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Knetzgau
Bürgermarsch in Knetzgau: Bereit für den Ernstfall
Rund 150 Menschen nahmen teil an der diesjährigen Ausgabe, bei der es immer auch um die Zusammenarbeit von Militär und Zivilgesellschaft geht.
Szenario aus der Praxis: Christian Emmert, Obergefreiter, zieht Hauptfeldwebel Thomas Nicklaus aus einer imaginären Gefahrenzone
Foto: Wolfgang Aull | Szenario aus der Praxis: Christian Emmert, Obergefreiter, zieht Hauptfeldwebel Thomas Nicklaus aus einer imaginären Gefahrenzone
Wolfgang Aull
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:20 Uhr

Es ist ein Ereignis, das immer wieder auf großen Zuspruch stößt – und trotzdem mitunter kontrovers diskutiert wird: Der Knetzgauer Bürgermarsch soll spielerisch zeigen, bei welchen Szenarien die Reservisten, das Rote Kreuz, die Wasserwacht und die Freiwillige Feuerwehr aktiv werden. Die Reservistenkameradschaft hatte geladen, etwa 150 Personen in 41 Gruppen nahmen Teil, davon zehn mit Kindern. 

Die Gesamtleitung der Veranstaltung hatte Hauptfeldwebel Thomas Nicklaus, zweiter Vorsitzender der Reservisten. "Die Grundidee vom Bürgermarsch ist, das Reservistengeschehen auch der Zivilbevölkerung zu präsentieren", erklärte er im Gespräch mit der Redaktion. "Dies mit Hilfe mehrerer Blaulichtkräfte unter dem Grundsatz zivilmilitärischer Zusammenarbeit." Hierzu erschienen die Wasserwacht Sand/Zeil, die Polizei, die Jugendbereitschaft Knetzgau des Bayerischen Roten Kreuzes Kreisverband Haßberge und die Freiwillige Feuerwehr Knetzgau.

Zu dem Begriff "zivilmilitärische Zusammenarbeit" erklärte er, dass Reservisten dem Katastrophenstab des Landratsamtes angehörten und als Bindeglied zwischen Landratsamt und Bundeswehr dienten. Die Bundeswehr würde gerufen, "wenn es zur Katastrophe kommt, wenn die Blaulichtkräfte nicht mehr ausreichen". Als Beispiel nannte er deren Einsatz während der Corona-Pandemie. Auch bei Waldbränden oder dem Beheben von Schäden durch Hochwasserereignisse und dem Befüllen von Sandsäcken seien sie gefragt.

Beispielszenarien und ihre Hintergründe

Einige Szenarien, welche den Stationen des Laufes zugrunde lagen, seien aus den praktischen Erfahrungen der Beteiligten entstanden:

Mit dem Schlauchboot auf dem Main: So romantisch und entspannend Fahrten im Schlauchboot auch sein mögen, Lebensgefahr Gefahr drohe, wenn das Gefährt durch die Wasserströmung unkontrollierbar wird. Mit hellwachen Augen beobachtete die Wasserwacht das Geschehen und griff auch ein, wenn die Bootsinsassen nicht mehr Herr der Lage waren.

Die Wasserwacht warnt vor Lebensgefahr bei Flussfahrten und Sturzflutereignissen, wenn die Wasserströmung unkontrollierbar wird
Foto: Wolfgang Aull | Die Wasserwacht warnt vor Lebensgefahr bei Flussfahrten und Sturzflutereignissen, wenn die Wasserströmung unkontrollierbar wird

Fahren mit Alkohol im Blut: Welche Auswirkungen Alkohol am Steuer auf das Fahrverhalten im Straßenverkehr hat, machte die Polizei erkennbar mit entsprechender Brillen, die das Sichtfeld bei etwa 0,5, bei 1,0 und bei 1,5 Promille Alkohol im Blut bei einer Rundfahrt im Tretauto simulieren. Was in nüchternem Zustand wie ein Kinderspiel aussah, hätte in der Praxis zu übelsten Fahrweisen mit entsprechenden Risiken geführt, so die Erkenntnis.

Beherztes Bergen von Verwundeten: "Jetzt oder nie" lautete die Devise, welche zum Inhalt hatte, einen verletzten oder bewusstlosen Menschen am Kragen zu packen und aus einer Gefahrenzone zu ziehen. Zaudern, so Nicklaus, könnte in diesem Falle tödliche Auswirkungen haben.

Fahren mit Alkohol im Blut: Spielerisch sollen Gefährdungspotentiale erkannt werden.
Foto: Wolfgang Aull | Fahren mit Alkohol im Blut: Spielerisch sollen Gefährdungspotentiale erkannt werden.

Elina Krämer (43), ist die Leiterin der Bereitschaftsjugend Knetzgau und die Bezirksbereitschaftswartin Unterfranken. Sie wirbt für die Ausbildung zum Ersthelfer und zur Ersthelferin. Ab dem 16. Lebensjahr könne eine Sanitätsausbildung erfolgen und bei planbaren Einsätzen, sie nannte als Beispiel das Sander Weinfest, Praxiserfahrung gesammelt werden.

Johannes Dumrauf von der Freiwilligen Feuerwehr Knetzgau ließ das Szenario simulieren, dass ein Auto gehoben wird, unter welchem sich ein Verletzter befindet. Drei Luftkissen standen zur Verfügung, die Lage des Musterobjektes konnte per Befüllung und Ablassen der Luft bestimmt werden. Teamwork war das Gebot der Stunde. Auch er hofft, durch die Veranstaltung Jugendliche zur Mitgliedschaft bewegen zu können.

Spaßfaktor auf ernsthaftem Terrain

Ebenfalls zugegen war der Schützenverein Knetzgau. Martin Wohlfahrt, erster Schützenmeister, sah kein Problem, wenn bereits kleine Kinder sich mit dem Thema Schießen auseinandersetzen. Per Lichtgewehr konnten sie Aktion und Reaktion erleben. Nicklaus verglich dies mit den Schießbuden der Jahrmärkte. Der Schützenverein, so Wohlfahrt, sei in der Gesellschaft verankert, als einer von vielen Vereinen, die Freizeitangebote anböten.

Der spielerische Umgang der Kleinsten mit dem Lichtgewehr ist Teil des Bürgermarsches. 
Foto: Wolfgang Aull | Der spielerische Umgang der Kleinsten mit dem Lichtgewehr ist Teil des Bürgermarsches. 

"Spaß haben" sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie Nicklaus erklärte. Auch wenn es ein Wettbewerb war und letztendlich viele Urkunden und Pokale vergeben wurden, so stünde nicht der Bundeswehrdrill im Fokus. Auch könne sich die Bevölkerung ein Bild davon machen, was die Reservisten beherrschen müssen, welche geistige, moralische und mentale Fitness von ihnen erwartet würde. Der Spaß stand vielen Aktiven ins Gesicht geschrieben: Freude am Nassspritzen im Main, Gelächter bei simulierter Trunkenheitsfahrt, Spannung beim Feuerentfachen. Doch auch die fragwürdige Erkenntnis eines Sechzehnjährigen, dass man mit 0,5 Promille noch fahrtüchtig sei.

Auf das Damoklesschwert des Kriegsfalles angesprochen, äußerte sich Nicklaus eindeutig: "Wir, die Reservisten, unterstützen die aktive Truppe, was auch immer eintritt." Stefan Seubert, Mitglied bei den Reservisten und Zweiter Bürgermeister der Gemeinde Knetzgau, formulierte es wie folgt: "Aus Spaß wird Ernst, aus Frieden Krieg. Es kann auch uns treffen, wie die Ukraine."

 
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