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ERMERSHAUSEN
Ermershäuser erlaufen ihre Grenzen
Alois Wohlfahrt
Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:28 Uhr

Er hat die Weltkriege erlebt, die Teilung Deutschlands und die Wiedervereinigung. Wie ein ruhender Pol steht der mächtige Baum im Wald bei Ermershausen. Ob die „Ruh-Fichte“ daher ihren Namen hat? Nein, vermutlich hat es einen ganz einfachen Grund: weil es sich unter den breiten Ästen der weit über 100 Jahre alten Fichte auch gut ruhen lässt. Diese Erklärung bekamen die Teilnehmer der Grenzwanderung zwischen Ermershausen und Sulzdorf. Neuland haben viele dabei betreten und selbst die mächtige Fichte dürften etliche an diesem Tag zum ersten Mal gesehen haben.

„eine Ecke, da war ich noch nie“

Nicht anders erging es da Ermershausens Bürgermeister Günter Pfeiffer, „es ist eine Ecke, da war ich noch nie“. Und das ist ja auch ein Ziel der Wanderungen, entlang der Gemarkungsgrenzen. Die dritte „Etappe“ führte entlang der Dippacher, Serrfelder und Sulzdorfer Gemarkungen.

eine „Weinstraße“ in Ermershausen

Unterwegs waren die rund 30 Mitwanderer so auch auf der „Weinstraße“. Wie, „Weinstraße“? Ja, auch das war für manche neu. Auch durch den oberen Haßgau führt eine Weinstraße. Ihren Namen erhielt sie deshalb, weil vermutlich auf diesem Weg Wein aus dem Maintal in Richtung Thüringen transportiert worden war. Es waren viele Informationen, die die Teilnehmer von den beiden Förstern Rupert Fichtner und Wolfgang Meiners erfuhren. Mit initiiert wurde diese dritte Wanderung von der Gemeinde und vom Haßbergverein Ermershausen. Dass der Grenzverlauf überhaupt begehbar war, dafür hatten im Vorhinein die Siebener Helmut Dressel und Gerhard Pfeiffer gesorgt.

Geschichten der Siebener

Die unterschiedlichsten Baumbestände in den Waldabteilungen erlebten die Wanderer auf der Strecke. Und bekamen da von den Förstern auch jeweils jede Menge Erläuterungen. Und natürlich bekamen sie immer wieder auch Geschichten der Siebener erzählt.

So etwa die Deutung, woher die „Ruh-Fichte“ wohl ihren Namen haben könnte. Früher, so berichtet Gerhard Pfeiffer auf Nachfrage der Redaktion, war es üblich, dass die Siebener der Gemarkungen Dippach, Serrfeld und Sulzdorf alle zwei Jahre zusammen die Gemarkungsgrenzen abschritten. An der „Ruh-Fichte“ traf man sich, man ruhte dort so lange, bis die Siebener aller drei Ortschaften eingetroffen waren. So ein Deutungsversuch, woher der Name des mächtigen Baums kommen könnte.

Woher hat die Ruh-Fichte wohl ihren Namen?

Neben dem eigentlichen Erfahren des Grenzverlaufs sind es genau solche Geschichten, die diese Wanderung nicht nur interessant machen, sondern helfen, dass Heimatgeschichte nicht verloren geht. Und auch nicht das Wissen um die Grenzen, auch wenn man in Zeiten von GPS lebe, so Rupert Fichtner. Und aus diesem Grund steht im nächsten Jahr auch die letzte Etappe der Grenzwanderungen auf dem Programm, so Bürgermeister Günter Pfeiffer.

Jugendfeuerwehr als „Caterer“ und „Shuttle-Service“

Außerdem: nachdem die Resonanz sehr positiv gewesen sei, so Pfeiffer weiter, sei zu überlegen, ob man die Grenz-Tour dann nicht wieder von Neuem starte.

Dass die Teilnehmer auf der Grenz-Erkundungstour auch Stärkung bekamen und zudem für einen Shuttle-Service, dafür sorgte die Ermershäuser Jugendfeuerwehr.

 
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