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Eltmann
Bierstadt Eltmann: Als es hier noch zehn Brauereien und Hopfengärten am Schulberg gab
Reinhard Kulick hat die Eltmanner Brauereigeschichte erforscht und mit dem Historischen Verein Haßberge dazu ein Buch herausgegeben.
Das Bier muss in Eltmann einst in Strömen geflossen sein - gab es im Stadtgebiet doch zahlreiche Brauereien. (Symbolbild)
Foto: Andreas Gebert, dpa | Das Bier muss in Eltmann einst in Strömen geflossen sein - gab es im Stadtgebiet doch zahlreiche Brauereien. (Symbolbild)
Sabine Weinbeer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:16 Uhr

Mit den Biertagen hält die Stadt Eltmann ihre Tradition als "Bierstadt" hoch, doch Brauereien gibt es heute nur noch eine im Stadtteil Eschenbach. Weil mit zunehmendem Abstand auch das Wissen um die reiche Brauereigeschichte Eltmanns verloren zu gehen droht, machte sich Reinhard Kulick an die Arbeit, diesen Teil der Eltmanner Geschichte aufzuarbeiten. Gemündet ist diese Forschung in das Buch "Eltmanner Brauereien-Geschichte, erschienen als Band 27 der Schriftenreihe des Historischen Vereins Landkreis Haßberge.

Zehn Brauereien gab es einst in der Kernstadt Eltmann. Der prächtige Ausleger der Lamm-Bräu erinnert an diese Zeit. 2008 wurde hier das letzte Eltmanner Bier gebraut.
Foto: Sabine Weinbeer | Zehn Brauereien gab es einst in der Kernstadt Eltmann. Der prächtige Ausleger der Lamm-Bräu erinnert an diese Zeit. 2008 wurde hier das letzte Eltmanner Bier gebraut.

250 Jahre lang war Eltmann "die kleine Bierstadt am Main". Reinhard Kulicks Schwiegermutter war eine Tochter des "Hirschbräu", eine geborene Lechner. Somit studierte er, selbst Rheinländer aus Bodenheim bei Mainz, wo er bis heute lebt, mit Interesse den Abschnitt über die Eltmanner Brauereien in der Eltmanner Chronik. 39 Brauereien wurden da zur Hochzeit (die Quelle stammt aus 1814/15) für Eltmann aufgeführt. "Das kann aber nicht stimmen im Verhältnis zu damals 1300 Einwohnern", erzählt Kulick im Gespräch mit dieser Redaktion. Also begann er, der auch schon ein Buch über die Eltmanner "Sandsteinbarone" geschrieben hat, mit seiner Recherche.

Zwischen 1821 und 1892 sind durchgehend zehn Brauereien nachgewiesen

Das Einstiegsthema war relativ schnell abgehandelt, die in der Chronik angeführte Quelle bezog sich nicht auf die Kernstadt Eltmann, sondern auf das "Distriktkommissariat Eltmann", zu dem auch Ebelsbach, Eschenbach, Roßstadt und Trossenfurt gehörten. Eine Zuordnung der 39 genannten Brauereien zu den einzelnen Orten fand sich nicht – damit wollte sich der passionierte Heimatforscher und emeritierte Professor für Bauingenieurwesen aber nicht zufrieden geben. Nach Kuliks detaillierten Recherchen gab es in der Kernstadt Eltmann immerhin beachtliche zehn Brauereien, die für die Zeit von 1821 bis 1892 durchgehend nachgewiesen werden können.

So wie das 'weiße Kreuz' sind noch einige der früheren Brauereien als Gastwirtschaften in Eltmann in Betrieb, anderen Gebäuden sieht man nur noch auf den zweiten Blick an, dass es hier einmal ein Gasthaus gegeben haben muss.
Foto: Sabine Weinbeer | So wie das "weiße Kreuz" sind noch einige der früheren Brauereien als Gastwirtschaften in Eltmann in Betrieb, anderen Gebäuden sieht man nur noch auf den zweiten Blick an, dass es hier einmal ein Gasthaus gegeben ...

