44,83 Jahre oder anders gesagt, 44 Jahre und 305 Tage war Siegbert Weinkauf bei der Polizei, davon zuletzt zehn Jahre und einen Monat bei der Polizeiinspektion Ebern. Im Beisein von rund 70 Ehrengästen aus der Blaulichtfamilie sowie Vertretern von Behörden, Kirche und Institutionen, würdigte Polizeipräsident Gerhard Kallert am Dienstag in der Frauengrundhalle die Verdienste des scheidenden Dienststellenleiters und verabschiedete ihn in den wohlverdienten Ruhestand. Gleichzeitig wurde Weinkaufs bisheriger Stellvertreter Detlef Hauck als Nachfolger in sein Amt als Eberner Polizeichef eingeführt.
Dass ein Stellvertreter in den Chefsessel in der gleichen Inspektion aufrückt, ist in der heutigen Zeit ein sehr seltener Vorgang, der früher aber durchaus üblich war. "Es ist erst das zweite Mal seit meinem Amtsantritt vor fünfeinhalb Jahren als Polizeipräsident, und zufälligerweise auch hintereinander wiederum bei der Polizeiinspektion Ebern", sagte Kallert zu der außergewöhnlichen Beförderung. Auch Siegbert Weinkauf beerbte einst seinen Vorgänger.
"Im Dienststellenbereich Ebern und im Bereich des gesamten Landkreises Haßberge ist die Welt absolut noch Ordnung", stellte der Polizeipräsident in Bezug auf die Sicherheit fest. Im Bereich der Türmerstadt ergibt sich eine Häufigkeitszahl von 1872 Straftaten, umgerechnet auf eine Einheit pro 100 000 Einwohnern. Bayern hat eine bundesweit hervorragende Häufigkeitszahl von 4615, Unterfranken gar von 3753. "Das heißt, das Opfer einer Straftat zu werden, ist im Inspektionsbereich von Ebern sehr, sehr gering", so Kallert. Das bedeutet auch, dass Ebern weniger als 33 Prozent der Straftaten des Bundesdurchschnittes hat oder umgekehrt: Der Bundesdurchschnitt ist mehr als drei Mal so hoch wie in Ebern! Auch die Aufklärungsquote der bekanntgewordenen Straftaten lag 2019 mit 76,2 Prozent weiter über dem Landes- und Bundesdurchschnitt.
Karrierestart im Jahr 1975
Den dienstlichen Werdegang Weinkaufs ließ Polizeipräsident Kallert Revue passieren. Seine Karriere bei der Polizei startete am 1. Oktober 1975 als Polizeipraktikant bei der damaligen Polizeidirektion Bamberg. Nach einem Jahr ging es zur Polizeiausbildung zum mittleren Dienst, heute 2. Qualifikationsebene, bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei mit Stationen in Eichstätt, München und Nürnberg. Nach erfolgreicher Anstellungsprüfung zum mittleren Polizeivollzugsdienst erfolgte ab 1. September 1979 die erste Verwendung im Streifendienst bei der Polizeiinspektion Nürnberg-West. Die achtjährige Zeit dort wurde unterbrochen von Abordnungen von sechs Monaten als Gruppenführer beim Einsatzzug in Nürnberg und drei Monaten bei der Inspektion Nürnberg-Flughafen. Aufgrund der herausragenden Leistungen konnte Weinkauf im September 1987 das zweijährige Studium zum gehobenen Polizeivollzugsdienst, heute 3. Qualifikationsebene, antreten, und nach erfolgreicher Prüfung ab August 1989 erste Erfahrungen in der neuen Laufbahn als stellvertretender Dienstgruppenleiter bei der Polizeiinspektion Erlangen-Stadt sammeln.
