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EBELSBACH
Dorothee Bär wird Ministerin für Digitales
Dorothee Bär       -  Dorothee Bär wird Staatsministerin für Digitales im Bundeskanzleramt.
Foto: Karlheinz Schindler, dpa | Dorothee Bär wird Staatsministerin für Digitales im Bundeskanzleramt.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:19 Uhr

Als vor vier Wochen nach dem Ende der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Union ihr Name auf der mutmaßlichen Kabinettsliste von Angela Merkel auftauchte und die Ersten schon gratulierten, da musste Dorothee Bär noch abwehren. Horst Seehofer verlangte die Geduldsprobe von ihr. Mit Ausnahme seines eigenen sollten die Namen der CSU-Minister erst nach dem Mitgliedervotum der SPD bekannt werden.

  • Dorothee Bär im ZDF heute journal vom 5. März

Nun wird die 39-jährige Unterfränkin zwar nicht Chefin in einem klassischen Ressort. Als erste Staatsministerin für Digitalisierung übernimmt sie gleichwohl ein herausgehobenes Amt im vierten Kabinett Merkel. Eine „tolle Aufgabe“, freut sich Bär in einer ersten Stellungnahme, „aber auch eine große Herausforderung“. Digitalisierung sei das Zukunftsthema schlechthin. Ihr Ziel sei es, die Kollegen in der Bundesregierung für das Thema mehr als bisher zu sensibilisieren. Gleichzeitig wolle sie in der Bevölkerung für die Möglichkeiten in der digitalen Welt werben und den Menschen Ängste, etwa vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, zu nehmen.

Überraschend kommt die Beförderung der 39-Jährigen aus Ebelsbach (Lkr. Haßberge) nicht. Sie hat politischen Ehrgeiz, sie kann gut mit Menschen, und sie verfügt über ein gutes Gespür, im richtigen Augenblick an der richtigen Stelle zu sein. Jung, weiblich, fränkisch: drei Eigenschaften, mit denen die diplomierte Politologin einmal mehr punkten konnte.

Zuerst als Entwicklungshilfeministerin im Gespräch

Natürlich hätte Bär gerne auch das Amt der Entwicklungshilfeministerin übernommen, für das sie zunächst im Gespräch war. In dieses Ressort indes hätte sie sich komplett neu einarbeiten müssen. Das fällt jetzt weg, die digitale Agenda der neuen Bundesregierung hat sie schon bei den Koalitionsgesprächen federführend für die CSU verhandelt. Um den Ausbau digitaler Infrastruktur hat sie sich auch im bisherigen Amt als Parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium gekümmert.

Im April feiert die dreifache Mutter ihren 40. Geburtstag. Ein Alter, in dem viele hauptberufliche politische Karrieren erst beginnen. Bär indes macht seit 16 Jahren hauptberuflich Politik. 2002 zog sie als Listenkandidatin erstmals in den Bundestag ein, seit 2009 vertritt sie den Wahlkreis Bad Kissingen, zu dem die Landkreise Haßberge, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld gehören, als direkt gewählte Abgeordnete in Berlin.

Mit 14 schon in die Junge Union

Die Unterfränkin ist mit Politik groß geworden. Regelmäßig sei am Esstisch über Inhalte und Personen diskutiert worden, erzählt sie. Kein Wunder, Vater Werner Mantel war Bürgermeister ihrer Heimatgemeinde Ebelsbach, der Großvater auch. Als Teenagerin Dorothee mit 14 Jahren der Jungen Union (JU) beitreten möchte, warnt sie der Papa. Sie sei noch zu jung, habe er gesagt. Dorothee Bär: „Da habe ich es trotzdem gemacht.“ Seine Bedenken, die Tochter könne zu zartbesaitet sein für die politische Auseinandersetzung, erweisen sich als falsch. Die Schülerin steht zu ihren konservativen Überzeugungen, egal ob beim Familienbild oder bei der inneren Sicherheit – auch gegen Widerstände unter Mitschülern.

Die Jugendliche lässt sich nicht gern in Schubladen pressen: „Ich habe immer gerne Punk gehört, ich war bei Toten-Hosen-Konzerten, als die noch nicht Mainstream waren.“ Politisch geht es schnell aufwärts. 2001 übernimmt sie den Landesvorsitz beim Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) in Bayern, in der Jungen Union wird sie Vize auf Landes- und Bundesebene. Auch dem CSU-Vorstand gehört sie seit fast zwei Jahrzehnten an. Edmund Stoiber ist ihr erster wichtiger Förderer (und ihr großes Vorbild). Horst Seehofer beruft sie 2009 zur stellvertretenden Generalsekretärin, im Dezember 2017 folgt sie Barbara Stamm als stellvertretende CSU-Parteivorsitzende.

