
"Nicht dass wir missverstanden werden: Es geht uns nicht darum, die Turnhalle jetzt noch zu verhindern. Die ist beschlossen und wird wohl auch gebaut", sagt Jürgen Kehrlein. "Aber wir sind der Meinung, dass der Bürger darüber aufgeklärt wird, was er für sein Geld hätte erwarten können." Der Haßfurter Stadtrat war Mitglied einer Delegation, die kürzlich - ebenso wie später Bürgermeister Günther Werner - der Hallenbaustelle in Obertheres einen Besuch abstattete. Nun stehen Stadtrat Kehrlein, Bürgermeister-Kandidat Volker Ortloff und CSU-Ortsvorsitzende Claudia Glückert dieser Redaktion in einem Gespräch über die in Haßfurt geplante Turnhalle Rede und Antwort.
"Zunächst einmal bin ich froh, dass überhaupt Land in Sicht ist", so Ortloff. Der Bau einer Turnhalle im Hochwassergebiet sei eine durch den Stadtrat beschlossene Sache, daran werde sich wohl auch nichts mehr ändern. Zahlreiche Gespräche mit Haßfurter Bürgern hätten jedoch in ihm den Eindruck erweckt, dass man "tiefgründiger hätte nachdenken können, was bekommt der Bürger für sein Geld, was hätten wir uns leisten können und wollen". Ortloff bezieht sich dabei auf einen Bericht dieser Redaktion, in dem der Bürgermeister den Eindruck vermittelt habe, mit der Turnhalle neben dem TV-Gelände sei "alles in bester Ordnung und in guter Planung". Aus Sicht der CSU sei das mitnichten so. "Die Grundfrage muss lauten: Was bekommt der Bürger für sein ausgegebenes Geld. Nüchtern betrachtet schafft es die Nachbargemeinde Theres, mit weit weniger Geld mehr hinzustellen."

Nach der Besichtigung der Thereser Halle mit Erläuterungen durch Bürgermeister Matthias Schneider und den Architekten Sebastian Pollach könne man feststellen, so Ortloff, dass die beiden Bauwerke zwar nicht direkt miteinander vergleichbar seien, dennoch müsse man sich die Zahlen einmal anschauen. In Theres entstehe eine Halle, die um zwei Meter breiter sei als die Normgröße einer Einfachhalle und als die Haßfurter Halle. In Theres beliefen sich die Kosten auf 2,7 Millionen Euro. In dieser Summe beinhaltet seien auch eine Klappbühne, Mehrzweck-, Proben- und Gastronomieräume sowie der Abriss der alten Turnhalle und die Erstellung von Parkplätzen auf dem Gelände der alten Halle. In ihren Nutzungsmöglichkeiten, so Ortloff, sei die Thereser Halle wesentlich vielfältiger. Rechne man in Theres nur die Turnhalle, so sei diese mit Kosten in Höhe von 2,1 Millionen Euro veranschlagt. Die Eigenleistung der Gemeinde Theres betrage demzufolge rund 700 000 Euro.
Fehlende Transparenz kritisiert
"In Haßfurt kostet nach Angaben der Stadt", sagt Ortloff, "die Halle rund 3,5 Millionen Euro", wovon die Stadt selbst rund 2 Millionen Euro tragen müsse. Die durch Bürgermeister Werner in Aussicht gestellten Förderzusagen, kritisiert Ortloff, "sind immer noch nicht konkret". So dass mit jedem Monat eine höhere Investitionssumme zu erwarten sei: "Welche zusätzlichen Kosten noch berücksichtigt werden müssen, ist offen." Der Kandidat bemängelt die fehlende Transparenz der Kostenentwicklung und dessen, was die Haßfurter am Ende tatsächlich sehen werden.
