In seinem Wohnzimmer fällt Rudolf Meyers große Leidenschaft sofort ins Auge. Rund ein Dutzend Jagdtrophäen von Rot-, Damm- und Rehwild schmücken die Wände. "Alle stammen von Tieren, die ich und meine Frau im Laufe der Jahre selbst geschossen haben", sagt er. Meyer geht seit 42 Jahren auf die Jagd. Der 70-jährige Wülflinger ist aber nicht nur selbst gerne im Revier unterwegs, sondern engagierte sich auch seit 1995 für die Jäger in der Region. 25 Jahre lang war er erster Vorsitzender der Kreisgruppe Haßfurt des Bayerischen Jagdverbands (BJV). Nun trat der bei den turnusgemäßen Neuwahlen nicht mehr an. Aus Altersgründen, wie er sagt. Denn obwohl sich über die Jahre vieles verändert habe, sei ihm die Begeisterung für die Jagd geblieben.
Aus vier Jahren wurden 25
"Schon mein Großvater war Jäger", sagt Meyer. Er selbst hat seinen Jagdschein mit 28 Jahren gemacht – gemeinsam mit seiner Frau Ingrid. Ein eigenes Revier hat er damals noch nicht. Stattdessen geht er mit einem befreundeten Bauern auf die Jagd. Zwei Jahre später tritt Meyer in die Kreisgruppe des BJV ein. 33 Jahre steht er dort "an vorderster Front". Erst acht Jahre lang als Schriftführer, dann wird er erster Vorsitzender. Eigentlich habe er den Posten nur für vier Jahre übernehmen wollen, sagt Meyer. Daraus wurde ein Vierteljahrhundert. Es habe ihn nie jemand ablösen wollen, sagt der Jäger: "Früher haben alle um die Vorstandschaft gekämpft, aber heute will es keiner mehr machen." Für seine besonderen Verdienste bekam er im vergangenen Jahr die Eustachius-Medaille in Bronze. Jetzt sei aber die Zeit für neue Leute und neue Ideen gekommen, sagt er. Seine Nachfolge tritt Egon Frank aus Untertheres an. Zweiter Vorsitzender bleibt Steffen Vogel.
Seit Meyers Anfangszeiten als Jäger hat sich vieles verändert. Besonders gerne denkt er an die Rebhuhnjagden zurück: "Damals sind wir jeden Sonntag für zwei Stunden raus und jeder von uns hat vier oder fünf Rebhühner geschossen." Heute sei das undenkbar, sagt er. Die Wildbestände haben sich verändert. "Es gibt nicht mehr so viele Hasen und Rebhühner in der Region." Durch die moderne Landwirtschaft gebe es für viele Tiere keine Rückzugsorte mehr. Die Hasen seien außerdem durch die Hasenpest stark zurückgegangen.
Afrikanische Schweinepest bereitet Sorge
Eine Krankheit wie diese könne für Jäger schnell zum Problem werden, sagt Meyer. Aktuell ist es die Afrikanische Schweinepest, die ihm Sorge bereitet. Das Virus kommt vor allem in Osteuropa vor. Auch in Polen nahe der deutschen Grenze sind Fälle bekannt. "Vor allem die Schweinezüchter haben Angst davor, dass die Schweinepest auch zu uns kommt", sagt Meyer. Denn dann müsse jedes Mastschwein in der Region vorsorglich geschlachtet werden. Aber auch für die Jäger hätte das Virus, das für den Menschen ungefährlich ist, negative Folgen, sagt er: "Betroffene Gebiete müssten dann komplett abgesperrt werden. Die Jagd wäre also vorbei."
Die Jäger allein können der Schweinepest Meyer zufolge aber kaum entgegenwirken. "Wir bemühen uns darum, so viel Schwarzwild wie möglich zu schießen", sagt er. Das Problem seien Menschen, die das Virus weiterverbreiten, ohne es zu wissen. Das könne zum Beispiel Fernfahrern passieren, die achtlos Essensreste wegwerfen, in denen sich infiziertes Fleisch befindet. Hier sei es wichtig, die Bevölkerung aufzuklären, sagt Meyer.
Generell wünscht er sich mehr Anerkennung für den Einsatz der Jäger: "Früher waren wir angesehene Persönlichkeiten. Das ist heute oft nicht mehr so." Ärger gebe es zum Beispiel häufig mit Spaziergängern, die ihren Hund im Wald frei laufen lassen. Aus Sicht der Jäger sei das ein Unding, weil Hunde immer wieder Wild aufscheuchen und jagen. Meyer hofft künftig auf mehr Verständnis. Schließlich übernähmen Jäger wichtige Aufgaben in der Natur.
Schießen ist nicht die Hauptaufgabe
Auf die Jagd will Meyer auch weiterhin gehen. Normalerweise sei er zwei bis viermal pro Woche bei Eichelsdorf an der Schwedenschanze unterwegs. Richtig los gehe es aber erst im Mai wieder, wenn die Bockjagd beginnt, sagt er. Denn im Moment gelte für Rehwild die Schonzeit und auch Wildschweine jage er im Winter nicht so intensiv. Das Schießen gehöre für ihn zwar mit dazu, sei aber nicht die Hauptaufgabe eines Jägers. Viel wichtiger sei stattdessen die Hege, also die Pflege und Erhaltung des Wildbestands, erklärt Meyer: "Dazu gehört es zum Beispiel auch, Wildäcker oder Feuchtbiotope anzulegen." Für ihn sind es nicht nur die vielfältigen Aufgaben, die der Jagd einen besonderen Reiz geben. Es sei die Zeit in der Natur, die er besonders genieße: "Man hat seine Ruhe und kann sich draußen erholen." Die Jagd soll für ihn deshalb noch möglichst lange weitergehen.