Einmal jährlich lädt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zu den "Deutschen Waldtagen" ein. In diesem Jahr bot das Universitätsforstamt in Sailershausen eine Wanderung an. Feste Schuhe, offenes Ohr und Interesse am Wald: Die 30-köpfige Gruppe, welche sich am vergangenen Freita in Sailershausen zusammengefunden hatte, war gut auf die dreistündige Wanderung vorbereitet.Die Frage vereinte, wie sich der Forstbetrieb auf die Herausforderungen der Zukunft unter der Leitung ihres neuen Leiters Daniel Kraus einstellt. Waldbesitzer fühlten sich angesprochen, Jäger und Naturfreunde. Drei Themen waren angekündigt: Klimawandel, Waldbau und Artenvielfalt.
Wie wird der Wald in 100 Jahren aussehen?
Nach wenigen Metern Fußmarsch die erste spannende Frage: Unter welchen Bäume werden unsere Nachfolgenden in 100 Jahren umherwandern? "Wir wissen nicht, wie die Zukunft im Wald aussehen wird, aber wir versuchen, es herauszufinden", so Kraus. Vieles hänge davon ab, wie tatkräftig die Politik das Thema Klimawandel angeht. Drei Szenarien würden angedacht: Bekommen wir klimatische Verhältnisse wie in Ungarn? Oder in Griechenland? Oder in Südfrankreich?
Trockentolerant müssen die Bäume allenfalls sein, auf drei Arten hat sich die Wissenschaft in Sailershausen konzentriert: die Flaumeiche, die Ungarische Eiche und die Zerreiche. Noch sind es kleine Setzlinge, die die Antwort auf die brennenden Frage in sich bergen, doch in sie werden große Erwartungen gesetzt. Mit entsprechender Sorgfalt wird ihr Zuhause gepflegt: Konkurrenzbeseitigung, Mäuse fangen und Wasserbedarf decken.
Wasser: noch nie so wertvoll wie heute
Kraus maschierte Richtung Thema Zwei: der Wasserhaushalt im Wald. "Seit 2018 ist nichts mehr, wie es einmal war": Extreme Trockenheit von Februar bis November setzte dem Wald massiv zu. Fichte und Kiefer haben sich verabschiedet, Buche, Elsbeere und Esche entwickelten Trockenschäden. Lediglich Wildbirne und Feldahorn seien recht unbeschadet davongekommen.
Nun stehen Meßbecher im Wald. Regelmäßig notiert Kraus die hier erfasste Regenmenge und vergleicht: wieviel Wasser fällt unter einer dichten Baumkrone, wieviel in lichten Gebieten und bei weitgehend ausbleibendem Schatten? Er forscht: "Welchen Einfluß hat liegendes Totholz auf den Wasserhaushalt, und wie machen sich Bodenverdichtungen wie Waldwege bemerkbar?" Eine Erkenntnis steht: Das Wassersaugvermögen des Waldbodens muß gefördert werden, damit Wasser nicht ungehindert abläuft. Grabensysteme entlang der Wege müssten hierfür neu konzipiert werden, und künstliche Weiher angelegt, die sich bei Starkregenereignissen befüllen.
Pflanzen, Tiere, Pilze: Artenvielfalt im Nutzwald fördern
Das Wort übernahmen Dr. Michael Junginger und Julia Rothacher. Die beiden waren von der Universität Würzbug angereist, um über ihr Forschungsprojekt namens "Beta-For" zu berichten. Was muss geschehen, damit Waldnutzung die Artenvielfalt nicht zu sehr beeinträchtigt? Hierzu wurden deutschlandweit elf Projektstandorte eingerichtet, die Auswertung ist in vollem Gange. Lichtverhältnisse spielen demnach eine große Rolle, die Altersstruktur des Baumbestandes, das Totholzaufkommen und der Wildverbiss.
Es gibt vorläufige Zahlen: Bei entsprechenden Lichtverhältnissen stünden elf Baumarten in der Verjüngung, so lange sie vor Verbiß geschützt werden. Im Schatten sind es neun Baumarten. Ohne den Schutz reduzierten sich die elf Baumarten auf sechs und die neun auf zwei.
Gegen Ende der Wanderung noch eine Überraschung: Wer den Sailershäuser Wald mag, kann die Atmosphäre in sein Wohnzimmer holen. Die japanische Künstlerin Asuka Hishiki hat hier akribisch und naturgetreu Waldpflanzen, Pilze und Insekten gemalt und eine Tapete gestaltet. Diese kann aktuell als Rolltapete oder Kunstdruck erworben werden: https://www.botanische-kunst.de/BETA-FOR.