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KARBACH
Ein Wunsch geht in Erfüllung
Sabine Weinbeer
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:56 Uhr

Jetzt muss nur noch der Frühling kommen, dann wird Felix richtig los legen. Gerade hat Orthopädie-Techniker Matthias Pencz vom Sanitätshaus Mannl und Hauck ihm sein neues Dreirad angepasst. Es ist ein therapeutisches Dreirad, denn Felix Estenfelder leidet unter einer seltenen Krankheit, die ihn körperlich ähnlich beeinträchtigt wie eine Parkinson-Erkrankung. Um dem Sechsjährigen ein solches Reha-Dreirad zu ermöglichen, rangen sich seine Eltern im Dezember zu einem Spendenaufruf über diese Redaktion durch. „Und die Resonanz war überwältigend“, erzählt Bettina Estenfelder bei unserem Besuch am Freitag.

„Wir dachten, wenn 2000 Euro für das Dreirad zusammenkommen, dann finanzieren wir den Rest selbst“, erinnert sie sich an die Gespräche mit ihrem Mann, als sie überlegten, den Spendenaufruf zu starten. Manfred Tyralla, Sparkassen-Filialleiter in Untersteinbach, hatte sie dazu ermutigt, denn durch die Behinderung ihres Sohnes haben die Estenfelders aus Karbach auch hohe finanzielle Belastungen. Ein solches Dreirad beispielsweise zahlt die Kasse jemandem, der schon Rad fahren konnte und dann eine Behinderung erleidet, anstandslos.

„Aber Felix hatte ja nie die Gelegenheit, es zu lernen. Das kann er erst jetzt“, sagt Matthias Pencz. Den Mitarbeiter vom Sanitätshaus Mannl und Hauck kennt Felix. Von ihm lässt er sich geduldig die Halteriemen anpassen und sucht derweil schon mal die Klingel an seinem neuen Gefährt.

Einschränkung von Geburt an

„Ein Parkinson-Kranker konnte alles schon und verliert dann seine motorischen Fähigkeiten. Felix hat diese Einschränkungen von Geburt an und wir müssen sehen, wie viel er dazu lernen kann“, erklärt Bettina Estenfelder den Unterschied, den die Kasse nicht immer verstehen will. „L-Dopamin-responsive dystone Bewegungsstörung“ lautet die Bezeichnung für die seltene Erkrankung, die Felix sowohl motorisch als auch sprachlich stark einschränkt.

Dank der großartigen Spendenbereitschaft wird Felix jetzt einige Hilfsmittel mehr bekommen können, die ihn in seiner Entwicklung unterstützen.

Das Dreirad, dessen 4000 Euro Kosten der Auslöser des Aufrufs waren, hat nämlich ein Geschäftsmann komplett spendiert. Er möchte nicht genannt werden. Großzügig war auch Markus Eppelein, der in Haßfurt eine Bauelemente-Firma führt. Er spendierte der Familie Estenfelder einen Autositz für Felix, den man drehen kann, damit das Ein- und Aussteigen leichter fällt. „Der wird passen, bis er erwachsen ist“, freut sich die Mutter über diese Erleichterung. Einen Sitz mit Fixierung braucht Felix immer, ob auf dem Fahrrad, im Auto oder am Esstisch. Zu unkontrolliert sind oft seine Bewegungen. Das war auch schon besser dank eines zusätzlichen Medikamentes. „Aber das hat Felix nicht vertragen, hat kaum noch gegessen. Jetzt müssen wir wohl wieder in die Uniklinik und was Neues ausprobieren“, sagt sie.

Viele namentliche, aber auch viele anonyme Spenden gingen ein – so viele, dass das Obergeschoss jetzt mit einem Treppenlift erschlossen werden konnte. 10 000 Euro kostet der Lift, der Felix noch transportieren kann, wenn er erwachsen ist. Bereits angeschafft haben die Estenfelders auch ein i-Pad, das als Verständigungsmedium eingesetzt werden kann – im „Endausbau“ mit Blicksteuerung, denn „der Felix ist geistig voll da.

Der Körper funktioniert nicht zuverlässig, die Augen schon“, erklärt die Mutter.

Die kann die Entwicklung auf dem Spendenkonto noch immer nicht ganz begreifen. Dass sie so viel würden anschaffen könnten, daran hätte sie nie gedacht und das übrige Geld fließt im kommenden Winter in den Bau eines behindertengerechten Badezimmers, erzählt Bettina Estenfelder. Dankbar ist sie allen Spenden, der Sparkasse, der Gemeinde Rauhenebrach und allen Unterstützern, die Anteil nehmen an Felix‘ Schicksal.

Multifunktionales Dreirad

Wenn der Schnee im Steigerwald geschmolzen ist, wird sie sich mit ihrem Sohn ans Radfahren machen. Das Dreirad ist multifunktional. Wie das Dreirad eines Kleinkindes kann es über eine Lenkstange gesteuert werden. Die Mutter kann es auch mit ihrem eigenen Fahrrad koppeln. Und schließlich kann Felix auch ganz autonom fahren, wenn er genügend geübt hat. Direkt vor dem Haus können die Estenfelders auf das Rauhenebracher Radwegenetz. „Da freuen wir uns schon sehr drauf“, strahlt Bettina Estenfelder.

Durch das Radfahren, das Felix schon beim Probelauf durch das Wohnzimmer große Freude bereitet, erhofft sie sich neben dem Spaß für ihren Sohn eine bessere Entwicklung der Muskulatur, einen positiven Einfluss auf die motorischen Beeinträchtigungen – und vielleicht klappt es auch irgendwann mit dem Gehen. Das kann Felix derzeit nur in einem so genannten Walker, ansonsten ist er auf den Rollstuhl angewiesen.

Wer die Familie unterstützen will, der spende an folgendes Konto der Gemeinde Rauhenebrach bei der Sparkasse Ostunterfranken: DE 7379 3517 3000 0048 0111; Stichwort: Spende Felix Estenfelder.

Nachdem Matthias Pencz vom Sanitätshaus Mannl und Hauck und Mama Bettina das Dreirad auf den kleinen Felix angepasst hatten, drehte der gleich eine Runde durch das Wohnzimmer.
Foto: Sabine Weinbeer | Nachdem Matthias Pencz vom Sanitätshaus Mannl und Hauck und Mama Bettina das Dreirad auf den kleinen Felix angepasst hatten, drehte der gleich eine Runde durch das Wohnzimmer.
Aus den Spendengeldern konnte die Familie Estenfelder auch einen Treppenlift finanzieren.
Foto: Sabine Weinbeer | Aus den Spendengeldern konnte die Familie Estenfelder auch einen Treppenlift finanzieren.
 
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