Kein Porträt ohne High-Heels

Dorothee Bär weiß um ihre Wirkung. Politik in Berlin ist nach wie vor ein Männerbetrieb. Da fällt eine Frau auf, die statt Hosenanzügen lieber Röcke und hohe Schuhe trägt. Bis heute gibt es kein Porträt der Ebelsbacherin, das ohne Verweis auf ihre High-Heels auskommt. Wenn sie als Verkehrsstaatssekretärin in Pumps zum Spatenstich auf einer Baustelle erschien, haben viele – nicht zuletzt auch in ihrer eigenen Partei - gelästert. Ihr ist das egal. „Ich bin nicht so erzogen worden, dass man sich ständig Gedanken macht, was andere über einen denken“, hat sie einmal gesagt. Die Aufmerksamkeit nimmt sie allerdings gerne mit.

Überaus präsent ist die 39-Jährige in den sozialen Netzwerken. Egal, ob es um politische Debatten, die Erfolge des FC Bayern oder auch mal um ein blutendes Knie geht, bei Facebook, Instagram und Twitter gehört sie zu den aktivsten Politikern. Allein 67 000 Menschen folgen ihr beim Kurznachrichtendienst, im Bundestag gilt sie als „Twitter-Königin“. „Das Posten macht einfach Spaß“, sagt sie, „da bin ich emotional und spontan.“ Manchmal, räumt sie ein, „zu spontan, dann geht es auch mal daneben“.

In den sozialen Netzwerken finden sich am Montag denn auch die ersten Reaktionen auf die Berufung Bärs. Da gratulieren natürlich die Parteifreunde, aber auch aus der Opposition sind freundliche Stimmen zu hören, bei Twitter unter anderem von Cem Özdemir (Grüne) und Anke Domscheit-Berg (Linke). Die Internet-Aktivistin nennt die CSU-Kollegin einen „Lichtblick“ im GroKo-Kabinett, sie freue sich auf gute Zusammenarbeit. Denn mit Bär als Staatsministerin für Digitalisierung habe man „zur Abwechslung mal jemanden mit Ahnung zum Thema“ berufen.

 
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  • W. R.
    Naja, schauen wir mal was sich in der Digitalisierung tut. Ich fürchte, dass außer den von Frau Bär angekündigten, nein, erhofften Flugtaxis zumindest hier bei uns im Unterfränkischen Flachland nicht viel tun wird;)
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  • K. B.
    Hallööchen, liebe Popcorners!

    Wir können den Unterhaltungswert der Debatte schon noch steigern!

    Prof. Dr. Roger Willemsen (leider zu früh verstorben) hat 1 Jahr lang die Debattenkultur des Parlaments verfolgt und darüber das Buch "Das hohe Haus" verfasst.

    Ein Poem aus seiner Feder über die damalige Staatssekretärin beim Verkehrsministerium lautet:

    "substanzschwach,
    dafür selbstverliebt

    dieses fränkische Schneewittchen
    setzt in der Kategorie Show
    neue Maßstäbe

    eine junge Frau
    mit Verwöhnschaden"
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  • A. F.
    Lieber User, bitte bleiben Sie mit Ihren Kommentaren beim Thema und werden nicht gegenüber anderen Kommentatoren persönlich. Freundliche Grüße, Denise Schiwon
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  • G. S.
    Herrlich, wenn man die Kommentare hier so verfolgt. Lässt sich mit einer Tüte Popcorn ganz gut aushalten.

