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Haßfurt
E-Zigaretten geklaut, Automaten demoliert, mit Mischintoxikation im Krankenhaus – und nun vor Gericht
Mit mehreren Vorstrafen im Gepäck musste sich die Beschuldigte vor der Haßfurter Justiz verantworten. Dort kam auch die schwere Kindheit zur Sprache.
Der Richter des Amtsgerichts Haßfurt schickte die 19-jährige Angeklagte für zwei Wochen in Dauerarrest.
Foto: Lukas Reinhardt (Archivfoto) | Der Richter des Amtsgerichts Haßfurt schickte die 19-jährige Angeklagte für zwei Wochen in Dauerarrest.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 28.03.2025 02:40 Uhr

Tabletten, Drogen und Alkohol hatte eine damals 18-Jährige aus dem Landkreis Haßberge nach einer durchzechten Nacht im Mai letzten Jahres bereits reichlich in der Blutbahn. Was ihr zum vermeintlichen Glück noch fehlte, war Nikotin. Das wollte sie sich um 6 Uhr morgens aus einem Automaten in einem Schweinfurter Selbstbedienungs-Kiosk zusammen mit zwei jungen Begleitern besorgen.

Doch anstatt Geld in den Automaten mit den ersehnten E-Zigaretten zu werfen, nötigte das Trio den Automaten mit Rütteln und gezielten Tritten zur Herausgabe. Der spuckte schließlich fünf der "Vapes" aus für umgerechnet rund 45 Euro. Weit höher war der Schaden von rund 1200 Euro, den die drei Vandalen am Automaten hinterließen.

Das Urteil ist bereits rechtskräftig

Am Mittwoch musste sich die heute 19-jährige Arbeitslose vor dem Jugendschöffengericht am Amtsgericht Haßfurt verantworten, das sie nach Jugendstrafrecht wegen Diebstahls und Sachbeschädigung für zwei Wochen in Dauerarrest schickte. Darüber hinaus muss die Angeklagte die Suchtberatung aufsuchen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Auf der Anklagebank räumte die 19-Jährige die Vorwürfe weitgehend ein. Leugnen wäre auch sinnlos gewesen, denn mehrere Überwachungskameras lieferten gestochen scharfe Bilder von dem unmaskierten Trio, die auch im Gerichtssaal gezeigt wurden. Die zwei Mittäter wagten es, zum Tatort zurückzukehren. Der Inhaber erkannte die beiden anhand der Überwachungsvideos und verständigte die Polizei, die die beiden festnahm. Die Angeklagte selbst wurde kurz nach der Tat in ein Schweinfurter Krankenhaus wegen einer Mischintoxikation – der Vergiftung mit Drogen, Tabletten und Alkohol - eingeliefert, sagte ein Polizeibeamter im Zeugenstand.

Dass die Angeklagte sich gleich vor dem Schöffengericht verantworten musste, liegt an ihrem Vorstrafenregister mit drei einschlägigen Eintragungen, mit zwei Diebstählen und einem versuchten Betrug. Zehn Tage vor der Tat wurde sie wegen einer Schwarzfahrt im Zug von Schweinfurt nach Haßfurt zu einem Freizeitarrest verurteilt. Damals zeigte sie dem Zugbegleiter ein ungültiges Ticket – strafbar als versuchter Betrug. Diese Straftat wurde nun am Mittwoch im Urteil mit einbezogen.

Mutter flüchtete in Frauenhaus

Leicht hatte es die Angeklagte nach Angaben der Jugendgerichtshelferin in ihrem bisherigen Leben nicht. Sie wuchs als ältestes von fünf Geschwistern in prekären Verhältnissen auf. Da ihr alkoholabhängiger Vater die Mutter schlug, flüchtete diese mit ihren Kindern ins Frauenhaus und trennte sich von ihm. In der Schule fehlte sie des Öfteren. Ausbildungen brach sie ab, Arbeitsstellen verlor sie. Wegen ihres übermäßigen Drogenkonsums erlitt sie bereits einen Herzstillstand. Sie landete in einem Bezirksklinikum, wo man ihr eine Drogentherapie nahelegte. Seit Ende vergangenen Jahres sei sie clean, beteuerte sie vor Gericht.

Die Staatsanwältin forderte vor allem wegen der hohen Rückfallgeschwindigkeit der Angeklagten einen vierwöchigen Dauerarrest. Verteidigerin Mareen Basler hielt zwei Wochen Arrest für angemessen, wie auch das Schöffengericht. Das Urteil sei ein "letzter Warnschuss", sagte der Vorsitzende Richter Patrick Keller. Die Verurteilte müsse aufwachen und clean bleiben. "Die Sucht lauert überall", gab er ihr mit auf den Heimweg.

 
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