In diesem Sommer krabbelt es gewaltig in den Wäldern. Die Hitze und Trockenheit sind die perfekten Voraussetzungen für eine Invasion der Borkenkäfer. Auch der Landkreis Haßberge bleibt davon nicht verschont. Revierleiter Rupert Fichtner gab einen Einblick in sein 1000 Hektar großes Waldgebiet, das er für den Eigentümer, Heinrich Graf zu Ortenburg, betreut.
Der 57-jährige Forsttechniker weiß genau, welche Käfer es sind, die Sorge bereiten. „Besonders der Buchdrucker ist bei uns weit verbreitet. Begleitet wird er manchmal vom Kupferstecher, der aber hauptsächlich im Kronenbereich zu finden ist“, erklärt Fichtner. Der nur rund vier bis fünf Millimeter große Buchdrucker befällt fast nur Fichten.
Geschwächt durch Trockenheit
Normalerweise kann der Baum durch die Absonderung von Harz Insekten abwehren. Ist er aber geschwächt, zum Beispiel durch Trockenheit oder Windbruch, kann er durch die Borkenkäfer überwältigt werden.
Derartige Brutherde dienen bei geeigneter Witterung als Ausgangspunkt für eine Massenvermehrung. Der Schädling bohrt sich paarweise nur in dickborkige Stammteile ein und fertigt von einer in der Rinde verborgenen, sogenannten Rammelkammer aus, meist zweiarmige, mit einzelnen Luftlöchern versehene Muttergänge. Dort werden die Eier abgelegt, aus denen nach rund zwei Wochen Larven ausschlüpfen. Diese fressen sich, jede für sich, einen rechtwinkelig vom Muttergang abzweigenden neuen Gang, in dem sie sich verpuppen.
Sägemehl deutet auf Befall hin
Der Jungkäfer bohrt sich schließlich ein Flugloch, durch das er nach außen gelangt und schon ist die nächste Generation aktiv. „So können aus zwei Käfern bis zu 100 Nachkömmlinge werden“, stellt Fichtner heraus und betont auch, dass es bei der Vielzahl der Käfer-Pärchen ganz schnell auch das zigfache werden kann.
Der Käfer macht zwar die Struktur des Holzes nicht kaputt, aber der Baum ist dann tot. Wenn man ihn im Wald stehen lässt, wird die Rinde nach etwa einem Vierteljahr rotstreifig. Es ist sehr wichtig, dass man mit dem Borkenkäfer befallene Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald holt. „Sägemehl im unteren Bereich des Stammes weist eindeutig auf einen Befall hin“, erklärt der Fachmann.
Rundgänge durchs Revier
Bei seinen regelmäßigen Rundgängen durch das große Revier, das in der Umgebung von Ermershausen und Birkenfeld liegt, bleibt Fichtner kaum ein Baum verborgen, der krank ist. Dieser wird dann entsprechend gekennzeichnet und dann abgeholzt. In der nächsten Woche steht wieder eine größere Aktion an. Mit einer speziellen Holzernte-Maschine, einem Harvester, werden die Fichten gefällt und entastet. Ein Forwarder wird danach eingesetzt, um das geerntete Holz aus dem Bestand zu rücken. Die Arbeitsmaschine lädt die Stämme dann auf und bringt sie zu einem geeigneten Sammelplatz, wo sie auf Lastwagen verladen werden.
Mehr Kontrollen
Rund 500 Festmeter Holz werden so demnächst weggebracht. Ein heftiger Sturm im Januar dieses Jahres und nachfolgende Nachwinde hatten zahlreiche Fichten zu Fall gebracht, die bevorzugt entfernt werden müssen.
Manchmal etwas nachlässig beim Kontrollieren ihrer Bestände sind nach der Meinung von Fichtner vereinzelt Kleinwaldbesitzer. Hier wünscht sich der Forstmann regelmäßigere Kontrollen der Bäume, damit auch diese Waldbesitzer den Käferbefall frühzeitig erkennen und handeln können. „Schließlich macht der Borkenkäfer nicht an der Grundstücksgrenze halt, sondern befällt alles, was er kriegen kann“, so Fichtner.
Schlechtere Bezahlung
Nicht nur ärgerlich und mit viel Aufwand verbunden sind käferbefallene Bäume für den Waldbesitzer, sondern das Ganze geht auch ganz schön ins Geld. Neben den Kosten für die Anmietung der Erntemaschinen kommt hinzu, dass Käferholz von den Kunden wesentlich schlechter bezahlt wird, als ein gesunder Baum.„Eigentlich ist es von der Qualität her gleichwertig“, erklärt Fichtner, aber die Kunden holen sich ihren Vorteil.
Für den Festmeter frische Fichte gibt es um die 90 Euro, während Käferholz bei 55 Euro oder manchmal auch nur 40 Euro liegt. Das summiert sich dann natürlich, wenn große Flächen betroffen sind. Aus den 1950er Jahren gibt es noch einige Bestände im unterfränkischen Revier, in denen nur Fichten als Monokultur angepflanzt wurden. Die sind jetzt natürlich besonders vom Borkenkäfer betroffen. Heute setzt man bei der Gräflich Ortenburg'schen Forstverwaltung auf Mischkulturen. Zertifiziert nach PEFC von der Holz- und Wald-Zertifizierungsgesellschaft aus dem oberbayerischen Attenkirchen, wird in dem Unternehmen naturgemäßer Waldbau betrieben. Diese Zertifizierung beinhaltet auch, dass keine Insektizide eingesetzt werden.
2100 Hektar Wald
Die insgesamt 2100 Hektar Wald, die Graf zu Ortenburg gehören, sind in drei Revierteile gegliedert. Zwei Teile liegen in Oberfranken und zwar am Stammsitz der Familie, rund um Tambach, sowie in der Gegend des Seßlacher Stadtteils Muggenbach. Die restlichen 1000 Hektar im Landkreis Haßberge werden von Schloss Birkenfeld aus betreut, in dem Rupert Fichtner nicht nur sein Büro, sondern auch eine Dienstwohnung hat.
Der gelernte Forstwirt kommt ursprünglich aus Donaustauf bei Regensburg, aber ist im Maroldsweisacher Stadtteil bereits seit 34 Jahren heimisch. Genauso lange arbeitet er auch schon für Graf zu Ortenburg. Nach seiner Lehre in der Forstwirtschaft des Fürsten von Thurn und Taxis in Regensburg, ging er in die Forstschule nach Lohr am Main, um sich zum Forsttechniker fortzubilden. Hier lernte der Förster die vielfältigen Wälder Unterfranken kennen, die für ihn eine Herausforderung bedeuteten und denen er schließlich treu blieb.
In seiner Freizeit engagiert sich Fichtner als Gemeinderat in Maroldsweisach. Außerdem geht der passionierte Jäger auch gerne auf die Pirsch und hilft so auch dabei, den Wildbestand unter Kontrolle zu bringen und die Wälder zu schützen.