Die Stadt Zeil am Main wird keinen Cent mehr in den Erhalt ihres Hallenbades stecken. Diesen Beschluss hat der Stadtrat am Donnerstagabend einstimmig gefasst. „Ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass es eine sehr schmerzliche Entscheidung ist“, bedauerte Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD). „Aber wir können uns unser Hallenbad einfach nicht mehr leisten.“
Diese Aussage ist zunächst einmal nicht in Verbindung mit dem laufenden Betrieb zu verstehen – die jährlichen Unterhaltskosten von 200 000 bis 250 000 Euro war die Stadt bisher immer bereit, aus eigenem Säckel zu berappen. Der Investitionsstopp bezieht sich auf dringend anstehende Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen, die in den nächsten zwei bis drei Jahren bis zu 700 000 Euro verschlingen würden. Diese Ausgaben will sich die Stadt sparen. „Wenn morgen die Lüftung ausfällt, ist das Bad übermorgen zu“, machte Stadelmann klar, und erläuterte auch, warum der Schritt so radikal ist: Ungeachtet jetzt vollzogener Reparaturen wären in ein paar Jahren eine Generalsanierung oder ein Neubau unumgänglich. „Alles, was wir bis dahin investiert hätten, wäre dann trotzdem verloren“, stellte das Stadtoberhaupt heraus. Vor allem aber: Bei einer Komplettsanierung oder einem Neubau müsste Zeil Eigenmittel in Höhe von „drei Millionen Euro plus“ aufbringen – und solche Beträge „sind in unserem Haushalt einfach nicht darstellbar“, bilanzierte der Bürgermeister. Hinzu kommt, dass Stadelmann aufgrund eigener Recherchen davon überzeugt ist, dass auch ein modernisiertes Bad die jährlichen Betriebskosten nicht entscheidend reduzieren würde.
So also schließt das Zeiler Hallenbad, sobald eine Leitung leckt, die Lüftung lahmt oder die Heizung streikt, spätestens aber zum Schuljahresende 2019. Es sei denn, die Einrichtung kommt überraschend in den Genuss einer Förderung seitens des Staates, des Bezirks oder des Landkreises.
200 Zeiler Badegäste im Monat
Diese Zeiler Hoffnung gründet darauf, dass „wir eigentlich ein Landkreisbad sind“, wie Zweiter Bürgermeister Dieter Köpf (CSU) bemerkte. Im öffentlichen Betrieb kommen nur 30 Prozent der Badegäste aus der Wein- und Fachwerkstadt. Und weil sich unter dieser Prozentzahl kaum jemand etwas vorstellen kann, nannte Köpf eine andere Größenordnung: Etwa 200 Zeiler gehen pro Monat im eigenen Bad schwimmen – das sei schon eine geringe Zahl wenn man sich vorstelle, dass die Stadt allein für den laufenden Betrieb 20 000 Euro im Monat aufbringen muss. Zum Landkreischarakter des Bades gehören zudem die vielen Schülerinnen und Schüler, die die Schulen in Eltmann, Ebelsbach und Haßfurt zum Schwimmunterricht nach Zeil schicken.
Auch wenn Adelinde Friedrich (CSU) herausstellte, wie wichtig es für Kinder sei, Schwimmen zu lernen und welch wertvolle Arbeit Zeil hier in der Vergangenheit geleistet habe („praktisch jeder unserer Grundschüler kann schwimmen“), hinzu kämen noch die großartigen Erfolge bei den schulischen Schwimmwettkämpfen, so ist doch kaum mit einer Unterstützung seitens des Landkreises zu rechnen: Bereits vor einigen Wochen, als diese Zeitung über das drohende Aus für das Bad berichtete, wollte Landrat Wilhelm Schneider (CSU) diesbezüglich keine Hoffnungen machen: Weil ein Kreis, der selbst Stabilisierungshilfen aus München bekommt, kaum eine Rechtfertigung hat, Geld für freiwillige Leistungen – und das sind Bäder – an seine Kommunen auszuschütten.
Freistaat soll helfen
Helmut Trautner (SPD) sah ohnehin vor allem den Freistaat in der Pflicht. „Wir geben Millionen für vergammelnde Burgen und Schlösser aus – aber bei so einer wichtigen Sache will sich der Staat drücken“, ärgerte sich Trautner. Da war es kaum ein Trost für ihn, dass das Land Bayern offenbar tatsächlich ein Förderprogramm für sanierungsbedürftige Hallenbäder auflegen will. Vom Bayerischen Gemeindetag nämlich will Bürgermeister Stadelmann das Signal bekommen haben, dass aus einem solchen Fördertopf 30, höchsten 50 Millionen Euro sprudeln werden. „Bei der Vielzahl an bedrohten Bädern wäre die Fördersumme für uns dann wahrscheinlich nur sehr gering“, mutmaßte der Rathauschef.
Aber ohne jeden Silberstreif am Horizont wollten die Stadträte ihren Investitionsstopp dann doch nicht verabschieden: So lautet es im Beschluss: „Sollte ein Förderprogramm des Freistaates zur Rettung sanierungsbedürftiger Hallenbäder aufgelegt werden, dann wird erneut über das weitere Fortbestehen beraten.“
Auf Dauer auch Betrieb zu teuer
Auf Dauer würde die Stadt aber auch nicht den laufenden Unterhalt bezahlen können, machte Thomas Stadelmann klar. Auch hier will er staatliche oder andere Unterstützung. Denn eigentlich „hätten wir das Bad schon 2001 oder 2002 nach dem Aus für die Zuckerfabrik zumachen müssen“, erinnerte er daran, warum man sich den „Luxus“ einst leisten konnte: Weil durch die Ansiedlung von Südzucker um 1960 herum die Steuereinnahmen nur so sprudelten.
„Und nicht jede Kommune hat einen Otto Kirchner“, spielte der Bürgermeister auf die Stadt Königsberg an, deren Hallenbad dank des Engagements des Unternehmers (Fränkische Rohrwerke) überleben kann.