Bei einem Zeltlager in Ditterswind nahe des Waldes gerät ein Lagerfeuer außer Kontrolle. Es ist sehr heiß, ringsherum alles ausgetrocknet. Der auf einem Routineflug befindliche Luftbeobachter der Regierung von Unterfranken entdeckt im gleichen Waldgebiet eine größere Rauchwolke. Diese wurde möglicherweise durch Funkenflug ausgelöst und verursacht einen größeren Waldbrand. Der Luftbeobachter gibt die Koordinaten an die Integrierte Leitstelle (ILS) Schweinfurt weiter und diese alarmiert die Feuerwehren zum Alarmschlagwort "B Wald groß" im Gebiet Büchelberg bei Sulzbach/Stadt Hofheim.
Das war das angenommene Szenario einer Großübung der Kreisbrandinspektion mit insgesamt 450 Einsatzkräften am Samstag. Neben Feuerwehren aus den Landkreisen Haßberge, Schweinfurt, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Coburg als größte Einheit, waren auch der BRK-Rettungsdienst Haßberge einschließlich der Rettungshundestaffel, das THW Haßfurt, und ein Hubschrauber zur Brandbekämpfung aus der Luft mit eingebunden. Ebenfalls dabei war eine Abordnung der Polizei und der Bundeswehr aus Volkach, die einige ihrer Arbeitsgeräte und -maschinen vorstellten und auch im Ernstfall unterstützen würden.
Die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG ÖEL) der Feuerwehr und die Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung unterstützten den Einsatzleiter des Großereignisses, Kreisbrandmeister Johannes Hauck. Aufgebaut war die gesamte Einsatzleitung neben dem Feuerwehrhaus in Sulzbach. Gegen Mittag machten sich rund 60 Fachbeobachter aus allen Hilfsorganisationen zusammen mit Innenstaatssekretär Sandro Kirchner und Landrat Wilhelm Schneider auf den Weg und bereisten einige markante Stationen der Waldbrandübung.
Feuerwehren aus Ditterswind und Ermershausen machten den Anfang
Während bei der Erstalarmierung gegen 8.45 Uhr nur die beiden Feuerwehren aus Ditterswind und Pfaffendorf zu dem Feuer auf dem Zeltplatz alarmiert wurden, setzte sich rund eine halbe Stunde später ein größeres Aufgebot zur Brandbekämpfung im Wald in Gang. Unter der Leitung von Kreisbrandmeister Peter Schüler waren hier die Feuerwehren aus Hofheim, Goßmannsdorf und Haßfurt sowie die Werkfeuerwehr der Fränkischen Rohrwerke aus Königsberg im Einsatz.
In Ueschersdorf wurde eine Station zur Befüllung der wasserführenden Fahrzeuge eingerichtet. Im Pendelverkehr versorgten die Feuerwehren aus Burgpreppach, Leuzendorf, Mechenried, Aidhausen, Dietersdorf (bei Seßlach), Sulzdorf an der Lederhecke , Bad Neustadt und Bad Königshofen die angenommene Brandstelle mit Löschwasser. Kreisbrandmeisterin Simone Halbig koordinierte hier den geordneten Ablauf.
Gleich zwei der sogenannten Dispogruppen Wasserförderung aus dem Landkreis Haßberge wurden für die Verlegung von langen Schlauchstrecken eingesetzt. Aus einem Privatsee bei Ditterswind und aus dem Fuchsmühlensee wurde Wasser gefördert und mittels zweier Schlauchleitungen mit einer Länge von zweieinhalb beziehungsweise drei Metern zur Einsatzstelle transportiert. Eingesetzt waren hier die Dispogruppe des Inspektionsbezirks 4 aus dem Raum Maintal/Steigerwald und die Dispogruppe des Inspektionsbezirks 1 aus dem Raum Ebern.
