Erstaunt war so mancher Passant, als er in den vergangenen Wochen in das Schaufenster des Friseursalons "Team Art of Hair" in der Haßfurter Bahnhofstraße schaute. Auf den ersten Blick sah es so aus, als ob sich hier eine Frau frisieren ließ. Inhaber Oliver Merkl, der auch Innungsobermeister im Landkreis Haßberge ist, schmunzelt: "Genau das wollte ich mit dieser Aktion bezwecken, dass die Leute auf unsere Situation aufmerksam werden." Freilich war das keine Frau aus Fleisch und Blut, die hinter der Scheibe saß, sondern ein Frisierkopf, wie ihn auch der Nachwuchs in seiner Ausbildung verwendet.
Vorläufig ohne Ruhetag
Wenn man die erste Zwangsschließung im März vergangenen Jahres und den jetzigen Lockdown zusammenrechnet, sind es exakt vier Monate, also ein Drittel eines ganzen Jahres, in denen die Beschäftigten im Friseurhandwerk nicht ihrer Tätigkeit nachgehen konnten. Nun geht es also wieder einmal los ab 1. März.
Bei vielen Betrieben steht das Telefon nicht mehr still. "Wir sind bereits bis Ende März ausgebucht", sagt Oliver Merkl, der alles menschenmögliche macht, um seinen Kunden einen neuen Haarschnitt zu ermöglichen. So hat der Friseurmeister zum Beispiel vorübergehend den Montag als Ruhetag abgeschafft, der ansonsten in der Branche üblich ist. Er selbst hat für den Eröffnungstag bereits 21 Termine angenommen. Im Halbstunden-Takt wird Oliver Merkl den fast zwei Dutzend Männer eine wieder anständige Frisur verpassen und gönnt sich selbst dabei nur eine halbe Stunde Pause.
Oliver Merkl will nicht über Corona reden
Auf seine Mitarbeiter ist der Friseur besonders stolz: "Alle meine Angestellten haben von sich aus angeboten, Überstunden zu machen." Nach der langen Zeit der Kurzarbeit freuen sich die Hairstylisten darauf, endlich wieder arbeiten zu dürfen. Für einen unter Ihnen ist der 1. März sogar ein ganz besonderer Tag. Thorsten Thran kann an diesem Tag auf eine 20-jährige Betriebszugehörigkeit im "Team Art of Hair" zurückblicken. Nachdem der Haßfurter zuvor einen anderen Beruf ausgeübt hatte, entschied er sich vor zwei Jahrzehnten, bei Oliver Merkl in die Lehre zu gehen und ist heute bei Kollegen und Kunden ein hochgeschätzter Top-Stylist.
"Lasst uns über die schönen Dinge im Leben reden", ist das Motto von Oliver Merkl, der sich eine Corona-Auszeit wünscht. Am liebsten möchte der Saloninhaber in seinem Geschäft während der Arbeitszeit nichts mehr über die Pandemie hören. Deshalb hat er große Schilder aufgehängt, auf denen der Leitspruch steht. Shoppen, Urlaub, Essen, es gibt so viele Themen, mit denen man ein Gespräch füllen kann. In seiner humorvollen Art sagt Oliver Merkl augenzwinkernd: "Ich habe mir schon überlegt, ein Corona-Schlamperschweinchen aufzustellen. Jeder der das Wort Corona sagt, muss einen Euro reinschmeißen."
Neue Software macht die Terminplanung leichter
"Wir freuen uns sehr, dass wir endlich wieder öffnen dürfen", sagt auch Anne Schneider, die gleich drei Geschäfte unter dem Namen "Varbenblind"in Hofheim, Ebern und Gleusdorf betreibt. Zusammen mit ihren 15 Angestellten und zwei Azubis kann die Friseurmeisterin bereits auf 30 Jahre Firmengeschichte zurückblicken. Im Jahre 1990 eröffnete ihre Mutter den ersten Salon in Gleusdorf.
Auch bei "Varbenblind" ist der Terminkalender voll für die nächsten Wochen. "Einen Herrenhaarschnitt kann man vielleicht noch reinschieben, aber Frauen brauchen für längere Termine wie zum Beispiel Haare färben schon etwas Geduld", so die 37-Jährige, die zur besseren Übersicht eine neue Terminplanung eingeführt hat. Alle Mitarbeiter können sich in die noch firmeninterne Software einloggen und im Online-Terminkalender ihre Kunden eintragen. Anne Schneider will aber noch einen Schritt weiter gehen. Auf lange Sicht sollen sich die Kunden selbst einen Termin über das Internet buchen können.
Kein Verständnis für Tricksereien
"Unsere Kunden freuen sich riesig, wenn wir sie zurückrufen und ihnen einen Termin geben", bestätigt Anne Schneider das extreme Nachholbedürfnis der Bevölkerung nach einem frischen Haarschnitt. Gleichzeitig ärgert sich aber die junge Chefin auch über einige Leute, die meinen, tricksen zu müssen. So sei es schon vorgekommen, dass einzelne Personen bei verschiedenen Friseuren einen Termin ausgemacht hätten und dann nur den ersten wahrgenommen haben, ohne bei den anderen abzusagen: "Das ist nicht fair, denn schließlich halten wir die Zeit frei und haben dann eine unfreiwillige Pause, die meist nicht mit anderen Kunden besetzt werden kann."
Am bewährten Hygienekonzept der Friseure ändert sich so gut wie nichts. Einzig die Pflicht, eine FFP2-Masken zu tragen, ist für die Kunden neu hinzugekommen. Weiterhin werden Einmal-Umhänge und Desinfektion der Stühle und Gerätschaften vorgeschrieben und egal ob Frau, Mann oder Kind, ist das Haarewaschen vor dem frisieren obligatorisch. Auch die Bedienplätze sind weiterhin so reduziert, damit der Mindestabstand eingehalten werden kann. Im Namen aller Kollegen der Friseurinnung im Landkreis Haßberge richtet Innungsobermeister Oliver Merkl einen Apell an die Kundschaft: "Bitte geduldet Euch! Jeder bekommt einen Termin, aber leider kann nicht Jeder sofort dran kommen."
so dass die frieseure die nächsten 3 wochen 24 stunden am tag einlegen könnten, was aber, wenn 80 000 000 bürger dann wieder ihre normale frisur haben? ist dann wieder
"saure gurken-zeit" für die friseure angesagt, oder kommt wieder ein neuer lockdown, da
sich zuviele infiziert haben!