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Haßfurt
Eindruck "bürgerkriegsähnlicher Zustände":  Strafbefehl nach Morddrohung gegen Haßberge-Landrat verhängt
In einem zweiten Fall hatte ein Mann den CSU-Politiker in einem Gruppen-Chat als "größte Pfeife" bezeichnet. Was ihre Äußerungen die beiden Beschuldigten jetzt kosten.
Den Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider beleidigt und bedroht: Die zwei Strafbefehle des Amtsgerichts Haßfurt sind inzwischen rechtskräftig. 
Foto: Volker Hartmann, dpa (Symbolfoto) | Den Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider beleidigt und bedroht: Die zwei Strafbefehle des Amtsgerichts Haßfurt sind inzwischen rechtskräftig. 
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 11.12.2024 02:40 Uhr

Es ist ein besonderer Fall von Hass und Hetze gegen Politikerinnen und Politiker im Netz: Im Zuge der Bauernproteste im Januar 2024 waren eine Morddrohung und eine Beleidigung gegen den CSU-Politiker Wilhelm Schneider, Landrat im Landkreis Haßberge, öffentlich geworden. Jetzt stehen die Urteile des Amtsgerichts Haßfurt fest.

Auf Anfrage dieser Redaktion teilt der zuständige Direktor Christoph Gillot mit, dass das Amtsgericht Ende November im Falle der Morddrohung eine Geldstrafe in Höhe von 60 Tagessätze zu je 40 Euro, also 2400 Euro, verhängt hat. Der ergangene Strafbefehl liegt dieser Redaktion vor. Demnach sah es der zuständige Richter als erwiesen an, dass sich die Angeklagte am 30. Dezember 2023 in einer offiziellen Chat-Gruppe des Vereins "Landwirtschaft verbindet Bayern" (LSV) der "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten" schuldig gemacht habe. 

Nachricht als ernstgemeinte Ankündigung wahrgenommen

Die Beschuldigte hatte im Kontext der damaligen Gummistiefelproteste an Ortsschildern im Kreis Haßberge davon schwadroniert, Landrat Schneider an einer Laterne aufhängen zu wollen. Laut Strafbefehl ist der Beschuldigten bewusst gewesen, dass ihre "Nachricht als ernstgemeinte Ankündigung wahrgenommen wird und der Eindruck entsteht, dass bürgerkriegsähnliche Zustände herbeigeredet werden sollen". Das Urteil ist seit diesem Mittwoch rechtskräftig, erklärte der Amtsgerichtsdirektor auf Nachfrage. 

Es war nicht die einzige verbale Attacke gegen Lokalpolitiker Wilhelm Schneider. In einem weiteren Fall, ebenfalls am 30. Dezember 2023 in der LSV-Chat-Gruppe, erließ das Haßfurter Amtsgericht einen Strafbefehl gegen einen Mann wegen Beleidigung einer Person des politischen Lebens. Er hatte den CSU-Politiker unter anderem als "größte Pfeife" im Landkreis bezeichnet. Der zuständige Richter verhängte eine Geldstrafe in Höhe von 40 Tagessätze zu je 20 Euro, also 800 Euro. Das Urteil ist seit 12. Oktober rechtskräftig.

Staatsanwaltschaft nahm nach Recherche Ermittlungen auf 

Die Strafverfolgungsbehörden waren im Zuge einer Recherche dieser Redaktion auf die Gewaltäußerungen in der Chat-Gruppe aufmerksam geworden, der mehrere hundert Mitglieder angehörten. Die Staatsanwaltschaft Bamberg nahm Ermittlungen auf. Die Organisatoren der Chat-Gruppe distanzierten sich auf Nachfrage von den Äußerungen. Auch der LSV Bayern bezog damals Stellung  und teilte mit: "Gewalt gegen Personen hat nichts mit unseren Protesten zu tun." 

 
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  • Gerhard Zwierlein
    aber liebe Main Post....warum wird "Mord" nur mit 60 Tagessätzen in fast gleicher Höhe wie eine simple "Pfeife" (40 Tagessätze) beurteilt. Waren das unterschiedlich Richter, oder glauben die selbst nicht, was sie da urteilen. Hier bitte noch mal nachfragen, weshalb eine Morddrohung genau so schwer wiegt wie die "Pfeife" .
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  • Markus Wißmüller
    Weil es eben nicht genauso schwer wiegt, zahlt der eine 2400€ und der Andere 800€...
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  • Gerhard Zwierlein
    Also b ei unseren Politikern künftig aufpassen, was die selbst so loslassen. Wenn die größte Pfeife schon 40 Tagessätze kostet, dann empfehle ich einen Besuch im Pfeifenmuseum...die größte Orgelpfeife stammt übrigens aus Urspringen und steht in Südkorea. Das weiß dank der MainPost schon jeder. Wer deshalb unseren Landrat als größte Pfeife bezeichnen würde, der würde höchstens der Lüge, aber nicht der Verleumdung bezichtigt. Denn die größte Pfeife mißt NEUN Meter....da kann kein Landrat mithalten. Ne echt. Spaß beiseite. Wenn ein Politiker schon bei der Bezeichnung als "größte Pfeife" Strafrecht angewendet wissen will, dann ist er m.E. fehl am Platz. Die Rhöner sind jedenfalls stolz, das zumindest die lauteste Pfeife der Welt aus der Rhön kommt. Knappe 10 Meter hoch, mit Namen "vox maris" ist laut Guinness Buch die lauteste Orgelpfeife mit 130 Dezibel. Was an der Pfeife negativ ist? Es fehlt ihr die Liebe? Denn hätte sie die Liebe nicht, so wäre sie nur tönendes Erz, meint Paulus!
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  • Martin Heberlein
    Wenn der Täter verurteilt wurde (was ich ausdrücklich begrüße!), muss ihn der Landrat ja angezeigt haben. Ich dachte, sowas macht nur der Habeck...
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  • Walter Stöckl-Manger
    "Gewalt gegen Personen hat nichts mit unseren Protesten zu tun."

    Seid Ihr Euch da wirklich gaaanz sicher.
    Ich nicht.
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