Die Statistik zeigt es deutlich: In den letzten dreißig Jahren kannte die Entwicklung des Bierabsatzes im Prinzip nur eine Richtung: nach unten. "Der Gesamtabsatz der deutschen Brauwirtschaft fällt auf ein Rekordtief". So heißt es in der aktuellen Pressemitteilung des Bayerischen Brauerbundes. Ein klarer Grund, für den Gerstensaft zu werben. Auch deshalb war der Hauptgeschäftsführer des Brauerbundes, Lothar Ebbertz, am vergangenen Samstag zu Gast beim Genussfestival rund ums heimische Bier in Ebern.
Genussfestival bei Aprilwetter auf dem Marktplatz
Petrus zeigte, was ein richtiger April alles zu bieten hat. Temperaturen um die fünf Grad, Graupelschauer, Regen und ungemütlicher Wind wechselten sich mit Sonnenschein und blauem Himmel ab. Für viele Ebernerinnen und Eberner und auch für auswärtige Gäste kein Grund, nicht auf den Marktplatz zu kommen und sich an den vielfältigen Produkten der vier Privatbrauereien und der Kommunalbrauereien aus Dörflis und Brünn zu erfreuen.
"Ein Genussfestival ohne Bier und Verpflegung ist gleich Null!" Landrat Wilhelm Schneider war erfreut, dass die "vier Musketiere", die Brauereien des Landkreises, Raab (Hofheim), Bayer (Theinheim), Göller (Zeil) und Hartleb (Maroldsweisach) schon zum sechsten Male ihre Bierspezialitäten präsentierten. Für die dazu passende Verpflegung wurde auch bestens gesorgt. Kaffee und Kuchen gab es bei den Rummelsbergern nebenan.
Extraportion Malz als Energiequelle
Die seit 1. März nicht mehr amtierende Bierprinzessin, Kerstin Friedrich, stellte die angebotenen "mild gehopften" Märzen, Land- und Rauchbiere wortgewaltig vor und attestierte dem "Knörzla" aus dem Steigerwald gar einen Geschmack nach Karamell und Waldhonig. Dieser eher süßliche Beiklang lässt sich leicht erklären. Der Name stammt vom Knorz der Hainbuche, der hart und widerstandsfähig ist. Um ihn zu knacken, braucht es als "Treibstoff" ein kräftiges Bier mit einer Extraportion Malz als Energiequelle.
Entgegen dem Trend entwickelt sich eine spezielle Biervariante positiv. Alkoholfreie Biere sind stark im Kommen. Von der Brauerei Göller wird berichtet, dass der Absatz in diesem Segment gut bis sehr gut ist. Vor allem im Sommer verkaufe sich das Getränk gut. Auch Lothar Ebbertz sieht diese Entwicklung besonders bei der jungen Generation unter dem Einfluss von Influencern in den sozialen Medien. "Von den rund 25 Millionen Hektolitern Bier, die jährlich in Bayern ausgeschenkt werden, sind bereits 2,15 Millionen Hektoliter alkoholfrei. Tendenz steigend."
Eine Gruppe von circa zehn Bierliebhabern, die mit dem Zug aus Bamberg angereist war, probierte methodisch die angebotenen Biere. Die fachkundigen Verkostungsnotizen wurden in englischer Sprache ausgetauscht. Jason Watts von der Kanalinsel Jersey, jetzt in Bamberg zu Hause, betreibt auf Facebook die "Franconia & Oberpfalz Beer Group" mit über 3000 Followern. Sein Werben für einen Praxistest blieb nicht ungehört.
Die gute Nachricht zum Schluss: Es wird nicht wieder sieben Jahre dauern, bis die heimischen Brauereien bei einer Großveranstaltung zusammenarbeiten. Der Bayerische Brauerbund kooperiert mit dem Bayerischen Rundfunk bei der Durchführung der BR-Radltour. Ein Etappenziel ist dabei auch Ebern, wo die Tour am 1. August Station machen wird.
Die Radlerinnen und Radler legen Wert darauf, dass sie auf ihrer Rundreise durch Bayern bei den Zwischenstopps nicht immer nur die Produkte einer einzigen Großbrauerei aus dem Biertruck serviert bekommen, sondern dass heimische Produkte mit und ohne Alkohol ausgeschenkt werden. Lothar Ebbertz kam schon mal zum Probieren und war von den hier verfügbaren Bieren durchaus angetan.