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Doro Bär: Dank Digitalisierung Vorzüge des Landlebens genießen
Im Interview: Die Staatsministerin ist überzeugt, dass gerade die Menschen in ländlichen Räumen von der Digitalisierung profitieren werden - das gilt auch für Mobilität.
Das war im März vergangenen Jahres: Digitalministerin Dorothee Bär und Verkehrsminister Andreas Scheuer vor einem Flugtaxi. Für ihre Zukunftsvisionen wurde Bär schon manches Mal verspottet, doch die Fortschritte gerade in der Digitalisierung geben ihr in vielen Punkten recht.
Foto: Armin Weigel | Das war im März vergangenen Jahres: Digitalministerin Dorothee Bär und Verkehrsminister Andreas Scheuer vor einem Flugtaxi.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:40 Uhr

Die aus Ebelsbach stammende CSU-Politikerin Dorothee Bär war im letzten Bundeskabinett Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium und ist seit 2018 Digitalministerin: Beste Voraussetzungen, um sich Gedanken zu machen, wie sich die Digitalisierung auf die Mobilität im ländlichen Raum auswirkt.

Frage: Bringt Ihrer Meinung nach die Digitalisierung gerade den Menschen auf dem Lande Vorteile in Sachen Mobilität - oder werden die ländlichen Regionen hier gegenüber den Ballungszentren weiter abgehängt?

Dorothee Bär: Gerade für den ländlichen Raum birgt die Digitalisierung enorme Chancen. Durch die kluge Nutzung von Mobilitätsdaten können wir passgenaue Angebote entwickeln: Brauchen wir neue bedarfsgerechte Linien im Personennahverkehr, Sharing Modelle oder auch autonome Shuttle Dienste? In den Regionen Hof und Kronach werden beispielsweise selbstfahrende Busse getestet.  Für ältere Menschen oder auch für Jugendliche auf dem Land wird das eine enorme Lebenserleichterung bringen: Auch wer sich nicht mehr selbst hinter das Steuer setzen will oder das noch nicht darf, ist mobil. Wir sehen schon jetzt, dass wir Betriebe und Auszubildende zusammenbringen müssen. Mit dem Azubi-Shuttle fördert der Bund genau ein solches Projekt im Landkreis Rhön-Grabfeld. Das ist richtungsweisend.

Dorothee Bär, hier bei einem Besuch der Main-Post Ende Juli, ist seit März 2018 Staatsministerin bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und Beauftrage der Bundesregierung für Digitalisierung.
Foto: Daniel Biscan | Dorothee Bär, hier bei einem Besuch der Main-Post Ende Juli, ist seit März 2018 Staatsministerin bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und Beauftrage der Bundesregierung für Digitalisierung.
Wann fahren denn die ersten Autos autonom etwa zwischen den Heiligen Ländern und dem Steigerwald hin und her?

Bär: Technisch ist vieles schon möglich, wir brauchen aber auch einen sicheren Rechtsrahmen: Daran arbeitet die Bundesregierung aktuell, das Gesetz zum autonomen Fahren soll noch vor den Bundestagswahlen im nächsten September in Kraft treten. Damit werden weltweit erstmals die Vorschriften für fahrerlose Kfz im Regelbetrieb geschaffen, die in ganz Deutschland gelten. Das fahrerlose Fahren wird dann in festgelegten Bereichen zulässig sein. Die Zukunft steht also schon kurz vor der Tür.

Das Wort „Arbeitsplatz“ wird uns antiquiert vorkommen, weil der „Platz“, an dem ich mich befinde, keine Rolle mehr spielt.
Dorothee Bär, Digitalministerin
Kann es sein, dass der einzelne im Jahr 2050 gar nicht mehr so mobil sein muss, weil Homeoffice und Lieferservice zum absoluten Standard geworden sind?

Bär: Da muss man gar nicht bis ins Jahr 2050 schauen, auch im Jahr 2020 gilt das schon: In der Corona-Krise hat es für die Digitalisierung einen enormen Schub gegeben. Das Arbeiten aus dem Home Office ist bei vielen Unternehmen stark angestiegen. Studien gehen davon aus, dass zwischen 43 und 60 Prozent der Belegschaften im Home Office gearbeitet haben, theoretisch könnten es bis zu 80 Prozent sein. Einige Tech-Unternehmen in den USA erlauben ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nun komplett, auch zukünftig von zuhause aus zu arbeiten.

Der ländliche Raum wird von der Entwicklung stark profitieren: Es wird zukünftig für viele Jobs nicht entscheidend sein, von wo aus ich arbeite. Das Wort „Arbeitsplatz“ wird uns antiquiert vorkommen, weil der „Platz“, an dem ich mich befinde, keine Rolle mehr spielt. Es ist doch herrlich: Wir werden die Vorzüge des Landlebens genießen können – die schöne Natur, die gute Luft und gleichzeitig beruflich viele Möglichkeiten haben. Und es gilt ja nicht nur für die Arbeitswelt. Die Telemedizin hat in den vergangenen Monaten einen enormen Push erlebt. Der Arzt kommt mithilfe des Tablets ins Wohnzimmer und nicht die Senioren ins überfüllte Wartezimmer. Das ist eine richtige Lebenserleichterung. Und das Beste: Wir haben mit dem Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen die Pioniere ja seit langer Zeit unmittelbar vor der Haustür.

 
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