Während die Kirchen landauf, landab über immer weniger Kirchenbesucher jammern, lassen sich anscheinend in manchen Gotteshäusern immer mehr ungeliebte Untermieter nieder. So zumindest ist es in der katholischen Kirche St. Wendelin in Steinbach. In ihr nämlich ist der Holzwurm tätig und hat unter anderem die Orgel zum Fressen gern. Deshalb soll es dem Schädling nun an den Kragen gehen.
Die denkmalgeschützte Kuratiekirche St. Wendelin wurde von 1766 bis 1769 im Stil des Spätrokoko erbaut. "Der Baustil des genialen Architekten Balthasar Neumann ist hier nicht zu leugnen. Deswegen wird die kleine Kirche zärtlich als `Klein-Limbach´ bezeichnet, so wie als `Klein-Vierzehnheiligen´ die Wallfahrtskirche Maria Limbach", zitiert Kirchenrätin Manuela Schneyer aus einer kleinen Chronik zum 250. Kirchenjubiläum.
Der Innenraum betört durch seine reiche Ausstattung und Ornamentik
Allerdings stammen die Pläne von Ignatz Michael Franz Neumann (1733–1785), dem ältesten Sohn von Balthasar Neumann (1687–1753), der die Wallfahrtskirche von Limbach plante, aber die Einweihung seines Werkes im Jahre 1755 nicht mehr erleben konnte. Wenngleich das Kirchengebäude außen eher schlicht anmutet, so eröffnet sich dem Besucher bei seinem Eintritt ein architektonisch harmonischer Innenraum, der durch seine reiche Ausstattung und die muschelartige Ornamentik den Zeitgeist des Rokokos vermittelt.
"Besonders zur Weihnachtszeit erfreut sich die Steinbacher Kirche bei Besuchern großer Beliebtheit, wenn die zahlreichen Lichter und goldfarbenen Sterne an den Weihnachtsbäumen um die Wette funkeln und das Gotteshaus bei weihnachtlicher Hintergrundmusik zu einer kleinen Auszeit vom Alltag einlädt", kommt Manuela Schneyer ins Schwärmen.
Doch schon seit längerer Zeit weist das Kircheninterieur einen starken Schädlingsbefall auf. Diesen Befall habe man dem Bischöflichen Ordinariat der Diözese Würzburg bereits im Jahre 2001 angezeigt. Nachdem die Diözes ein dreimonatiges Baumoratorium von 2019 bis 2022 ausgegeben hatte, habe man 2023 einen entsprechenden Antrag für eine Förderung gestellt.
Die Gesamtkosten waren dabei mit 12.000 Euro ausgewiesen. Die Hauptabteilung der Diözese für Finanzen und Immobilien hat die geplante Maßnahme als notwendig erachtet und die stiftungsaufsichtliche Genehmigung erteilt. Jedoch hat die Diözese gegenüber der Redaktion am Montag noch einmal bestätigt, dass die geplante Begasung nicht den allgemein gültigen Zuschussrichtlinien entspricht, die ab 25. Juli in Kraft getreten sind. "Dementsprechend hat die Diözesanbaukommission die Bezuschussung abgelehnt", heißt es aus Würzburg.
Die Kirchengemeinde will nicht locker lassen
Für Manuela Schneyer, Mitglied der Kirchenverwaltung Steinbach und auch Mesner Thomas Blasl, "ist es unverständlich und auch den Gottesdienstbesuchern bzw. den Kirchensteuerzahlern nach dem Ende des dreijährigen Bau-Moratoriums nicht zu vermitteln, dass die Diözese Würzburg das Begasungsverfahren zwar als notwendig erachtet, eine Bezuschussung jedoch ablehnt." Man werde bei der Diözese deswegen nicht lockerlassen und weiterhin auf eine Kostenbeteiligung drängen.
Als Begründung geben sie an, dass die im Maßnahmenkatalog aufgeführten Instandhaltungsmaßnahmen keine abschließende, sondern eine beispielhafte Aufzählung darstellten und eine sachgerechte Ermessensausübung bei der Prüfung einer zumindest anteiligen Kostenübernahme nicht zu erkennen sei.
Möglicherweise Zuschüsse aus dem Denkmalfonds?
Auch Pfarrer Dr. Rusin wolle hier weiter am Ball bleiben, ebenso wie die Kirchengemeinde. "Die Kirchengemeinde soll ja weiter das kirchliche Leben vor Ort pflegen und ihre Kirche erhalten. Wie soll das aber geschehen, wenn wir keine Unterstützung von der Kirche selbst bekommen?" meinte Manuela Schneyer nachdenklich. Allerdings: In einer Antwortemail an die Redaktion stellt die Diözese eine Bezuschussung aus den Mitteln des Denkmalfonds in Aussicht, weil ja die liturgische Ausstattung betroffen sei.
Derzeit stellt sich die Finanzierung der Maßnahme "Begasung der Kirche" mit 12.000 Euro so dar, dass sich erfreulicherweise die Gemeinde Ebelsbach mit einer Förderung von 10 Prozent beteiligt und die Unterfränkische Kulturstiftung eine Zuwendung in Höhe von 900 Euro gewährt. Sofern nicht weitere Zuschussgeber wie das Denkmalamt und vor allem die Diözese zu finden seien, würde die Katholische Kirchenstiftung an den übrigen Kosten alleine hängen bleiben. Natürlich nehme man auch gerne private Spenden entgegen und bedanke sich schon im Voraus dafür.
Am stärksten betroffen ist wohl die Treppe zur Empore
Dass die Maßnahme keinen Aufschub vertrage, zeigte Mesner Thomas Blasl auf. "Der Befall ist an zahlreichen einige Millimeter breiten Löchern und Ansammlungen von Bohrmehl zu sehen. Je mehr Löcher zu sehen sind, desto stärker ist das Holz bereits zerstört. Am deutlichsten kommt dies an der Treppe zur Empore zum Vorschein mit dem gelblichen Staub, der auch von der Emporenbrüstung oder von Heiligenfiguren rieselt."
Sorge macht dem Kirchenvorstand in diesem Bereich auch die Orgel, die erst im Jahre 2014 neu eingebaut wurde. Nicht anders sieht es bei den Kirchenbänken aus oder bei den Holzstatuen im Altarraum. Mit einer Fachfirma wird nun eine Begasung zur Bekämpfung und Ausrottung des Holzwurmes vom 14. bis 18. August durchgeführt. Die Kirche ist während dieser Zeit verschlossen und auch Fenster und sonstige Öffnungen sind abgedichtet.
Bürger können vom Holzwurm befallene Gegenstände mitbehandeln lassen
Die Kuratiegemeinde ist in dieser Situation noch auf die Idee gekommen, interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit anzubieten, auch ihre vom Holzwurm befallenen Gegenstände gegen eine Spende mitbehandeln zu lassen. Mittelsperrige Ausstattung wie Möbel, Figuren, Werkzeuge und andere Kleinteile können dazu beschriftet am 10. oder 12. August, jeweils 10 bis 12 Uhr, in der Kirche in Steinbach abgegeben werden. In besonderen Fällen sollte aber mit Mesner Thomas Blasl, Rufnummer (09522)80126, vorher Kontakt aufgenommen werden.