
In über 40 Jahren hat Horst Bausewein die "Musikkneipe" in Eltmann zu einem Treff mit Kultstatus gemacht. Jetzt ist es ihm gelungen, sein Lebenswerk nicht nur über die Pandemie zu retten, sondern auch in jüngere Hände zu geben. Marc Klenk und seine Mutter Daniela Betz haben Mitte Januar den Betrieb übernommen und sind begeistert von der Reaktion der Gäste. "Es ist wirklich gut angelaufen in den ersten Wochen", freut sich Daniela, die vorher schon seit elf Jahren zum Team der "Musikkneipe" gehörte.
Das Gebäude mit der markanten Bemalung sticht am Eingang zum Industriegebiet Eltmann ins Auge, von der (ehemaligen) Bundesstraße ist die kleine Neonreklame, ebenfalls mit Kultstatus, auf dem Dach kaum zu übersehen.
Viele Kneipen, Discotheken und Clubs im Landkreis Haßberge kamen und gingen seit den 1980er Jahren, die "Musikkneipe" behauptete sich als Konstante über die Jahrzehnte. "Zum Horst" ging man auch über das Jugendalter hinaus. Und so ist heute das Publikum bunt gemischt quer durch alle Altersklassen: Stammgäste, aus der näheren Umgebung, aber auch aus dem Landkreis Bamberg. "Gerade aktuell machen ja vor allem Kneipen eher zu. Wir hoffen, dass das für uns auch eine Chance ist", so Daniela Betz.
Gastronomie liegt ihr im Blut. Als alleinerziehende Mutter war das für sie über Jahrzehnte eine gute berufliche Basis, früher in Speiselokalen, dann in der Musikkneipe. Sie kann gut mit Leuten, zeigt auch mal klare Kante, wenn jemand schwierig wird. "Aber das haben wir hier eigentlich kaum", erzählt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.

Dass Horst Bausewein den Ruhestand ansteuert, das sei schon vor der Pandemie kein Geheimnis im Team gewesen. Nachdem die Gastro wieder normal laufen konnte, war ihm klar, dass erstmal bei potentiellen Nachfolgern große Verunsicherung herrschen würde. Auf die Gäste der "Musikkneipe" war jedenfalls Verlass: der Laden lief wieder und so war es trotz der langen Vorlaufzeit im Dezember 2023 für Marc Klenk und seine Mutter doch eine spontane Entscheidung, ab 2024 den Betrieb zu übernehmen.
Am 22. März gibt es erstmals wieder Live-Musik
Sie wollen das als Familie stemmen. Neben Marc, der noch bis Mai seine zweite Ausbildung abschließt, stehen auch seine Geschwister bereit, das Team bei Bedarf zu verstärken. Vorerst wird er aber noch anderweitig berufstätig bleiben, ist er vorsichtig bei allem Optimismus. Gerade klingelte das Telefon, eine Tischreservierung kommt herein, er strahlt. "Gestern hatten wir hier volles Haus, die Stimmung war bestens und ab März wollen wir regelmäßig Live-Musik anbieten," erzählt der 23-Jährige. Den Auftakt machen am 22. März eine Irische Band in Kooperation mit der Volkshochschule und gleich am 23. März die Rockband "Zero", die man schon von der Mainhalbinsel kennt.
An der kultigen und unverwechselbaren Innenausstattung der "Musikkneipe" hat sich nichts verändert, den Biergarten wollen Marc und seine Mutter noch etwas aufhübschen, bevor die Outdoor-Saison beginnt. Zunächst galt die Aufmerksamkeit der Küche, die modernisiert wurde. Die liefert auch künftig die bekannten "Spezialitäten" wie das Schnitzelsandwich oder eine Auswahl an Burgern und Fingerfood. Die Currywurst wird es künftig in neuen Varianten geben. In Kooperation mit einem regionalen Metzger wird es im Frühling Bärlauch-Wurst geben und außerdem Chili-Wurst in drei verschiedenen Schärfegraden.

Die Augen von Marc Klenk blitzen, wenn er von der Zukunft der "Musikkneipe" erzählt. Er ist voller Tatendrang. Natürlich weiß er, dass das Leben als Kneipenwirt anstrengend ist. Schon als Azubi hat er nebenbei in der Gastronomie gejobbt. "Aber ich liebe das. Kneipenleben ist actionreich, man trifft so viele Menschen und erfährt immer Neuigkeiten."
Vor der Selbständigkeit ist ihm nicht bange. Im ersten Beruf ist er Einzelhandelskaufmann, seine Mama hat neben der Gastronomie eine zweite Liebe: "ich mache echt gern Buchhaltung". Das ist eine wichtige Grundlage für eine Selbständigkeit.
Nach vier Wochen sind sie jedenfalls sehr optimistisch. Dass es nicht immer brechend voll sein wird, wissen sie; auch, dass die Leute künftig stärker auf’s Geld schauen werden, ebenfalls. Das haben sie bei der Preisgestaltung berücksichtigt, sowohl auf der Speise- als auch auf der Getränkekarte. Die besticht durch eine große Auswahl, gerade auch bei den Cocktails. 22 mit und elf Cocktails ohne Alkohol stehen da – die Autofahrer und Autofahrerinnen unter den Gästen werden diese Auswahl sicherlich würdigen. Jetzt sind die beiden erstmal gespannt auf die ersten beiden Live-Abende.