Stadtrat Jürgen Kehrlein erklärt die Fördersituation aus seiner Sicht. In Bayern werde von der Staatsregierung jede Einfachschulturnhalle mit Baukosten in Höhe von 2,1 Millionen Euro kalkuliert und einheitlich mit 60 Prozent gefördert. Zusätzliche Kosten wie in Theres für die Mehrzweckräume und die zwei Meter breitere Halle müssten von der Gemeinde getragen werden. Kehrlein macht dazu einen Gegenrechnung auf. Seit 2018 habe man in Haßfurt auf die Förderzusage des BLSV gewartet. Die Förderung betrage zwischen 100 000 und 150 000 Euro. Inzwischen habe man durch die Preissteigerungen auf dem Bau, die man mit zehn Prozent pro Jahr ansetzen könne, "schon wieder 300 000 Euro höhere Baukosten zusätzlich draufgebraten".
Grundstück auf altem Mölter-Bauschutt?
Hauptkritikpunkt ist für Jürgen Kehrlein der Standort der neuen Turnhalle. Solange der TV Haßfurt der Antragsteller gewesen sei, habe man ja nicht über den geeigneten Standort entscheiden können. Nun sei jedoch die Stadt der Bauherr und habe sich für "diesen krassen Standort" im Hochwassergebiet entschieden, obwohl bereits vor Jahren der Bauausschuss mit neun zu einer Stimme sich für das Schulzentrum als möglichen Standort für eine neue Turnhalle ausgesprochen habe. Kehrlein hielt nicht hinterm Berg, auf diesem Grundstück sei klar gewesen, "dass auf Stelzen gebaut werden muss". Der CSU-Stadtrat erinnert an die Erkenntnisse aus dem Buch von Dr. Volker Grumbach, dass auf diesem Grundstück der frühere Bauschutt der Firma Mölter aufgeschüttet worden sei. "Den sollte man besser liegen lassen, sonst wird's richtig teuer", so Kehrlein. Dieses Grundstück mit seiner begrenzten Ausdehnung habe jedoch zur Folge, dass man zur Erzielung der Barrierefreiheit "Treppen mit Riesenrampen" errichten und einen Aufzug einbauen müsse.
"Notlösung" macht noch keine Sportstadt
Volker Ortloff rügt, man hätte die Bürger "besser mitnehmen müssen". Mit dem Bau einer Einfachturnhalle könne Haßfurt keine Sportstadt bleiben. Noch dazu da die Dreifachturnhalle am Schulzentrum einer gründlichen Sanierung bedürfe. "Die Ausweichmöglichkeiten sind bekanntermaßen in Haßfurt begrenzt." Ortloff meint, ein Sportzentrum, das auch die Voraussetzungen dafür besitzt, stünde der Kreisstadt gut zu Gesicht. Das könne aber nicht durch eine "Notlösung" wie die Einfachturnhalle erreicht werden und auch nicht am Eichelsee beheimatet sein.
Infrage kommendes Grundstück "gebunkert"?
Kehrlein behauptet in diesem Zusammenhang sogar, es habe bereits einen Plan für eine Zweifachturnhalle - mit Gastronomie - am Schulzentrum neben der Dreifachhalle gegeben. Damals sei behauptet worden, das infrage kommende Grundstücke müsse für ein Bauvorhaben der Caritas vorgehalten werden. Er persönlich halte diese Aussage, die man ihm gegenüber getätigt habe, für "Fake News". Und sieht sich mittlerweile in dieser Auffassung bestätigt
Volker Ortloff zieht ein Fazit: "Es ist zu begrüßen, dass die neue Sporthalle hoffentlich bald ihren Spatenstich erlebt. Man hat allerdings den Eindruck, dass nicht mit aller Entschiedenheit und Entschlossenheit der unendlichen Geschichte der neuen Haßfurter Turnhalle begegnet wird. Gleich nach dem Spatenstich muss man sich aber unbedingt überlegen, wie es in Sachen Sportstadt in Haßfurt weitergeht."

Scheinheilig, wie sich die jetzige CSU der Sache stellt!
Die Stadt mit Ihren Vereinen könnte längst eine 3-Fachturnhalle ihr Eigen nennen.
Alle Zuschussmöglichkeiten wurden verschlafen.
Und wieder weiß es die CSU besser?