„Da halte ich es wie Peter Struck: Die können mich mal.“ So hat am Dienstag Wolfgang Brühl, Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Haßberge, auf die Rücktrittsforderungen der Jungen Union Haßberge wegen der „Hakenkreuz-Aktion“ der SPD Eltmann reagiert. Struck hatte als SPD-Fraktionschef im Bundestag 2008 in Richtung CDU gesagt: „Die kann mich mal“, als diese ihn aufgefordert hatte, sich für Anfeindungen gegen Hessens Ministerpräsidenten Roland Koch zu entschuldigen.
Wie diese Redaktion berichtete, hatte der SPD-Ortsverein Eltmann auf Ministerpräsident Söders Ankündigung reagiert, in allen Behördenfoyers Kreuze anzubringen, und in einem Schaukasten das Plakat „Der Arbeiter im Reich des Hakenkreuzes“ aufgehängt. Das Poster hatte die Sozialdemokratie für die Reichstagswahl 1932 gestaltet, es zeigt einen ans Hakenkreuz gefesselten und schwer geschundenen Arbeiter. Der SPD-Ortsverein Eltmann hatte das inzwischen entfernte Plakat zudem mit dem Kommentar versehen: „Kreuze in öffentlichen Gebäuden hatten wir schon mal...“ Der SPD-Kreisverband Haßberge wiederum hatte die Collage auf seiner Facebook-Seite gepostet.
Während sich der Eltmanner SPD-Vorsitzende Hans-Georg Häfner und Kreisvorsitzender Wolfgang Brühl am Montag hinter der Aktion stellten, gab es am gleichen Tag heftige Kritik der unterfränkischen SPD-Spitze. So etwas gehöre sich nicht und sei völlig daneben, bekundete etwa Bezirksvorsitzender Bernd Rützel auf Nachfrage dieser Redaktion.
„Auf ganzer Linie versagt“
Mittlerweile hat auch die Junge Union Haßberge reagiert. In einer Mitteilung an die Presse und auf der Facebook-Seite des Kreisverbandes fordert Vorsitzende Stefanie Hümpfner „den sofortigen Rücktritt der Verantwortlichen der SPD Haßberge und der SPD Eltmann.“ Die Tatsache, dass die Eltmanner Sozialdemokraten die Entscheidung des Ministerpräsidenten, Kreuze in öffentlichen Gebäuden aufzuhängen, auf eine Stufe mit der NS-Diktatur stelle, sei „absolut inakzeptabel“. Jede Partei müsse sich ihrer Verantwortung gegenüber der deutschen Geschichte bewusst sein – die örtliche SPD habe hier ihre Grenzen überschritten „und auf ganzer Linie versagt.“
„Da muss ich fünfmal lachen“, konterte am Dienstag Wolfgang Brühl. Für ihn falle die Reaktion der CSU-Nachwuchsorganisation in die „Kategorie Wahlkampf“. Er könne sich nicht daran erinnern, dass die Junge Union ihn zum SPD-Kreisvorsitzenden gewählt habe, folglich könne er getrost Rücktrittsforderungen aus diesen Reihen ignorieren.
„Alberne Forderung“
„Rücktritt, wieso sollte ich das machen?“, schüttelte auch der Eltmanner SPD-Vorsitzende Hans-Georg Häfner über den Vorstoß der Jungen Union den Kopf. Anstatt sich hinter dem Gebüsch zu verstecken und mit Steinen zu schmeißen, hätte die Junge Union schon längst auf ihn zukommen und über das Plakat reden können, meinte Häfner – denn aufgehängt wurde das Poster bereits im April. Der Sozialdemokrat Häfner, des selbst kein Arbeiter, sondern erfolgreicher Unternehmer ist, meinte spitz in Richtung des CSU-Nachwuchses: „Die sollen mal ihre Lebensleistungen zusammenzählen und dann mit meiner vergleichen – und sich überlegen, ob sie wirklich meinen Rücktritt verlangen wollen.“ Die Forderung sei schlicht albern.
„Unentschuldbare Entgleisung“
Stefanie Hümpfner indes hatte bereits in ihrem Pressestatement festgestellt, Satire habe Grenzen – und das Herunterspielen von Häfner und Brühl in dieser Sache entsetze die Junge Union nur noch mehr. „Diese Entgleisung ist nicht zu entschuldigen“, machte die JU–Kreisvorsitzende aus ihrer Meinung keinen Hehl.