Der Bahnübergang an der Hetschingsmühle zwischen Ebern und Lind ist für Menschen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, nicht ungefährlich. Erst kürzlich hatte diese Redaktion darüber berichtet, dass ein Radfahrer mit dem Vorderrad in die Schienenspur gekommen und gestürzt war und sich dabei verletzt hatte. Aufgrund des Berichts haben sich nun weitere Radfahrer gemeldet, die dort ebenfalls schon gestürzt sind, teils mit erheblichen Folgen. Ganz schlimm hat es am 1. Juni dieses Jahres Berthold Schor aus Unterpreppach erwischt, aber auch weitere Personen verschiedener Altersgruppen.
Knochenbruch und Bänderriss: Berthold Schor musste operiert werden
"Ich war mit Freunden mit dem Fahrrad unterwegs und wir sind aus Richtung Lind kommend in Richtung der Hetschingsmühle gefahren", berichtet der 50-Jährige. "Beim Überqueren des Bahnüberganges bin ich mit dem Vorderrad ins Gleis geraten und gestürzt." Hierbei brach sich der Bautechniker den linken Ellenbogen, hatte eine Ellbogenluxation (Ausrenkung) und einen Bänderabriss. "Ja, ich weiß, ich hätte dort besser aufpassen sollen, aber das Gleis verläuft nicht vorteilhaft, sodass man beim Queren schnell in die Vertiefung der Schiene geraten kann, so wie es mir passiert ist", sagt Berthold Schor.
Einige Tage nach dem Sturz wurde er in einer Klinik operiert, macht zurzeit ambulante Reha und wird nach Auskunft der Ärzte wohl ein gutes Jahr damit Probleme haben. "So wie es war wird es nicht mehr, wurde mir von den behandelnden Ärzten gesagt." Irgendein auffälliger Hinweis auf das gefährliche Bahngleis sollte unbedingt angebracht werden, die dortigen Hinweise auf den Bahnübergang reichen seiner Meinung nach nicht. "Wie man weiß und hört, sind dort schon viele Fahrradfahrer gestürzt", so Schor.
Nach dem Sturz der nächste Schock: Gerade noch vor dem nahenden Zug gerettet
Ein "Lied von diesem Bahnübergang" kann auch Andrea Schmittlutz aus Reckendorf (Lkr. Bamberg) singen. Die 44-jährige Lehrerin ist dort am 8. Juni 2020 mit ihrem Fahrrad gestürzt, als sie mit einer Freundin unterwegs war. Die Folge war der Bruch eines Schienbeines. "Diese Strecke fahre ich häufiger und achte in der Regel besonders beim Queren der Gleise darauf, dass ich nicht mit dem Vorderrad in die Vertiefung des Gleises gerate", erzählt Schmittlutz.
Wie es am besagten Tag zum Sturz kam, weiß sie nicht, es sei ihr ein Rätsel, plötzlich habe sie auf der Straße zwischen den zwei Gleisen gelegen. Gefährlich wurde es zudem gleich darauf, als ein Zug aus Richtung Ebern kam. "Meine Freundin konnte mich gerade noch vor dem Zug zur Seite ziehen, ich hatte großes Glück", so die Lehrerin.
Der Vorschlag, ein Schild aufzustellen, wurde abgelehnt
Dass das keine Einzelfälle sind, zeigt der Umstand, dass es schon seit Jahrzehnten zu Unfällen kommt. Roland Wiltschka aus Lind berichtet, dass er dort vor etwa 30 Jahren mit seinem Sohn im Kindersitz gestürzt sei. "Zum Glück ist uns nichts passiert", sagt er, aber er wisse, dass auch noch einige andere dort mit ihren Fahrrädern wegen der ungünstig verlaufenden Gleise gestürzt seien und sich teils erheblich verletzt hätten.
Hildegard Hauck aus Heubach kam dort vor etwa zwei Jahren zu Fall. "Da war ich 82 Jahre und habe mir die linke Schulter gebrochen und als ich auf den Schienen lag, bimmelte der Zug. Ich konnte gerade noch zur Seite robben", sagt die Seniorin. Seitdem sei sie diese Strecke nie mehr aus Richtung Lind kommend mit dem Fahrrad gefahren.
Reinhold Gräbe aus Reckendorf berichtet, einer seiner jüngeren Familienangehörigen sei dort vor etwa vier Jahren mit seinem Rennrad ins Gleis geraten und zu Fall gekommen. "Ich habe mich damals an einen Bundespolizisten in Bamberg gewandt, der das Problem bei der Bahn bei einer Begehung vortrug, aber es wurde abgeschmettert", sagt Reinhold Gräbe. Sein Vorschlag sei gewesen, ein Warnschild für Fahrradfahrer anzubringen.
"Regelkonform errichtet": Bahn sieht keinen dringenden Handlungsbedarf
Es gibt noch weitere Personen, die von Stürzen auf dem Bahnübergang berichten. Auf Anfrage teilt die Pressestelle der Deutschen Bahn in München mit: "Der Bahnübergang im Bereich der Hetschingsmühle bei Ebern (Strecke zwischen Breitengüßbach und Ebern) ist regelkonform gemäß Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) errichtet." Im Jahr 2016 sei er zuletzt erneuert worden.
Standardmäßig fänden alle zwei Jahre Begehungen mit Vertreterinnen und Vertretern von Polizei, Gemeinde, Straßenbaulastträger, Eisenbahnbundesamt und Deutscher Bahn statt, um das Bauwerk auf Veränderungen und potenzielle Gefahrenquellen hin zu überprüfen, teilt die Bahn weiter mit.
Die letzte Begehung sei im Herbst 2021 gewesen, die nächste sei daher für Herbst dieses Jahres geplant. "Im Zuge der Begehung 2021 wurde einstimmig beschlossen, dass keine baulichen Veränderungen und/oder zusätzliche Warnhinweise etwa für Fahrradfahrer:innen angebracht werden." Im Bereich des Bahnübergangs seien alle gemäß StVO vorgeschriebenen Verkehrszeichen vorhanden. Aus Sicht der Bahn mache diese Beschilderung deutlich, "dass alle Verkehrsteilnehmer:innen in diesem Bereich besonders aufmerksam sein müssen".
"Warum gibt es an dieser gefährlichen Stelle kein Warnschild?"
"Da war bis vor kurzem Eines aber das haben wir wieder weg, da ist ja nie was passiert."
Mensch Leute, passt einfach auf und passt euren Fahrstil an. Dann klappts auch mit dem Bahnübergang.