
Das Weihnachtsfest des Jahres 2023 war für den jungen Pitbull Bambam ein trauriges. Sein Herrchen oder Frauchen setzte den damals circa eineinhalbjährigen Hund auf dem Haßfurter Weihnachtsmarkt aus. Von dort brachte ihn ein aufmerksamer Gast in die Polizeistation in Haßfurt, von wo aus er im Tierheim bei Zell (Gemeinde Knetzgau) landete.
Dort lebt er bis heute, sagt Tierheimleiterin Britta Merkel im Gespräch mit dieser Redaktion. Das Problem mit Bambam sei, dass der Hund in Bayern als Kampfhund mit "Liste 1" gilt und daher in Bayern nicht weitervermittelt werden darf, ergänzt Tierärztin und Amtsveterinärin Simone Nowak. Merkel sagt: "Ich wollte ihn schon in ein Tierheim nach Niedersachsen fahren und ihn gegen zehn Katzen eintauschen. Doch auch dort wollen sie Bambam nicht."
Schwer vermittelbare Hunde und hohe Personalkosten
Neben dem jungen Pitbull leben neun weitere Hunde, die nur schwer vermittelbar sind, im Tierheim Haßberge. Rund 20 Hunde und 40 Katzen müssen im Durchschnitt täglich versorgt werden. Sie wurden zum Teil aufgrund miserabler Haltung beschlagnahmt oder wurden als Fundtiere abgegeben. Für deren Betreuung und Versorgung wären eigentlich die Kommunen zuständig, doch die haben die Aufgabe inklusive Tierheimbetrieb an die Tierschutzinitiative übertragen, deren Vorsitzende Merkel ist. Die Kosten werden über einen Zweckverband umgelegt.

Seit Beginn dieser Vereinbarung vor sechs Jahren sind dies jährlich 1,20 Euro pro Einwohner. Davon bekommt die Tierschutzinitiative allerdings nur einen Euro. 20 Cent gehen an die Verwaltung. Bei rund 84.000 Einwohnern im Landkreis sind es also rund 84.000 Euro pro Jahr, die dem Tierheim von den Kommunen zufließen. Davon gehen jedoch noch einmal 7 Prozent Steuern ab, sodass unterm Strich circa 78.000 Euro übrig bleiben. Die werden allerdings schon alleine durch die Personalkosten aufgefressen, die im Jahr 2023 rund 87.000 Euro betrugen. Hinzu kommen gestiegene Kosten für Tierarzt, Energie und Futter, sodass rund 150.000 Euro jährlich auf der Ausgabenseite stehen.
Massiver Rückgang der Spenden für das Tierheim
Der Verein – die Tierschutzinitiative Haßberge – hat derzeit circa 130 Mitglieder, die einen Vereinsbeitrag in Höhe von 30 Euro zahlen, womit sich das Defizit nicht schließen lässt. Zudem haben während der Corona-Pandemie keine Vereinsfeste wie Winter- oder Sommerfest mehr stattgefunden, die Geld in die Vereinskasse hätten spülen können. Mittlerweile gebe es diese Veranstaltungen wieder, doch jetzt müsse das Tierheim die Corona-Prämie zurückzahlen. Auch die Spendenbereitschaft sei "massivst" eingebrochen, so Merkel.
Daher stellte der Verein im September 2024 einen Antrag auf Erhöhung der Tierschutzkostenpauschale. Die genauen Zahlen (Betriebskosten pro Fundtier) sollen bis Anfang Februar dem Zweckverband Fundtiere vorgelegt werden, sagt Aidhausens Bürgermeister Dieter Möhring, der Vorsitzende des Verbands. Danach werde in einer Zweckverbandsversammlung über eine Anpassung entschieden. Die Erhöhung solle jedoch angesichts der steigenden finanziellen Belastungen für die Kommunen, wie der steigenden Kreisumlage, zumutbar sein, so Möhring.