Knapp zehn Jahre blieb Weinkauf der Dienststelle treu, um danach ins Polizeipräsidium Unterfranken zu wechseln. Wiederum für knapp zehn Jahre war er Dienstgruppenleiter der Polizeiinspektion Bad Kissingen mit Stellvertretertätigkeiten des Verfügungsgruppenleiters, bevor zum 1. August 2009 der Wechsel als Verfügungsgruppenleiter mit der gleichzeitigen Wahrnehmung der Aufgaben des stellvertretenden Dienststellenleiters zur Polizeiinspektion Hammelburg erfolgte. Die gleichen Aufgaben nahm Weinkauf ab 1. Juli 2010 bei der Polizeiinspektion Ebern wahr, ehe er am 25. Januar 2018 – zur Krönung der Karriere - offiziell in sein neues Amt als Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Ebern eingeführt wurde. "Du hast dieses Amt zwar "nur" zweieinhalb Jahre ausgeübt, warst aber vorher bereits acht Jahre stellvertretender Dienststellenleiter und damit insgesamt zehn Jahre im Führungsgeschäft der Polizeiinspektion Ebern", sagte Polizeipräsident Kallert, der mit Weinkauf seinerzeit zusammen eingestellt wurde und die Anstellungsprüfung zum mittleren Polizeivollzugsdienst absolvierte.
"Ich war ein Leben lang mit der Polizei verbunden und bin es immer noch. Keinen einzigen Tag habe ich bereut, bei der Bayerischen Polizei zu sein. Mit allen Höhen und Tiefen", erklärte Siegbert Weinkauf in seiner emotionalen Abschiedsrede. Das Ziel des Ersten Polizeihauptkommissars sei immer gewesen, Dienststellenleiter zu werden. Geschafft habe er es nur mit Hilfe und dank seiner Familie. Ein herzliches Dankeschön ging auch an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeiinspektion Ebern: "Dank für euer vertrauensvolles und offenes Miteinander, dem entgegengebrachten Respekt, eure Loyalität und für die geleistete, fantastische Arbeit. Ich hätte mir kein besseres Team wünschen können und ich bin stolz darauf, was wir in den vergangen Jahren gemeinsam vorangebracht und erreicht haben."
"Wir haben als Team gut funktioniert", bestätigte auch Polizeihauptkommissar Detlef Hauck, der nun in die Fußstapfen Weinkaufs tritt. Der 48-Jährige stammt aus der Region und wohnt mit seiner Familie in einem Ortsteil von Haßfurt. Begonnen hat Hauck seine polizeiliche Karriere im Oktober 1988 als Praktikant bei der Haßfurter Polizei, um dann ab März 1989 die Ausbildung in Würzburg zu absolvieren. Nach einigen Jahren im Unterstützungskommando der Bayerischen Bereitschaftspolizei wechselte er zum 1. März 1997 zum Studium für den gehobenen Dienst an die Fachhochschule der Polizei in Sulzbach-Rosenberg. Nach Ernennung zum Polizeikommissar im November 1999 und einer zweijährigen Verwendung als Dienstgruppenleiter bei der Verkehrspolizeiinspektion Schweinfurt entschloss sich Hauck, im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft zu gehen. Die Ausbildung zum Piloten begann im Februar 2001 und im Anschluss war er ab August 2002 für elf Jahre Einsatzpilot der bayerischen Polizeihubschrauberstaffel. Der Wechsel zum Polizeipräsidium erfolgte im Oktober 2013 zum dortigen Sachgebiet für Organisation und Dienstbetrieb und führte letztendlich zur Polizeiinspektion Ebern, wo er seit Mai 2018 als stellvertretender Dienststellenleiter eingesetzt war.
Politik steht hinter der Polizei
"Wir stehen hinter unseren Polizeibeamten und stärken ihnen den Rücken", sagte Landtagsabgeordneter Steffen Vogel, der beide Protagonisten bereits seit langer Zeit kennt. Die Politik stelle nur den Rahmen wie Personal und Material, für das Sicherheitsgefühl sorgen die Kollegen vor Ort, so Vogel, der sich wünscht, dass die wunderbare Arbeit in Ebern fortgesetzt wird.
Landrat Wilhelm Schneider zeigte sich froh, dass die hervorragende Arbeit Weinkaufs nun von Hauck fortgesetzt werde, der genauso wie sein Vorgänger über einen großen Erfahrungsschatz verfüge. Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt war und ist immer vorbildlich.
Nicht zuletzt dankte Bürgermeister Jürgen Hennemann Weinkauf für sein Wirken und wünschte Hauck alles Gute in seiner neuen Position. Stolz ist Hennemann auch auf den sicheren Einzugsbereich Ebern. Er scherzte: "Bei der hohen Aufklärungsquote traut sich keiner bei uns etwas anzustellen." Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Philipp Arnold und seiner Tochter Eva.