
Zur Faschingszeit herrscht in Ermershausen stets Ausnahmezustand. Am Samstag, dem ersten Sitzungstag der "Ermetzia", wurden um 19 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt. Der Ort war wie ausgestorben. Nur in der "bis auf den letzten Notsitz" ausverkauften Adolf-Höhn-Halle tobte das närrische Leben. Und das heuer mittlerweile schon seit 40 Jahren.
Ein Abschied aus der Bütt und der Habeck'sche Faktor
Bereits in den 1970er-Jahren gab es eine Faschingsgesellschaft, die sich damals "Ermetia" nannte, wie Michael Albert, seit 25 Jahren Sitzungspräsident der "Ermetzia", berichtete. Das Jahr 1984 war dann das Geburtsjahr der "Ermetzia". Erster Präsident war der ehemalige Bürgermeister Adolf Höhn.
Innerhalb von vier Wochen wurde damals ein Programm auf die Beine gestellt. Seitdem haben die Aktiven der "Ermetzia" rund 600 Sketche und Tänze aufgeführt. Höhepunkte waren dabei der Büttenredner "Onkel Kurt", der Starlight-Express oder Peter Fischer in seiner Rolle als Walross.

Auch in diesem Jahr warteten wieder einige Höhepunkte auf die Narrenschar. Mit Marianne Bohl verabschiedete sich ein Urgestein der "Ermetzia". Nach 40 Jahren in der Bütt hatte sie am Samstag ihren letzten Auftritt. "Die Uniformen waren rot, die Elferräte blau", erinnerte sie sich an vergangene Zeiten.

Die beiden "Energieberater", Stefan Lüdecke und Dominik Zimmermann, warben für das geplante Nahwärmenetz in Ermershausen: Wer das Nahwärme-Formular nicht ausfülle, werde in der nächsten Gemeinderatssitzung öffentlich genannt, warnten sie.
Ihren Spott hatten sie mit den "Kaulquappen-Nummerierern", den Grünen. Eine Wärmepumpe für die Adolf-Höhn-Halle amortisiere sich dank des "Habeck'schen Faktors" statt nach 133,0 Jahren bereits nach 1,33 Jahren. Denn der Vizekanzler nehme es mit den Kommas ja nicht so genau. Die Bestellzeit für die Wärmepumpe betrage jedoch 4,5 Jahre. "Da müsst ihr euch in der Zwischenzeit ein paar warme Gedanken machen", empfahlen die beiden.
Pizza Hawaii als "die Jogginghose unter den Pizzen"
Sebastian Vey erzählte von seiner Reise nach London. Die Stadt sei immer einen Abstecher wert, wie schon "Jack the Ripper" gewusst habe. Auch über seine Essensvorlieben informierte er das Publikum. Wer Ananas auf seine Pizza lege, habe die Kontrolle über sein Leben verloren, meinte er. Die Pizza Hawaii sei daher frei nach Karl Lagerfeld "die Jogginghose unter den Pizzen".

Und Vey berichtete von einem Ausflug aufs Oktoberfest, der völlig aus dem Ruder gelaufen sei. "Der Maxe stand zwei Stunden am Autoscooter, um ein Taxi zu rufen. Und wenn ihr den Stan gsehn hätt, dann wisst ihr, warum Noah nur Tiere auf die Arche ließ." Vey wollte auch den Landrat grüßen, der jedoch nicht anwesend war. "Der hat wohl über die Terminvergabe des Landratsamts gebucht", mutmaßte er.
Die Ehrendamen – Melanie Vey, Manuela Pötsch, Kristina Bernstein, Alexandra Eiring, Eva Wunderlich und Uli Bernstein – erklärten, dass sie sich mit der Zewa-Werbung "dick und durstig" voll identifizieren könnten. Und sie erzählten, dass sie per Internet Blumen bestellt hätten. Als die Meldung "Ihre Bestellung ist eingegangen" gekommen sei, hätten sie halt erneut bestellt.
Streik bei der Gewerkschaft der Laserdrucker
Im Sketch "In der Bahn" drehten die Fahrgäste den Spieß herum und traten ihrerseits in den Streik. "Ich konnte meinen Fahrschein nicht ausdrucken wegen des Streiks der GdL, der Gewerkschaft der Laserdrucker", sagte ein Fahrgast dem Zugbegleiter, Herrn Lochstanzer. Der konnte durchgängiges Internet während der Fahrt nicht garantieren. "Wir fahren in Deutschland. Wir sind froh, wenn überall Gleise liegen", erklärte der Schaffner.

Fabian Herold sprach mit Gitarrenbegleitung Texte in drei Dialekten. Er, der "Bräd Bidd vom Dübb her", esse gerne "Domaden Dordelini aus der Dubber-Dosn", ließ er die Narrenschar wissen. Zahlreiche Auftritte der Garden rundeten das Programm ab. Viel Applaus erhielt Tanzmariechen Emma Schramm, die einen perfekten Spagat zeigte.