
Für die Stadt Eltmann ist es ein Grund zur Freude, für die Nachbargemeinde Ebelsbach dagegen eine herbe Niederlage: Nach der Verhandlung am Donnerstag hat das Verwaltungsgericht Würzburg die Klage der Ebelsbacher gegen eine geplante Gewerbefläche in den ELT-Auen abgewiesen. Das Gericht hat also keinen Einwand gegen den Bau eines Supermarktes im Grenzgebiet der beiden Kommunen.
Ein alter Konflikt
Der Konflikt zwischen den Nachbarorten besteht schon seit einiger Zeit. Ebelsbach und Eltmann liegen nahe beieinander, im Grenzgebiet zwischen den beiden Orten fließt der Main, parallel dazu verläuft die Bahnstrecke. Die Ortsgrenze ist allerdings nicht, wie es andernorts häufig ist, der Fluss. Vielmehr verläuft die Grenze entlang der Bahngleise, der gemeinsame Bahnhof Ebelsbach-Eltmann hat also tatsächlich zwei Ausgänge, von denen einer auf Ebelsbacher, der andere auf Eltmanner Gebiet liegt. Somit liegt das Industriegebiet, das sich zwischen der Bahnlinie und dem Fluss befindet, zwar auf der Ebelsbacher Mainseite, aber auf Eltmanner Grund.
In diesem Bereich liegt auch die ehemalige Kistenfabrik Rebhan. Deren Gelände will die Stadt Eltmann nun neu nutzen, wobei auch die Idee aufkam, einen Supermarkt dort anzusiedeln. „Ich möchte betonen, dass der Markt auf uns zugekommen ist“, sagt der Eltmanner Bürgermeister Michael Ziegler dazu. Es sei also nicht in erster Linie die Idee der Stadt gewesen, hier eine Gewerbefläche zu schaffen, allerdings habe Eltmann als Unterzentrum auch einen gewissen Versorgungsauftrag, weshalb die Idee bei Bürgermeister und Stadtrat gut ankam. So stellten sie den „Sonderbebauungsplan ELT-Auen“ auf, das Landratsamt Haßberge genehmigte den entsprechenden Bauantrag.
Angst um die Kaufkraft
Widerstand kam aus Ebelsbach. Dort gab es Befürchtungen, viele Ebelsbacher könnten dort einkaufen, was weniger Einnahmen für die Ebelsbacher Märkte bedeute, während von der Gewerbesteuer nur Eltmann profitiere. Auch um die Auswirkungen, die der Neubau auf den Hochwasserschutz haben könnte, machten sich der Ebelsbacher Bürgermeister Walter Ziegler und seine Gemeinderäte sorgen.
Eltmanns Bürgermeister Michael Ziegler widerspricht: In Sachen Hochwasserschutz sei alles geklärt – wenn es Probleme gäbe, würden ja auch die Behörden einschreiten. Zudem gebe es ein Gutachten, das belege, dass durch den Markt keine Kaufkraft abgezogen werde.
Aldi hat es sich anders überlegt
Ursprünglich war es der Ebelsbacher Aldi, der auf der Suche nach Flächen für einen größeren Neubau Interesse am Rebhan-Gelände zeigte. Mittlerweile hat der Konzern allerdings die Pläne verworfen und in Ebelsbach ein geeignetes Areal für einen größeren Markt gefunden. „Aldi hat eine Vorentscheidung getroffen und sich für den Standort Ebelsbach entschieden“, sagt Walter Ziegler. Doch auch bei anderen Unternehmen besteht Interesse an der Fläche. Selbst wenn noch nicht sicher ist, welche Supermarktkette hier letztlich ihren Platz findet, sollten ein Bebauungsplan und eine Baugenehmigung schon einmal für Planungssicherheit sorgen.
Doch eben gegen diese Entscheidungen des Eltmanner Stadtrats und des Landratsamtes Haßberge hatte die Gemeinde Ebelsbach geklagt. Die Klage zum Bebauungsplan läuft noch vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München. Über die Baugenehmigung hatte nun das Verwaltungsgericht Würzburg zu entscheiden. Dieses schloss sich der Argumentation des Landratsamtes und der Stadt Eltmann an und lehnte damit die Ebelsbacher Klage ab. „Für uns war klar, dass wir schlüssig argumentiert haben“, sagt Michael Ziegler. „Wir begrüßen, dass die Klage abgewiesen wurde.“ Wie genau das Gericht sein Urteil begründet, wissen die beiden Bürgermeister noch nicht. Derzeit liegt nur das Urteil selbst vor, die Urteilsbegründung soll in zwei bis drei Wochen folgen.
Zwar bleibt noch die Klage gegen den Bebauungsplan, die in München läuft, diese hat jedoch keine aufschiebende Wirkung. Theoretisch könnte die Eltmanner Seite also jederzeit mit dem Bau beginnen.
„Wir müssen das akzeptieren“
„Es ist so. Wir müssen das akzeptieren“, sagt Ebelsbachs Bürgermeister Walter Ziegler. Aufgrund des Verhandlungsverlaufs sei auch von diesem Ergebnis auszugehen gewesen. Seiner Einschätzung nach handelt es sich allerdings um ein Projekt, das vor allem der Eltmanner Bürgermeister und Stadtrat wollen. Walter Ziegler selbst habe durch Unterhaltungen mit Eltmanner Bürgern den Eindruck gewonnen, dass die Menschen dort dem Projekt eher ablehnend gegenüberstehen. Dieser Einschätzung widerspricht Michael Ziegler. „Dass die Mehrheit dagegen sein soll, kann ich mir nicht vorstellen.“