Tierheim lebt von Rücklagen für ein neues Hundehaus
Merkel wünscht sich eine Erhöhung auf zwei Euro pro Einwohner, um die Kosten decken zu können. Derzeit lebt das Tierheim von Rücklagen, die für den Neubau eines Hundehauses geplant waren. Etwas neidisch blickt Merkel auf andere Tierheime, wie in Nürnberg, München oder Berlin, die mit einer Pauschale von einem Euro zurechtkommen. "Die können mit Erbschaften im Millionenbereich jährlich rechnen", meint Merkel.

Sowohl Merkel als auch Nowak wünschen sich daher ebenfalls weitere Einnahmequellen, wie Geldauflagen, die das Amtsgericht zugunsten des Tierheims aussprechen könnte, oder Werbebanner lokaler Firmen an den Zäunen des Tierheims.
"Asoziale Hunde": Wenn Halter nicht mehr mit ihren Tieren zurechtkommen
Neben den finanziellen Hürden nennt Merkel ein weiteres Problem, das sich in den letzten Jahren verschärft hat: immer mehr "völlig asoziale Hunde" würden im Heim landen, so Merkel. Es handle sich dabei um rassebedingt schwierige Fälle, wie Bullterrier oder Pitbulls. "Die Halter werden irgendwann nicht mehr mit ihnen fertig. Die Hunde werden dann in den Keller gesperrt und dann beschlagnahmt – und wir arbeiten uns einen Wolf", so Merkel.

Von Tierkäufen per Internet raten Merkel und Nowak ab. Da erhalte man vier Wochen alte Welpen, die oft krank und ungechipt sind. Als Beispiel nennt Merkel den Rüden "Wulfi", der seit rund zehn Jahren im Tierheim lebt. Sein Halter habe Wulfi in Rumänien gekauft. Als der Hund ihn und Freunde biss, habe er ihn im Tierheim abgegeben. "Man braucht Zeit für solche Hunde", betont Merkel. Man müsse sich auch mal längere Zeit an den Zwinger setzen und Kontakt mit dem Hund aufbauen. Doch diese Zeit wollten sich viele nicht nehmen. "Die wollen die einfache Version aus dem Ausland", weiß Merkel.
Lichtblick: Weniger Abgaben von Fundtieren nach Weihnachten
Die Plattform Ebay habe den Hundeverkäufern bereits Auflagen gemacht, sagt Nowak. Doch die würden einfach auf andere Plattformen ausweichen, um ihre Welpen zu verkaufen. "Die züchten nach und lachen sich tot über die Deutschen", meint die Veterinärin.
Doch es gibt einen kleinen Lichtblick: in den letzten Jahren seien nach Weihnachten weniger Hunde im Tierheim abgegeben worden, so Merkel – dafür aber mehr Kleintiere wie Hamster oder Meerschweinchen.
Und wer weiß: Vielleicht bekommt auch Bambam bald ein neues Zuhause nach zwei Weihnachtsfesten ohne Herrchen oder Frauchen.
Spenden für die Tierschutzinitiative Haßberge sind willkommen. Infos zum Spendenkonto sowie eine Wunschliste mit dringend benötigten Dingen, wie beispielsweise Tierfutter, gibt es auf der Website: www.tierheim-hassberge.de
Es geht nicht um die Summe, an Geld.
Aber wurde keine Begründung geliefert, warum plötzlich eine VERZEHNFACHUNG der Umlage nötig ist.
Die Rechnungsprüfung wird vom Landratsamt durchgeführt, auch hier kam keine Information.
Die Tierheime sollten sich um Ihre Grundaufgaben konzentrieren! Die Tiere die in der Nähe gefunden, ausgesetzt usw. wurden.
Nicht aber Tiere aus z.B. Spanien, den Balkan... nach Deutschland transportieren, was sehr teuer ist!
Es ist auch nicht jede Operation nötig, es sind immernoch TIERE!
Und genau dies muss das Landratsamt prüfen, ob es sich um Grundaufgaben handelt.
In vielen Fällen werden Tiere besser behandelt, als z.B. Kinder, alte, behinderte Menschen.
grundsätzlich ist das Kümmern um gefundene Tiere eine kommunale Pflichtaufgabe. Schon mal gut dass es den Tierschutzverein gibt, denn da machen Menschen für lau das was die Gemeinden sonst bezahlen müssten.
