
Auf was er sich freut? Ein typisches Kellerbier soll es werden, naturtrüb und unfiltriert, schwelgt Rainer Huth. Er steht in dem Gewölbe, in dem das Ziel des Vereins einmal zu seiner Reife kommen soll.

Es ist der Gärkeller des Brauhauses in Rügheim. Wie hier unten hat auch einen Stock weiter oben das Ziel des „Brauvereins Hofheimer Land“ weiter an Gestalt gewonnen. Wenn alles nach Plan läuft, dann könnte im Spätsommer das erste Rügheimer Bier aus dem Fass fließen.
So gut wie nichts erinnert mehr an das Brauhaus früherer Jahre. Anblick und Innenleben „gingen in Richtung Ruine“, blickt Rainer Huth zurück. Zwischen dem jetzt schmucken Ensemble, zusammen mit dem Marktplatz und dem Plotti-Platz, und dem Anblick früherer Jahre liegen viele Arbeitsstunden.
Los ging's mit der Arbeit für den Verein im Frühjahr vergangenen Jahres. Das Brauhaus wurde ausgeräumt und entkernt. Der Boden musste herausgerissen werden, Fundamente wurden neu erstellt. Dann kamen die Handwerker. Unter anderem wurden bei den Bauarbeiten auch Fenster freigelegt. Immer im Blick dabei, so Huth, dass alles nach den Vorgaben des Denkmalamtes ausgeführt wurde. Aber auch die Auflagen des Gesundheitsamtes waren und sind zu berücksichtigen, denn Bier zu brauen, heißt mit einem Lebensmittel umzugehen.
Es wird auch gebacken

Und es wird längst nicht nur Bier in dem ehrwürdigen Gemäuer gebraut: Auch Backduft wird aus dem Gemäuer dringen. Wie der Zufall es wollte, wurden im vergangenen Jahr auf einem Scheunenboden in der Gemeinde die Einzelteile eines Backofens wiederentdeckt. Er stammt etwa aus den 1960er-Jahren. Und er wird im Brauhaus zu neuen Ehren kommen. Nimmt man noch die Kelter hinter dem Haus dazu, dann könne man durchaus von einem „Haus des Handwerks“ sprechen, so der Vereinsvorsitzende Rainer Huth weiter. Und so sieht der Verein auch das Gesamtkonzept seines Projekts.
Mit der Brauanlage können das Bierbrauen und die Lagerkultur des Biers kennengelernt und erfahrbar gemacht werden. Und so ist auch geplant, dass sich Besucher bei Themenabenden über die Vielfalt der Biere und damit verbunden der Braukultur informieren und austauschen können. Das Ganze werde nicht kommerziell betrieben. Das im Verein gebraute Bier geht nicht in den freien Verkauf, so Huth, sondern an die Vereinsmitglieder. Zum Brauverein Hofheimer Land gehören derzeit rund 60 Mitglieder, aus dem ganzen Stadtgebiet und darüber hinaus, im Alter zwischen 16 und 78 Jahren, berichtet Huth.
Unter den Mitgliedern ist auch ein gelernter Brauer. Der wird dann, wenn die neue Anlage in dem sanierten Brauhaus steht und funktioniert, den ersten Sud ansetzen. Im dritten Quartal könnte dies dann der Fall sein, im Spätsommer dann mit dem ersten Bier im Brauhaus angestoßen werden. Bis dahin werden allerdings noch einmal etliche Stunden zu den bislang vermutlich rund 1000 Arbeitsstunden der Mitglieder hinzukommen.
Dann wird auch der ursprüngliche Zweck des Hauses wieder in den Räumen einkehren, denn gebraut wurde hier noch bis in die 1960er-Jahre. Und das hatte eine lange Tradition, wie Huth bei einer Vorstellung des Rügheimer Projekts erläutert hatte: Bereits im 17. Jahrhundert wurde hier Bier gebraut. Im 19. Jahrhundert gab es im und am Gebäude einige Um- und Anbauten. Nachdem das Brauen in Rügheim dann eingestellt worden war, wurde die bestehende Anlage an das Freilandmuseum in Fladungen verkauft. Dort wurde sie wieder aufgebaut und einmal im Jahr wird dort Bier gebraut.

Wenn der Vorsitzende des Vereins auf die vergangenen Monate zurückblickt, gibt es Verschiedenes, worauf er stolz ist, was ihn gefreut hat. Zum einen: „Es sind alle voller Leidenschaft dabei“. Und was ihn trotz aller Arbeit, die auch am Schreibtisch zu bewerkstelligen war, beeindruckt hat: „Wenn man auf die öffentliche Hand zugeht, dann bekommt man auch Unterstützung“, so Huth.
Leader-Fördermittel
Seine Einschätzung: „Sobald sie sehen, dass die Bürger was machen, sich engagieren, gibt es auch Hilfe“. Aber, so Huth weiter: „Es braucht auch ein schlüssiges Konzept“. Das hatten die Rügheimer zuletzt auch für die „Leader“-Förderung vorgestellt. In der vergangenen Woche gab's die positive Rückmeldung des Steuerkreises der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Haßberge.
Ohne diese Unterstützung, aber auch ohne Unterstützung durch die Städtebauförderung wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen, so Rainer Huth und Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst. Der Stadt gehört das Gebäude, rund 180 000 Euro waren für die Sanierung veranschlagt, mit rund 80 Prozent aus der Städtebauförderung rechnet die Stadt, 100 000 Euro sind für die Innenausstattung, unter anderem mit der Brauanlage, vorgesehen, mit 60 Prozent „Leader“-Förderung rechnet hier der Verein.