Kreisbrandmeister Fabian Hümmer hatte die Feuerwehren aus Kirchaich, Unterschwappach, Sand, Eltmann, Knetzgau, Dippach, Lembach, Obertheres, Steinsfeld, Westheim, Fabrikschleichach, Wustviel und Oberschwappach unter sich. Für den anderen Einsatzabschnitt mit den Feuerwehren aus Rentweinsdorf, Untermerzbach, Pfarrweisach, Ebern, Eichelberg, Kraisdorf, Unterpreppach, Reutersbrunn, Obermerzbach, Gereuth, Geroldswind und Wasmuthhausen war Kreisbrandmeister Ralph Morgenroth zuständig.
Helikopter mit 900 Liter starkem Löschbehälter
Die Feuerwehr Ermershausen sicherte den Landeplatz des Hubschraubers. Am örtlichen Sportplatz landete der Helikopter und tankte seinen Löschbehälter mit 900 Litern Wasser auf. Einsatzabschnittsleiter war hier der Kreisbrandmeister Maximilian Wüstenberg. Unterstützt wurde die Feuerwehr Ermershausen dabei von der Feuerwehr Bischofsheim in der Rhön, bei der einer der drei Flughelferstützpunkte in Unterfranken untergebracht ist. "Zwei Minuten dauert die Befüllung", erklärte Bischofheims Kommandant Christian Hoenen, der auch einen angenommenen Materialtransport mit dem Hubschrauber koordinierte. Anschaulich demonstriert wurde die Abgabe des Löschwassers aus der Luft auch auf einer Wiese bei Sulzbach. Punktgenau traf der Pilot eine abgesteckte Fläche.
Das THW Haßfurt war im Vorfeld auch für den Wegebau zuständig. Im Verlauf einer Spitzkehre im Wald füllten die "Helfer in Blau" ein Stück Gelände mit 30 Tonnen Schotter auf und verlegten stabile Plastikplatten, damit dort eine ungehinderte Durchfahrt mit den Feuerwehrfahrzeugen erfolgen konnte. Außerdem war das THW für die Versorgung der einzelnen Einsatzabschnitte mit Treibstoff zuständig.
Personen mit sehr echt wirkenden, geschminkten Verletzungen hatte das BRK Haßberge zu retten und zu versorgen. Auch die Rettungshundestaffel unter der Leitung von Bianca Herz war mit einigen Hunden vor Ort und suchte insgesamt ein Waldgebiet von rund 60.000 Quadratmetern erfolgreich ab. Außerdem versorgte das BRK während der Übung an den einzelnen Einsatzabschnitten die Feuerwehr mit Getränken und kleinen Snacks.
Aus dem Landkreis Bad Kissingen, genauer vom Standort bei der Feuerwehr Stangenroth, kam die Feldküche, die an der alten Schule in Sulzbach aufgebaut war. Die Ehrenamtlichen der Feuerwehr Stangenroth zauberten hier eine frisch gekochte Mahlzeit, nämlich Gulasch mit Nudeln.
Großübung wurde zwei Jahre geplant
"Zwei Jahre Planungen waren notwendig, um diese Übung auf die Beine zu stellen", sagte Kreisbrandmeister Jonas Ludewig, der auch Übungsleiter war. Unterstützt wurde er von den Kreisbrandinspektoren Andreas Franz, Thomas Neeb, Thomas Habermann und Ralf-Peter Schenk in seinem Kernteam sowie vielen weiteren Helfern im erweiterten Team. Erstmals kamen bei dieser Großübung auch zwei Dispogruppen Wasserförderung gleichzeitig in Einsatz.
"Das war die größte Übung, die ich als Kreisbrandrat jemals erlebt habe", sagte Ralf Dressel, der seinen Dank allen Beteiligten aussprach. Ziel war es, die Koordination bei einer Großschadenslage unter Einbindung der Unterstützungsgruppen und der Katastrophenschutzbehörde zu üben. Für die Feuerwehr war auch der Schulungseffekt der Führungsstruktur bei solchen Lagen von Bedeutung, genauso wie die Wasserförderung über geschlossene und offene Schaltreihen sowie der Pendelverkehr mit Füllung von Faltbehältern.