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Ebern
Bahnübergang an der Hetschingsmühle bei Ebern: Zahlreiche Radfahrer berichten von Unfällen
Straße und Gleise treffen dort in einem ungünstigen Winkel zusammen, so dass die Reifen leicht in die Schiene geraten. Warum die Bahn dennoch nichts ändern will.
Berthold Schor muss derzeit eine Armschiene tragen. Grund für seinen Unfall war der Winkel, in dem Gleise und Straße am Bahnübergang an der Hetschingsmühle bei Ebern aufeinandertreffen.
Foto: Helmut Will | Berthold Schor muss derzeit eine Armschiene tragen. Grund für seinen Unfall war der Winkel, in dem Gleise und Straße am Bahnübergang an der Hetschingsmühle bei Ebern aufeinandertreffen.
Helmut Will
 und  Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:27 Uhr

Der Bahnübergang an der Hetschingsmühle zwischen Ebern und Lind ist für Menschen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, nicht ungefährlich. Erst kürzlich hatte diese Redaktion darüber berichtet, dass ein Radfahrer mit dem Vorderrad in die Schienenspur gekommen und gestürzt war und sich dabei verletzt hatte. Aufgrund des Berichts haben sich nun weitere Radfahrer gemeldet, die dort ebenfalls schon gestürzt sind, teils mit erheblichen Folgen. Ganz schlimm hat es am 1. Juni dieses Jahres Berthold Schor aus Unterpreppach erwischt, aber auch weitere Personen verschiedener Altersgruppen.

Knochenbruch und Bänderriss: Berthold Schor musste operiert werden

"Ich war mit Freunden mit dem Fahrrad unterwegs und wir sind aus Richtung Lind kommend in Richtung der Hetschingsmühle gefahren", berichtet der 50-Jährige. "Beim Überqueren des Bahnüberganges bin ich mit dem Vorderrad ins Gleis geraten und gestürzt." Hierbei brach sich der Bautechniker den linken Ellenbogen, hatte eine Ellbogenluxation (Ausrenkung) und einen Bänderabriss. "Ja, ich weiß, ich hätte dort besser aufpassen sollen, aber das Gleis verläuft nicht vorteilhaft, sodass man beim Queren schnell in die Vertiefung der Schiene geraten kann, so wie es mir passiert ist", sagt Berthold Schor.

Einige Tage nach dem Sturz wurde er in einer Klinik operiert, macht zurzeit ambulante Reha und wird nach Auskunft der Ärzte wohl ein gutes Jahr damit Probleme haben. "So wie es war wird es nicht mehr, wurde mir von den behandelnden Ärzten gesagt." Irgendein auffälliger Hinweis auf das gefährliche Bahngleis sollte unbedingt angebracht werden, die dortigen Hinweise auf den Bahnübergang reichen seiner Meinung nach nicht. "Wie man weiß und hört, sind dort schon viele Fahrradfahrer gestürzt", so Schor.

Nach dem Sturz der nächste Schock: Gerade noch vor dem nahenden Zug gerettet

Ein "Lied von diesem Bahnübergang" kann auch Andrea Schmittlutz aus Reckendorf (Lkr. Bamberg) singen. Die 44-jährige Lehrerin ist dort am 8. Juni 2020 mit ihrem Fahrrad gestürzt, als sie mit einer Freundin unterwegs war. Die Folge war der Bruch eines Schienbeines. "Diese Strecke fahre ich häufiger und achte in der Regel besonders beim Queren der Gleise darauf, dass ich nicht mit dem Vorderrad in die Vertiefung des Gleises gerate", erzählt Schmittlutz.

Die Reifen eines Fahrrades können leicht in der Vertiefung zwischen Straße und Schiene steckenbleiben.
Foto: Helmut Will | Die Reifen eines Fahrrades können leicht in der Vertiefung zwischen Straße und Schiene steckenbleiben.

Wie es am besagten Tag zum Sturz kam, weiß sie nicht, es sei ihr ein Rätsel, plötzlich habe sie auf der Straße zwischen den zwei Gleisen gelegen. Gefährlich wurde es zudem gleich darauf, als ein Zug aus Richtung Ebern kam. "Meine Freundin konnte mich gerade noch vor dem Zug zur Seite ziehen, ich hatte großes Glück", so die Lehrerin.

Der Vorschlag, ein Schild aufzustellen, wurde abgelehnt

Dass das keine Einzelfälle sind, zeigt der Umstand, dass es schon seit Jahrzehnten zu Unfällen kommt. Roland Wiltschka aus Lind berichtet, dass er dort vor etwa 30 Jahren mit seinem Sohn im Kindersitz gestürzt sei. "Zum Glück ist uns nichts passiert", sagt er, aber er wisse, dass auch noch einige andere dort mit ihren Fahrrädern wegen der ungünstig verlaufenden Gleise gestürzt seien und sich teils erheblich verletzt hätten.

