Vergleichsweise ruhig ging es am Wochenende auf dem Sander Altmain-Festplatz zu. Wo in den vergangenen Jahren zu Weinfest-Zeiten Zehntausende unterwegs waren, fanden sich heuer coronabedingt insgesamt nur rund 450 Besucher an drei Tagen ein. Die allerdings bekamen eine unterhaltsame Alternative zum ausgefallenen Top-Event geboten.
Mit "25 km/h", "Leberkäsjunkie" und "Das perfekte Geheimnis" präsentierte Bruno Schneyer, der Betreiber des Zeiler Capitol-Kinos, von Freitag bis Sonntag jeden Tag einen anderen kurzweiligen Spielfilm vor der malerischen Kulisse des Altmains. Natürlich galt es, die Hygienevorschriften einzuhalten, so dass maximal 200 Besucher je Abend zugelassen waren. Mit im Boot war Mario Pfaff, der mit seinem Ein-Mann-Unternehmen MAD Veranstaltungstechnik aus Oberaurach zusammen mit einigen Aushilfen sonst bei verschiedensten Festen in der Region für die Technik verantwortlich zeichnet.
Am Freitag wandte sich Pfaff mit eindrucksvollen Worten an das Publikum: "Aufgrund der Corona-Einschränkungen ist das hier meine erste Veranstaltung im Landkreis, die ich machen darf." Die Veranstaltungsbranche stehe nach wie vor auf Null und es werde Zeit, dass eine Wiederbelebung stattfinden darf, so Pfaff. "Ihr müsst uns was machen lassen", sendete auch Schneyer ein Signal an die Politik. Beide Veranstalter sind sich einig, auch wenn der Kinosommer in Sand gut angenommen wurde, komme aufgrund der begrenzten Besucherzahl wohl nur eine "schwarze Null" unter dem Strich heraus.
Dank an die Unterstützer
Ein besonderer Dank galt den Unterstützern, die bei der Realisierung der Veranstaltung geholfen haben. So war es der Sander Gemeinderat Paul Hümmer, den Pfaff als erstes ansprach und der das Anliegen an Bürgermeister Ruß und den Gemeinderat weiterleitete. Nach dem Motto "Eine Hand wäscht die andere", stellte Pfaff seine Bühne und die Technik auch dem Organisationskomitee des Altmain-Weinfestes kostenlos zur Verfügung, das am Sonntag seinen traditionellen Gottesdienst abhielt. Schließlich stellte Bauunternehmer Daniel Ullrich unkompliziert Absperrzäune zur Verfügung, mit denen das Gelände laut behördlicher Auflagen eingezäunt werden musste.
"Am Ende des Tunnels ist wieder ein kleines Licht aufgegangen", sagte Stefan Goger vom gleichnamigen Weingut, der die Bewirtung übernommen hatte. "Zwar ist der Kuchen nicht sehr groß, den es hier zu verteilen gibt, aber es ist schon mal ein Anfang", sagte der Winzer, der auch mit seinem Hotelbetrieb unter der Coronakrise leidet.
Auch Künstler haben es in der momentanen Lage schwer und so gab es jeweils vor dem Kinofilm musikalische Unterhaltung. Am Freitag sorgte ein Musiker-Trio mit Klaus Neubert, Michael Schmidt und Matthias Köhler für einen stimmungsvollen Rahmen. Tags darauf war nochmal der Gittarist Klaus Neubert auf der Bühne, diesmal aber zusammen mit der Formation "Zeiler Zither Partie", der auch Thomas Zrieschling an der Harfenzither und Max Stadler am Akkordeon angehören. Beim Abschluss am Sonntag sangen sich "Miss Sophy und ihr Tobias" in die Herzen der Zuschauer.
Die Besucher waren ausnahmslos begeistert von dem besonderen Kino-Ambiente. Wenn auch teilweise wegen der kühlen Witterung in Wolldecken eingehüllt, genossen die Zuschauer die Filme. So auch die Abt-Degen-Weinprinzessin Anna-Lena Werb, die diesmal ganz privat in Sand weilte. Den Heimatkrimi "Leberkäsjunkie", der am Samstag lief, hatte sie sich ausgesucht. Ihre Freundin Anna-Maria Dütsch aus Kirchaich begleitete sie. Natürlich trauerte die Weinprinzessin etwas um das ausgefallene Weinfest, aber einen Kinoabend mit einem guten Sander Wein zu genießen, das habe auch etwas Gutes.
Für den Kinosommer fand im Vorfeld ein Kartenvorverkauf statt, an dem etwa 80 bis 90 Prozent der Besucher schon ihr Ticket lösten, sagte Schneyer. Zudem fanden sich einige Kurzentschlossene ein, so wie ein Radwanderer aus Südbayern, der in Sand Station machte. Spontan kam beispielsweise am Samstag auch Stefan Zettelmeier zum Festplatz, um "Leute zu treffen und Abwechslung zu haben". Der Sander zollte Bruno Schneyer seinen Respekt: "Super, dass der Bruno so eine Veranstaltung in der schwierigen Zeit aufzieht."
Mehr Open Air-Kino gibt es vom 31. Juli bis einschließlich 8. August in Zeil im Caritasgarten. An sieben Tagen zeigt hier ebenfalls das Capitol Kino zusammen mit MAD Veranstaltungstechnik wechselnde Spielfilme, unter denen für jeden Geschmack etwas dabei sein soll. Der Kartenvorverkauf hierfür ist im Capitol Kino bereits angelaufen.