    Wenn an die ganzen Kommentatoren, die jetzt "nie mehr CSU wählen" an ihren Kommentaren der letzten Jahre misst, wird man feststellen, dass genau diese Leute sowieso "noch nie CSU gewählt haben". Die CSU wird's verschmerzen können. Es halt -wie so üblich- auch hier nur eine verschwindend kleine aber lautstarke Minderheit von zwei Handvoll Leutchen, die sich nach Außen so darstellen, als ob sie das ganze Wahlvolk repräsentieren.
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    Ja, mir geht hier schon bald das Popcorn aus grinsen
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    Hab mir grad mal das Interview von Frau Slomka mit D. Bär in der Mediathek angeschaut. Ergebnis: die Bär ist einfach nur peinlich.
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  • K. B.
    Interview:
    1 schönes Beispiel für sinnfreies Sprechen.
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    Mal abgesehen davon, dass ich von der Bär nichts halte. Die CSU tut sich mit weiblichem Personal schwer. Wenn eine Frau in dieser Partei nominiert wird, dann eher als schmückendes Beiwerk. Ohne high heels und sonst auch a bisserl fesch geht da gar nix.
    Kompetenz Ist da eher störend. Wer als Frau wirklich kompetent ist und etwas bewegen möchte sucht sich eine andere Partei. Da es in Bayern keine CDU gibt, wandern die fähigen Frauen tendenziell zu den Grünen ab. Bei der FDP scheinen Inhalte, seit dem Auftreten ihres Posterboys eher eine sekundäre Rolle und die SPD übt sich in Selbstzerfleischung.
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  • H. S.
    Herzlichen Glückwunsch Frau Bär, warum die Überschrift aber nicht ganz korrekt ist, bzw warum Frau Bär eben keine Ministerin wird erklären die Kollegen der SZ ganz gut, wäre evtl auch ein Ansatz für die Mainpost... http://sz.de/1.3893546
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    Da haben Sie Recht. Im Grund genommen ist sie als Staatsministerin sowas wie ne Staatssekretärin. Ohne Budget und ohne Kompetenz.
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    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • A. L.
    Ich vermisse bei dem tiefschürfenden Artikel der MainPost die Marke der High Heels, die die "Digithee" Bär präferiert, oder zumindest doch noch die Absatzhöhe...
    Das ist doch Qualitätsjournalismus, wie er im Buche steht. Fast wie GALA oder BUNTE.
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  • N. K.
    Doro Bär ist seit Mai 2010 bei Twitter. In dieser Zeit hat sie knapp 26 Tsd. Tweets abgesetzt und rund 68 Tsd. Follower "gesammelt".

    Satire ein: Das reicht zur Qualifikation als Digitalstaatsministerin. Satire aus.

    Donald Trump macht seine "Politik" schließlich auch via Twitter.
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    Nur zur Richtigstellung. Einen nicht unwesentliche Teil der Follower hat die Bär gekauft. ... weil wos nicht so läuft wie man will, hilft man gerne mal nach. Mit Geld. Umso st gibt’s diese Followeer auch nicht.
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  • K. B.
    @Arcus:
    Legen Sie doch mal Ihre Beweise offen auf den Tisch für diese grenzwertigen Behauptungen!
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    Können Sie selbst nachlesen
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    Gott sei Dank. Die CDU vermeldet gerade, dass sie Bär nicht alleine laufen lassen kann. Die Hohheit hat das Kanzleramt. Bär bleibt also der Hiwi. Bei Dobrindt könnte sie nichts lernen. Selbst könnte sie keine Akzente setzen.
    Ohne Bär wär freilich vieles einfacher und ginge schneller. Hoffentlich wird die CSU jetzt so gestutzt, damit sie nicht weiter Bundesministerien mit inkompetenten Personal besetzt.
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  • M. K.
    Dazu muss man weiter gar nichts mehr sagen! Was in diesem Land passiert, spottet jeder Beschreibung. Im Herbst werden wir sehen wie es in Bayern weiter geht und die GROKO wird auch ihr Ding machen. Der Bürger wird sich mit Sicherheit bei den etablierten Parteien bedanken. Mir wird heute schon schlecht, denn was jetzt in diesem Land passiert ist einfach unverzeihlich. Spüren werden es nur die normalen Bürger, die abgehobenen Damen und Herren Politiker, die machen ihr Ding und wir lassen es zu! So viel zur sozialen Gerechtigkeit, die Politiker wissen doch gar nicht was das ist, dass ist unser Problem. Und zur Frau Bär, wollen wir doch mal sehen, was Frau kann? Digitalisierung wird uns in Zukunft persönlich von Frau Staatministerin Bär bis vor die Haustür gelegt! Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast schmunzeln! Politiker/innen, die von nichts eine Ahnung haben, besetzen Posten und warten einfach ab. So geht es auch, nur bei dem normalen Volk, da läuft alles etwas anders!
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  • H. O.
    Eine Unverschämtheit der Redaktion alle diese beleidigenden Kommentare zuzulassen. Es geht bei den Neidern doch nur um die Dotierung des Amtes. Hätte man selbst was vernünftiges zustande gebracht müsste man vielleicht nicht den halben Tag am Computer sitzen und Menschen die man persönlich sicher nicht kennt beleidigen.
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  • D. S.
    Lieber User "nilpferd48",

    wir prüfen alle Kommentare sorgfältig nach den Regeln unserer Nettiquette. Sollten Beleidigungen darunter sein, verbergen wir diese natürlich. Da jedoch Dorothee Bär durch ihr politisches Amt in der Öffentlichkeit steht, muss sie sich mehr Kritik gefallen lassen als beispielsweise jemand, der nicht in der Politik tätig ist.

    Freundliche Grüße
    Denise Schiwon
    Team Main-Post Digitale Medien
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