Hildegard Hauck aus Heubach kam dort vor etwa zwei Jahren zu Fall. "Da war ich 82 Jahre und habe mir die linke Schulter gebrochen und als ich auf den Schienen lag, bimmelte der Zug. Ich konnte gerade noch zur Seite robben", sagt die Seniorin. Seitdem sei sie diese Strecke nie mehr aus Richtung Lind kommend mit dem Fahrrad gefahren.

Wenn ein Auto über den Bahnübergang Hetschingsmühle fährt, sieht es für einen Moment so aus, als würde es auf den Schienen fahren. Das liegt am ungewöhnlichen Winkel, in dem Straße und Schiene hier aufeinandertreffen (Archivbild).
Foto: Martin Sage | Wenn ein Auto über den Bahnübergang Hetschingsmühle fährt, sieht es für einen Moment so aus, als würde es auf den Schienen fahren.

Reinhold Gräbe aus Reckendorf berichtet, einer seiner jüngeren Familienangehörigen sei dort vor etwa vier Jahren mit seinem Rennrad ins Gleis geraten und zu Fall gekommen. "Ich habe mich damals an einen Bundespolizisten in Bamberg gewandt, der das Problem bei der Bahn bei einer Begehung vortrug, aber es wurde abgeschmettert", sagt Reinhold Gräbe. Sein Vorschlag sei gewesen, ein Warnschild für Fahrradfahrer anzubringen.

"Regelkonform errichtet": Bahn sieht keinen dringenden Handlungsbedarf

Es gibt noch weitere Personen, die von Stürzen auf dem Bahnübergang berichten. Auf Anfrage teilt die Pressestelle der Deutschen Bahn in München mit: "Der Bahnübergang im Bereich der Hetschingsmühle bei Ebern (Strecke zwischen Breitengüßbach und Ebern) ist regelkonform gemäß Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) errichtet." Im Jahr 2016 sei er zuletzt erneuert worden.

Standardmäßig fänden alle zwei Jahre Begehungen mit Vertreterinnen und Vertretern von Polizei, Gemeinde, Straßenbaulastträger, Eisenbahnbundesamt und Deutscher Bahn statt, um das Bauwerk auf Veränderungen und potenzielle Gefahrenquellen hin zu überprüfen, teilt die Bahn weiter mit.

Die letzte Begehung sei im Herbst 2021 gewesen, die nächste sei daher für Herbst dieses Jahres geplant. "Im Zuge der Begehung 2021 wurde einstimmig beschlossen, dass keine baulichen Veränderungen und/oder zusätzliche Warnhinweise etwa für Fahrradfahrer:innen angebracht werden." Im Bereich des Bahnübergangs seien alle gemäß StVO vorgeschriebenen Verkehrszeichen vorhanden. Aus Sicht der Bahn mache diese Beschilderung deutlich, "dass alle Verkehrsteilnehmer:innen in diesem Bereich besonders aufmerksam sein müssen".

 
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  • Bernhard Henlein
    Erinnert mich irgendwie an Schilda:
    "Warum gibt es an dieser gefährlichen Stelle kein Warnschild?"
    "Da war bis vor kurzem Eines aber das haben wir wieder weg, da ist ja nie was passiert."
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Bestimmt gibts auch Leute, die über den Schuster schimpfen, wenn sie beim Laufen stolpern.
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  • Matthias Braun
    etwas unangebracht ihr Kommentar. wenn es wirklich ein Gefahrenpotenzial gibt , welches nicht oder zu spät erkannt wird, dann muss hier zumindest davor gewarnt werden oder Maßnahmen zur Verringerung der Gefährdung getroffen werden.
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  • Heribert Mennig
    Auf einen Bahnübergang wird zuerst in 240 m, dann in 160 m, dann in 80 m und schließlich direkt vor dem Übergang mit dem Andreaskreuz auf die Gefahr hingewiesen! Also insgesamt vier(!!!!) Warnhinweise! Es ist mir echt ein Rätsel, warum das nicht ausreichen soll! "Augen auf" im Straßenverkehr!
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  • Heribert Mennig
    Gleise und Zweiräder sind schon immer problematisch! Nicht nur Bahn- sondern auch Strabagleise in den Städten. In Städten gibt es meist keine Warnschilder. Sonst wären die Städte mit Schildern "zugepflastert". Bei Bahnübergängen gibt es Warnbaken und das Andreaskreuz! Wer nicht rechtzeitig seine Geschwindigkeit anpasst und die Aufmerksamkeit auf den richtigen Querungswinkel lenkt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Es ist halt heutzutage leider so, dass für die eigene Unaufmerksamkeit und für das eigene Unvermögen jemand anderes die Schuld tragen soll/muss. Eigene Fehler gibt`s nicht mehr!
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  • Roland Albert
    Soll das Thema jetzt sooft durchgekaut werden, bis sich einer erbarmt?
    Mensch Leute, passt einfach auf und passt euren Fahrstil an. Dann klappts auch mit dem Bahnübergang.
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