Drei Jahre lang hat der pensionierte Bauingenieur die Bier- und Braugeschichte durchforstet, nachdem er zuvor eine Schrift über die Kommerzienräte verfasst hatte. Er zeigt auf, wie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Bier den Wein als bevorzugtes Getränk der Bevölkerung ablöste – mit befördert von der so genannten "kleinen Eiszeit", die dem Wein nicht zuträglich war. Und Kulick zeichnet auch den Niedergang der Brauereien-Vielfalt nach: 1915 gab es noch fünf, 1979 noch eine und mit der Schließung der Lammbräu ab 2009 keine Braurerei mehr in Eltmann selbst, nur eine einzige Brauerei produziert noch im Stadtteil Eschenbach.

In der Zeit dazwischen jedoch waren die Brauereien, die dazugehörigen Gastwirtschaften und in vielen Fällen auch Biergärten Zentren des gesellschaftlichen Lebens, boten Vereinen die Möglichkeit zu verschiedenen Aktivitäten, in den Sälen wurde getanzt und Theater gespielt. Währen die Obrigkeit anfangs den Trend vom Wein zum Bier argwöhnisch beobachtete und Brau-Lizenzen sparsam vergab, weil eine "Umänderung des Volks-Charakters" befürchtet wurde, entstand später sogar an der Wallburg eine Trinkhalle als Treffpunkt für die Bevölkerung.

An der Schlosssteige liegen die meisten der ehemaligen Brauerei-Keller, die teils über 30 Meter tief in den Berg getrieben wurden.
Foto: Sabine Weinbeer | An der Schlosssteige liegen die meisten der ehemaligen Brauerei-Keller, die teils über 30 Meter tief in den Berg getrieben wurden.

Zum Lagern des Bieres wurden Felsenkeller vor allem entlang der Schlosssteige gebaut, die später im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller dienten und von denen auch heute noch einige genutzt werden. 17 Keller wurden über die Jahrzehnte in den Berg getrieben, manche bis zu 30 Meter tief. In den damals noch langen und kalten Wintern schlugen die Brauer Eisblöcke und schafften sie in diese Keller, wo sie den ganzen Sommer über das Bier frisch hielten. Kühlanlagen wurden erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt.

Pfarrer Philipp Jung war der erste Hopfenbauer in der Region

Manchen Leser und manche Leserin des Buches wird überraschen, dass es in Eltmann sogar Hopfengärten gab. Bis Ende des 18. Jahrhunderts importierten die hiesigen Brauer ihren Hopfen aus Ober- und Niederbayern. Die Anbaugebiete konnten jedoch mit der Expansion des Braugewerbes nicht mithalten und die steigende Nachfrage nicht decken. So baute Pfarrer Philipp Jung, 1801 bis 1811 Pfarrer in Eltmann, als erster in der Region versuchsweise Hopfen an. Er hatte Erfolg und so fand er Nachahmer vor allem in Eltmann selbst, in Ebelsbach, Dippach, Limbach, Ebern, Gerolzhofen und Kitzingen. Die Eltmanner Hopfengärten zogen sich vom Bereich des heutigen Schulzentrums bis zur Goethestraße.

Der Rheinländer Reinhard Kulick, emeritierter Professor für Bauingenieurwesen, ist mit einer Eltmannerin verheiratet und begeisterter Heimatforscher. Nach den Steinbaronen und den Kommerzienräten befasste er sich jetzt mit der Brauereigeschichte der Stadt.
Foto: Reinhard Kulick | Der Rheinländer Reinhard Kulick, emeritierter Professor für Bauingenieurwesen, ist mit einer Eltmannerin verheiratet und begeisterter Heimatforscher.

Interessantes zur Eltmanner Biertradition gibt es auch am Vorabend der Eltmanner Biertage (Freitag, 21. Juli), dann bietet der Heimatgeschichtliche Verein Eltmann einen Brauereien-Rundgang durch Eltmann an. Treffpunkt und Beginn werden noch bekannt gegeben. Das Buch von Prof. Dr. Kulick gibt es im Ritz am Eltmanner Marktplatz.

 
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