Die Gemeindegrenze erstreckt sich auf einer Länge von 18 Kilometern rund um Ermershausen. Davon wurde im Vorjahr bereits eine Strecke von sechs Kilometer absolviert. Die zweite Etappe führte die Grenzwanderer nun vom Kreuzweg zur Grenze in den Augrund, nach dem Überqueren des ehemaligen Todesstreifens auf der thüringischen Seite entlang bis zum ehemaligen Grenzübergang Ermershausen-Schweickershausen.
Hier hatte die Jugendfeuerwehr, die auch für den Shuttle-Betrieb eingesetzt war, zu einer Rast mit Verpflegung eingeladen. Nach der Pause führte die Route weiter dem Plattenweg entlang, bis wieder auf die bayerische Seite in die „Lederhecke“ und zur Weinstraße, zugleich die Grenze zum Landkreis Rhön-Grabfeld, gewechselt wurde.
Interessant für alle Teilnehmer war einmal die Sicht aus dem entlegenen Teil des Waldes entlang des Grenzverlaufs, und nicht aus der vertrauten Sicht der Fahr- und Wanderwege. Dazu hatten die Feldgeschworenen Gerhard Pfeiffer und Helmut Dressel den Weg gerodet, freigeschnitten und gekennzeichnet.
Aufschlussreiche Informationen gab es von Förster Wolfgang Meiners. Zum einen informierte er über den Aufbau und die Struktur des Ermershäuser Gemeindewaldes, den er als einen der schönsten Wälder der Region bezeichnete. Zum anderen informierte er über die Bedeutung und die Geschichte der unterschiedlichen Grenzsteine, die bei der Wanderung regelmäßig auftauchten. Zu sehen gab es historische Grenzsteine aus dem Jahr 1834, die damals das Königreich Bayern (KB) vom Herzogtum Sachsen-Meiningen (HSM) trennten. Oder einen Jagdstein aus dem Jahr 1836, der die Jagdgebiete der von Wöllwarth (vW) und der von Guttenberg (vG) trennte. Der älteste vorgefundene Stein aus dem 16. Jahrhundert trägt die Inschrift „ZENT“ und steht an der Grenze zweier Centgerichtsbezirke.
Begutachtet wurde auch ein so genannter trigonometrischer Punkt aus der Neuzeit, der der Landvermessung dient. Historische Informationen gab es auch zum „Judenweg“, der von Ermershausen nach Schweickershausen führt und heute als Wanderweg vom Haßbergverein mit dem Symbol „Specht“ gekennzeichnet ist. Wissenswerte Hinweise erfuhr man auch zur „Weinstraße“, eine bedeutende Handelsstraße im späten Mittelalter, die von Haßfurt kommend nach Weimar führte und Ermershäuser Gemeindegebiet querte.
Walter Herold berichtete zudem über die letzte Republikflucht aus der DDR, die sich 1986 beim ehemaligen Grenzübergang ereignete. Und noch interessanter wurde es für die Teilnehmer, als von den von geheimen Schmuggelwegen und den Schmuggelgeschäften, die nach dem Krieg zwischen West und Ost florierten, erzählt wurde.