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Kreis Haßberge
Ende der Maskenpflicht: Wie der Einzelhandel im Landkreis Haßberge damit umgeht
Auf der einen Seite steht die Freude über mehr Freiheiten, auf der anderen die Angst vor mehr Ansteckungen. Das sagen Ladenbetreiber in Haßfurt, Hofheim und Zeil.
Pflicht sind die Masken im Einzelhandel ab diesem Montag nicht mehr. Aber in vielen Geschäften gilt: Die Kundschaft hat die Wahl, das Personal trägt weiterhin Mund-Nasen-Schutz.
Foto: René Ruprecht | Pflicht sind die Masken im Einzelhandel ab diesem Montag nicht mehr. Aber in vielen Geschäften gilt: Die Kundschaft hat die Wahl, das Personal trägt weiterhin Mund-Nasen-Schutz.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:05 Uhr

Ab diesem Montag entfällt die Maskenpflicht im Einzelhandel und in der Gastronomie - trotz der weiterhin hohen Inzidenzen. Obwohl der Schritt schon lange in der Diskussion stand, kam er für manche überraschend. "Wir haben erwartet, dass Söder noch mal eine Extraspur fährt", sagt Franz Wölfel von der Buchhandlung Glückstein in Haßfurt. Gerade bei den aktuell sehr hohen Inzidenz- und Infektionszahlen dürfe man sich schon darüber wundern, dass gerade jetzt die Maßnahmen gelockert werden.

Geschäfte setzen auf Freiwilligkeit

"Ich gehe davon aus, dass viele freiwillig weiter Maske tragen werden", meint der Buchhändler. Auch er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz tragen, "weil die Inzidenzen halt so sind, wie sie sind". Für die Kundschaft sei die Beschränkung aufgehoben. "Wir freuen uns aber, wenn Leute sie trotzdem tragen." Dabei betont er aber, dass das jeder für sich selbst entscheiden müsse. Er werde sicher niemandem, der ohne Maske in den Laden kommt, nahelegen, doch eine aufzusetzen.

Aber könnte das Wegfallen der Maskenpflicht auch zur Folge haben, dass manche Kundinnen und Kunden aus Angst vor einem erhöhten Ansteckungsrisiko nicht mehr in kleine Geschäfte gehen? "Ich glaube nicht, dass es eine große Wirkung auf den Umsatz haben wird", meint Wölfel, zumal seine Buchhandlung einen eigenen Online-Shop betreibt. Wer sich also beim Besuch im Laden unwohl fühlt, könne auch diesen nutzen und trotzdem beim lokalen Buchhändler einkaufen.

Das Personal hat sich an die Masken gewöhnt

Ganz ähnlich will es Michael Minnich in seinem Schuhhaus in Zeil halten. "Wenn's frei ist, werde ich mich nicht dagegen wehren", begründet Minnich, warum er die Maskenpflicht in seinem Laden nicht von sich aus aufrechterhält. Dennoch zeigt er Verständnis für Kundinnen und Kunden, die aus Vorsicht weiterhin Masken tragen wollen. "Jeder kann sich selbst schützen." Über sich und seine Angestellten sagt er: "Wir werden weiterhin Maske tragen. Wir haben uns daran gewöhnt."

Diese Schilder gehören ab diesem Montag der Vergangenheit an: Denn dann gibt es die Maskenpflicht im Einzelhandel und in der Gastronomie nicht mehr.
Foto: René Ruprecht | Diese Schilder gehören ab diesem Montag der Vergangenheit an: Denn dann gibt es die Maskenpflicht im Einzelhandel und in der Gastronomie nicht mehr.

Einer, der sich darüber freut, dass die Maskenpflicht nicht mehr gilt, ist Martin Hofmann. Damit werde es zumindest nicht mehr vorkommen, dass er in seinem Musikgeschäft in Hofheim Diskussionen mit Kundinnen und Kunden führen muss, die die Maskenpflicht ablehnen. Oder, dass er Leute wegschicken muss, weil sie die Maske vergessen haben.

Online-Handel sorgt für Probleme

Im Gegensatz zum Buchhändler Franz Wölfel hat Martin Hofmann tatsächlich die Sorge, dass die Corona-Zeit dazu beigetragen hat, dass Kundschaft vom Einzelhandel ins Internet abwandert. Allerdings weniger aus Angst vor Ansteckung, sondern aus mangelnder Bereitschaft, beim Einkaufen eine Maske zu tragen.

"Ich gehe davon aus, dass viele freiwillig weiter Maske tragen werden"
Franz Wölfel, Buchhandlung Glückstein, Haßfurt

Einmal habe er erlebt, dass sich eine Kundin geweigert habe, den Laden zu betreten, wenn sie dort eine Maske aufsetzen müsse. Letztlich fand Hofmann eine Lösung: Er verkaufte ihr etwas im Eingangsbereich des Ladens, sodass sie draußen stehenbleiben konnte, wo sie keine Maske tragen musste. "Bevor man Leute ins Internet abwandern lässt, versucht man alles", begründet er, warum er die Kundschaft in solchen Fällen nicht einfach abweist - wobei die Konkurrenz durch den Online-Handel "nicht nur ein Corona-Problem" sei. Dennoch sieht auch Hofmann ein Risiko, das das Ende der Maskenpflicht mit sich bringt: "Ich hoffe, dass die Inzidenzen nicht wieder steigen."

