufern oder Berggipfeln stehen, gib es nur wenige Kastellburgen in unserer Region." Daneben sei auch die späte Bauzeit um 1430/40 besonders, da zu diesem Zeitpunkt fast keine Burgenneubauten mehr entstanden, worüber Infotafeln vor Ort aufklären.

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Öffnungszeiten/Preise/Parkplätze: Die Ruine ist ganzjährig kostenlos zugänglich. Ein Parkplatz ist vorhanden.

Schwierigkeitsgrad - einfach: Der Weg vom Parkplatz bis zur Burgruine Schmachtenburg führt circa zehn Minuten über einen kurzen, flachen Wiesenweg. Aufgrund der Beschilderung ist die Ruine auch für Laien auffindbar.

 
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