Der "Diri-Dari" - nehmen wir mal den Landkreis Kitzingen mit knapp 91.000 Einwohner/innen. Das wären bei 10 ct. pro Kopf und Jahr also ca. 9.100 €. Davon bezahlen Sie nicht mal Strom, Wasser und das Futter für die Tiere (wird z. B. pro Hund auf ca. 600 €/ Jahr geschätzt), und wenn dann noch Reparaturen oder gar Baumaßnahmen anfallen...
Leider kriegt man die verantwortungslosen Zeitgenoss/innen viel zu selten zu fassen, die diesen allgemeinen Aufwand verursachen, indem sie ihr Tier z. B. einfach aussetzen, und bei plötzlichem Tod o. ä. von Herrchen/ Frauchen geht es schlecht anders.
Könnten die Gemeinden nicht einfach eine Anfrage an die Einwohner/innen stellen, wieviel sie bereit sind zweckgebunden zu geben? Z. B. 1 €, 10 €, Betrag nach Wunsch?
Jedes Lebewesen hat ein Recht darauf leben zu dürfen.
ist. Bzgl Katzen hat es die Stadt Würzburg vorgemacht und eine Kennzeichnungspflicht (besser wäre Chippflicht) und Registrierungspflicht bei Tasso/Findefix sowie eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen eingeführt. Dies erleichtert sowohl Tierschutzverbänden ihre Arbeit, schützt Tierleben und führt hoffentlich dazu, dass mehr verlorene Katzen wieder zurück zu ihren Besitzerinnen finden.
Zum Artikel: Tierheime zählen zu den kommunalen Pflichtaufgaben. Es ist daher Aufgabe und Pflicht aller Gemeinden, die die Dienste des Tierheims in Anspruch nehmen, für eine ausreichende Finanzierung zu sorgen. Es ist wirklich traurig, dass die Gemeinden diese Aufgabe so sehr vernachlässigen, dass es nichtmal für die Personalkosten reicht. Ähnliches hört man leider auch von anderen Tierheimen, nicht nur in Unterfranken sondern in ganz Deutschland.
Wir sollten auch gesetzgeberisch hier einwirken und bundesweit einen kostengünstigen, aber wissenschaftlich basierten Hundeführerschein einführen, der vor(!) der Anschaffung eines Hundes abzulegen
Wer nun meint dafür würde die Gemeinde Tütenspender aufstellen und Kotbeutel entsorgen: Tütenspender sind selten und oft leer und öffentliche Mülleimer müssen sowieso geleert werden. Letztere sind sowieso kaum vorhanden und der Hundehalter der ordnungsgemäß die Produkte aufnimmt muss die gefüllten Beutelchen bei der gesamten Gassirunde mit spazieren tragen.
Ich schreibe hier für (und über) ALLE Gemeinden denn es ist überall so, dass die Hundesteuer eine willkommene Einnahmequelle ist die man beliebig verwenden (und erhöhen) kann. Geht es aber darum ein Tierheim zu unterstützen hat man plötzlich (sinnbildlich) unsägliche Qualen auszustehen bevor endlich 10 Cent pro Einwohner genehmigt werden. Bei den eigenen Einnahmen der Verantwortlichen ist man nicht so zimperlich. Da geht es dann um harte Euro die locker gemacht werden können, mit Cent gibt man sich erst gar nicht ab.
ich mische mich hier einfach mal ein und beantworte Ihre Frage, warum ein Tierheim auf Kosten der Kommunen gebaut wurde: das steht nämlich so im Gesetz/ der Tierschutz ist eine kommunale Pflichtaufgabe (s. z. B. hier: https://www.tierschutz.dachau.net/Beitraege/allg%20%20Erl%C3%A4uterungen%20komm%20Pfichtaufgabe.pdf).
Eigentlich sollten sich diese somit freuen, wenn es Menschen gibt, die ehrenamtlich Leistungen erbringen, welche sonst bezahlt werden müssten. Allgemein bekannt ist allerdings der Spruch: "jede gute Tat wird bestraft" - schade wenn das im Endeffekt dazu führt, dass niemand mehr ehrenamtlich etwas tun will und alle sich nur noch über "die Mangelwirtschaft" beschweren...