Kein Grund, unvorsichtig zu werden

"Ich bin ein Freund davon, auf Vernunft zu setzen", sagt Marco Tonin, Inhaber des Café Bassanese am Haßfurter Marktplatz und Vorsitzender des Aktionskreises Haßfurt Aktiv (AHA). Über das Ende der Maskenpflicht sei er froh, da es gut für die Gastronomie und den Einzelhandel sei. Er rate aber trotzdem zur Vorsicht. So sei es auch sinnvoll, auf die Größe eines Ladens zu schauen: Wo viel Platz ist und sich Abstände leicht einhalten lassen, könne man gut auf die Maske verzichten, doch gerade in kleinen Geschäften sei es durchaus eine Überlegung wert, freiwillig weiterhin Maske zu tragen.

Tonin findet es schwierig, für den gesamten AHA zu sprechen, beschreibt aber, wie er in seinem eigenen Café mit der neuen Situation umgeht. So sei bei Bassanese intern die Entscheidung gefallen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorerst weiter Masken tragen, während die Gäste die freie Entscheidung haben.

Freude über jedes Lachen der Kundschaft

Mit einem Schild an der Tür will er die Gäste auch darauf hinweisen, dass sie weiterhin freiwillig Masken tragen können. Das solle auch Menschen, die Angst vor einer Infektion haben, die Unsicherheit nehmen. Gleichzeitig will er aber deutlich machen, dass sich niemand zum Tragen einer Maske genötigt sehen soll. "Ich freue mich natürlich über jedes Lachen, das ich von meiner Kundschaft sehe, aber man sollte verantwortungsvoll damit umgehen", sagt Tonin.

Lockerungen müssen ja nicht bedeuten, 'dass Montag früh alles weggeräumt werden muss.' Marco Tonin hält es beispielsweise für sinnvoll, Desinfektionsmittelspender stehenzulassen.
Foto: Patty Varasano | Lockerungen müssen ja nicht bedeuten, "dass Montag früh alles weggeräumt werden muss." Marco Tonin hält es beispielsweise für sinnvoll, Desinfektionsmittelspender stehenzulassen.

Mehrere Befragte sehen auch die Gefahr, dass wie schon in den vergangenen beiden Jahren nach einem entspannteren Sommer die Pandemie im Herbst und Winter wieder zuschlägt. "Es kann ja zurückkommen", mahnt Marco Tonin zur Vorsicht. So bedeute die Lockerung der Corona-Regeln ja nicht, "dass Montag früh alles weggeräumt werden muss." Nichts spreche dagegen, Desinfektionsmittelspender oder Trennwände stehenzulassen oder Tische regelmäßig zu desinfizieren.

Die Angestellten tragen weiter Maske

Allgemein ist es ein weit verbreiteter Umgang mit der Situation, der Kundschaft die Maskenpflicht freizustellen, das Personal aber weiter Masken tragen zu lassen. "Die Angestellten lassen die Maske vorsichtshalber noch auf", sagt Sonja Schneider-Will vom Modegeschäft Viva la Diva in Hofheim. "Das machen ja viele so." Auch die Angst vieler Menschen, sich beim Einkauf im Einzelhandel anzustecken, hat sie mitbekommen. Deswegen hatte der Laden sogar zeitweise ein Schild an der Tür hängen, auf dem zu lesen war, dass alle Mitarbeiterinnen geboostert sind.

"Die Angestellten lassen die Maske vorsichtshalber noch auf"
Sonja Schneider-Will, Viva la Diva, Hofheim

Eben weil sie diese Sorge der Kundschaft kennt, könne sie sich auch vorstellen, dass der Fall der Maskenpflicht wieder dazu führen kann, dass mehr Menschen online einkaufen. Ähnlich wie Martin Hofmann betont auch sie, dass der Online-Handel den kleinen Geschäften nicht erst seit der Corona-Krise zu schaffen mache. "Das macht den ganzen Einzelhandel kaputt."

"Superhelden tragen freiwillig Maske"

Auch Renee Büchner vom Weinhaus Schaffner in Haßfurt sagt, er könne sich vorstellen, "dass sich Leute wieder zurückhalten werden". Er und seine Frau wollen in ihrem Laden bei der Maskenpflicht in ihrem Geschäft und der dazugehörigen Vinothek ebenfalls auf Freiwilligkeit setzen. Sowohl die Kundschaft als auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können selbst entscheiden, ob sie eine Maske tragen wollen. "Bei stärkerem Aufkommen werden wir Maske tragen", beschreibt Büchner, wie seine Frau und er persönlich mit der Situation umgehen wollen.

Der Handelsverband stellt Geschäften Plakate zum Ausdrucken zur Verfügung, die Kundinnen und Kunden darauf hinweisen, dass sie auch weiterhin freiwillig Masken tragen können.
Foto: Handelsverband Bayern | Der Handelsverband stellt Geschäften Plakate zum Ausdrucken zur Verfügung, die Kundinnen und Kunden darauf hinweisen, dass sie auch weiterhin freiwillig Masken tragen können.

Auch beim Weinhaus Schaffner sollen Schilder an der Tür darauf hinweisen, dass niemand etwas dagegen hat, wenn Kundinnen und Kunden freiwillig weiterhin Masken tragen. Dafür stellt der Handelsverband Plakate zur Verfügung, die Betreiber von Geschäften ausdrucken und aufhängen können. "Superhelden tragen freiwillig Maske", steht darauf. So wolle Büchner auch im Gegensatz zu manchen anderen Läden keine Werbung damit machen, dass die Leute jetzt wieder ohne Maske in den Laden kommen dürfen. Gleichzeitig betont er aber auch: "Wir verpflichten keinen dazu. Das muss jeder selber wissen."

 
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  • K. F.
    söder fuhr schon immer eine extra fahrradrunde. nur wie es im nächsten märz aussieht, sind bis dahin wohl auch platt gefahren, dann isses aus mit regiment.
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