Was hat sich ein Dorf an Zeugnissen der Vergangenheit bis heute noch bewahrt? Gibt es in Nassach noch Dokumente der „alten Zeit“ außer historische Bauwerke? Auf der Suche nach Überresten einer ehemaligen Tracht stöberten Mitglieder des Frauenvereins Nassach im vergangenen Jahr in Truhen, Schränken und Kellern nach alten Kleidern. Es fanden sich schwarze Trachtenhauben, Spenzer, so klein, dass sie heute wohl keiner mehr tragen könnte, Röcke, seidene Schürzen und blumenbestickte Tücher.
Und auch wahre Schätze brachte die Suche im wahrsten Sinne des Wortes ans Tageslicht, berichtet Jutta Meierott, die erst im vergangenen Jahr ein Büchlein über Leute und Bräuche ihrer Wahlheimat Nassach veröffentlicht hatte. Die wertvollsten Fundstücke waren zwei alte Brautkronen im Hause Schwappacher, in der Torstraße. In einer runden Hutschachtel, datiert auf das Jahr 1858, fand sich eine sogenannte „Flitterleskrone“.
Woher diese Krone ihren Namen hat? Auf einer kreisrunden goldfarbenen Metallfolie sind Flitter aus gestanzten Messingteilchen, Glasperlen und kleine künstliche Blüten an dünnen Spiraldrähten beweglich aufgehängt, berichtet Meierott. Dabei fand sich auch eine Lutherbibel, ein Geschenk des Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha, denn damals gehörte Nassach als Exklave des Amtes Königsberg zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Und der Stil der Tracht und der Brautkronen war vermutlich auch von dort beeinflusst.
So machte es Sinn, sich an die Trachtenbeauftragte des Bezirks Oberfranken, Birgit Jauernig, zu wenden, und die „zeigte sich sehr interessiert und über die schönen Funde erfreut“, berichtet Meierott. Das Ergebnis war, dass die beiden Brautkronen aus Nassach derzeit im Rahmen einer Sonderausstellung „Klosterarbeiten, Flitterkronen und Haubenspiegel“ im Bauernmuseum Bamberger Land in Frensdorf (Lkr. Bamberg) zu bestaunen sind.
Wie Trachtenbeauftragte Jauernig auf Anfrage dieser Zeitung berichtet, ist der Fund der Nassacher Frauen „ein Glücksfall“. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen sind die Brautkronen sehr gut erhalten. Und was die eine der beiden Kronen außerdem bemerkenswert macht: Sie ist noch in Familienbesitz und zudem datiert. „Wir wissen so genau, für wen sie geschaffen wurde“. Und auch die zweite Brautkrone stammt aus der gleichen Familie.
Wobei der Name Brautkrone nur den Schlusspunkt beschreibt, zu dem sie getragen wurde. Eigentlich war es ein Festschmuck der jungen Mädchen, berichtet die Trachtenbeauftragte weiter. Die Krone wurde von den unverheirateten Frauen zu besonderen Anlässen getragen. Zum letzten Mal dann bei der Hochzeit. Zu sehen sind die beiden Nassacher Brautkronen in der Ausstellung zusammen mit acht weiteren aus Oberfranken. Die meisten waren bislang ebenfalls vorher noch nie zu sehen, berichtet die Trachtenbeauftragte.
Für Jutta Meierott erhebt sich nach diesem Fund nun die Frage, wo die Objekte vergangener Zeit, die „Nassacher Schätze“, nach Beendigung der Ausstellung aufbewahrt werden. „Wer pflegt die Tradition in unseren Dörfern weiter?“ Denn es gibt vermutlich noch viel mehr solcher Schätze, die es wert sind, sie der Nachwelt zu erhalten.
Im Bauernmuseum Bamberger Land
in Frensdorf (Hauptstraße 3-5) ist die Sonderausstellung „Klosterarbeiten, Flitterkränze, Haubenspiegel“ noch bis 2. November 2014 zu sehen. Öffnungszeiten sind bis Oktober von Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr; sonntags und feiertags von 13 bis 17 Uhr. Für Gruppen und Schulklassen auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung, Tel. (0 95 02) 83 08. Außerdem findet dort am Samstag, 10. Mai, von 13 bis 19 Uhr und am Sonntag, 11. Mai, von 10 bis 18 Uhr der „Oberfränkische Trachten- und Spezialitätenmarkt“ statt.