Die Energiepreise sind in den letzten Monaten so stark angestiegen wie nie zuvor. Dazu bereiten hohe Material- und Rohstoffpreise große Sorgen und sie werfen so manche Kalkulation für die Kunden über den Haufen. Wie gehen die Handwerksbetriebe im Landkreis Haßberge mit dieser Preisspirale um und wie geben sie die gestiegenen Kosten an die Verbraucher weiter? Diese Frage stellten wir einigen Handwerksbetrieben und Einrichtungen im Landkreis.
Kreishandwerksmeister Hans-Georg Häfner aus Eltmann sieht seine Handwerksbetriebe dabei vor einer großen Herausforderung. Sie reichten von der enormen Preissteigerung für Materialien und Energiekosten über Lieferengpässe und längere Wartezeiten bis hin zu der Weitergabe der Preise an die Kunden.
Der erfahrene Elektromeister mit einem Betrieb für Elektrotechnik mit 30 Mitarbeitern in Eltmann, hat schon weltweit Aufträge an Land gezogen. In den 30 Jahren seines Bestehens hat er bereits über 50 junge Leute ausgebildet. Die schlimmste Zeit sei aber jetzt die Corona-Pandemie, wenn die Arbeiter hinaus auf die Baustelle gingen. "So schickte ich vor kurzem fünf Mitarbeiter zu einem Großkunden in 300 Kilometer Entfernung. Obwohl sie sich täglich testen, hatte dann plötzlich ein weiterer Test beim Kunden ,positiv' angezeigt. Was blieb mir übrig, als mit meinem Pkw schnell dorthin zu fahren und den Mitarbeiter heimzubringen. Daheim war aber dann sein PCR-Test allerdings negativ."
Lieferzeiten verdoppelt
Schwierig sei auch die Zeit für seine sechs Lehrlinge gewesen, weil nahezu ein Jahr lang kein Schulbetrieb herrschte und man sich deswegen in der Firma um ihre Ausbildung kümmern musste. Ein weiteres Problem seien seit einem Jahr die Materialverknappung und der Preisanstieg bei Produkten im technischen Bereich. Die frühere Lieferzeit von 12 Wochen habe sich mehr als verdoppelt, meinte er mit Blick auf Brandmeldeanlagen.
Der Preis für Kupfer sei innerhalb kürzester Zeit von 3,00 auf derzeit 8,95 Euro pro Kilogramm gestiegen und habe sich damit verdreifacht. "Das trifft uns sehr, denn wir verlegen hauptsächlich Kabel für Maschinen und in der Industrie. Fehlstromschutzschalter, die ja dauernd benötigt werden, sind fast nicht zu haben und unser Zulieferer hat hier einen Rückstand von 15 000 Stück." Da bleibe nichts anderes übrig, als auf Fremdfabrikate - verbunden mit einem Systemwechsel - auszuweichen. Das bedeute aber, dass die Firma später Ersatzmaterial für zwei Systeme vorhalten müsse.
"Auf der anderen Seite kommen Kunden händeringend auf uns zu und suchen für ihre Betriebe Lösungen zur Energieeinsparung, weil sich ihre Stromkosten verdreifacht haben. Hier passiert viel."
Nicht anders ergehe es Schreinereien mit Lieferengpässen und enormen Preissteigerungen für Holz, Holzwerkstoffen und Zubehörteilen. Schreinermeister Bruno Böhmer aus Mürsbach ist in seinem Betrieb breit aufgestellt mit Schwerpunkt auf Treppen und Möbel, Sondertüren sowie im Innenausbau für kirchliche Einrichtungen und in der Denkmalpflege. Er spricht von einer guten Auftragslage.
Arbeiten mit FFP2-Maske kein Zuckerschlecken
Allerdings seien in der ersten Corona-Welle auch Aufträge zurückgezogen worden und es galt eine Durststrecke zu überwinden, weil man die Kunden nicht besuchen oder fertige Produkte nicht einbauen konnte. Vor Ort sei es später auch schwierig gewesen, zu einer bestimmten Uhrzeit mit FFP-Maske und weiterem Aufwand ein Haus umzukrempeln. Vor allem habe der Zeitaufwand gewaltig zugenommen.
"Aber auch die Kalkulation von Aufträgen wird angesichts der sich schnell verändernden Preise immer schwieriger. So sind die Plattenpreise der verarbeitenden Industrie um nahezu 80 bis 100 Prozent gestiegen, ähnlich ist es bei Metallbeschlägen." Die elektrischen Maschinen in einer Schreinerei benötigten viel Strom, weshalb sich in seinem Betrieb die Energiekosten um rund 33 Prozent erhöht hätten. Dies alles beeinflusse den Preis für die Kunden.
Die gestiegenen Energie- oder Spritkosten wirkten sich auch auf andere Handwerksbetriebe wie Bäckereien aus. Ein Betrieb habe die Versorgung seiner Kunden mit mobilen Verkaufsfahrzeugen bereits eingestellt. Auch ein Holzbetrieb sei in finanzielle Schieflage geraten.
Auch an Dienstleistungsbetrieben wie einer Fahrschule gingen die gestiegenen Kosten fürs Tanken natürlich nicht spurlos vorüber, egal ob es eine Einmann-Fahrschule sei oder eine Großfahrschule, meint Fahrlehrer Harald Pascher aus Ebern. "Neben den explodierenden Spritpreisen betrifft die Preissteigerung bei uns auch die Strom- und Heizkosten für die Unterrichts- und Büroräume. Dazu kommt, dass bedingt durch die hohe Inflation teilweise auch die Gehälter der angestellten Fahrlehrer angehoben wurden. Leider mussten auch wir diese Kostensteigerungen teilweise an unsere Kunden weitergeben. Dadurch erhöhen sich die Führerscheinkosten zwischen 3 und 8 Prozent."