
Fast Fashion nimmt immer weiter zu. Mode soll vor allem günstig sein, worunter die Qualität jedoch leiden muss. Besonders Jugendlichen ist es oft wichtiger, Kleidung im neusten Trend zu tragen. Genau das Gegenteil will Sandra Kappes mit ihrem neuen Atelier erreichen. Sie schneidert Kleidung nach den Wünschen ihrer Kundinnen und Kunden, die lange halten soll.
Die 52-Jährige ist gelernte Damenschneiderin. Schon immer sei sie ein sehr kreativer Mensch gewesen, beschreibt Kappes sich selbst. Nach einem erfolgreichen Probenähen begann sie ihre Ausbildung in den 90-er Jahren, war dann zwei Jahre Gesellin in einem Modeatelier in Trier und ging daraufhin für drei Jahre an die Düsseldorfer Modeschule. Seitdem ist sie staatlich geprüfte Modegestalterin und arbeitete schon für große Modemarken wie BRAX, Esprit oder S. Oliver. Zuletzt arbeitete sie bei "Kümmel" in Kitzingen, wo sie aber aufgrund von Corona und dem daraus folgenden Rückgang an Bestellungen nicht mehr beschäftigt werden konnte.
Großer Modekonzern oder Ein-Zimmer-Atelier?
Zwischenzeitlich habe sie immer mal wieder selbstständig gearbeitet und dabei viele Aufträge aus dem Bekanntenkreis angenommen. Ein Grund für den Schritt in die Selbstständigkeit seien zum einen ihre beiden Kinder gewesen, welche viel Zeit beanspruchten und um welche sie sich durch die Selbstständigkeit leichter kümmern konnte.

Zum anderen seien die letzten Jahre immer mehr Stellen in der Modebranche abgebaut worden und die Betriebe wollten eher jüngere Menschen anstellen. Sandra Kappes habe sich aber auch selbst verwirklichen wollen und "die Ideen, die ich im Kopf hab auch umsetzen können". Die Innovation habe ihr in den Großbetrieben etwas gefehlt.
Kappes schneidert ausschließlich für Frauen. Das können sowohl ältere Damen, als auch junge Mädchen sein. Von Trends distanziert sie sich jedoch, denn sie wolle Klamotten schneidern die lange getragen werden und nachhaltig sind. Vom Entwurf bis zum fertigen Kleidungsstück übernimmt sie dabei alles alleine. Aber wie läuft sowas überhaupt ab?

Zuerst trifft sie sich mit der Kundin, um zu besprechen, was diese sich genau vorstellt. Dann erstellt Kappes einen Entwurf und eine Stoffauswahl. Die Stoffproben zeigt sie bei einem weiteren Treffen dann der Kundin und nimmt ihre Maße. Anschließend macht Sandra Kappes eine Schnittanfertigung, also ein Muster, auf Stoff und näht das gewünschte Teil "zur Anprobe". Das bedeutet, es ist nur grob zusammengenäht, sodass es wieder leicht geändert werden kann, falls etwas nicht passt. Nachdem die Kundin dieses anprobiert hat, kann Kappes die Änderungen vornehmen und die Länge anpassen.

Die Stoffe bestellt Kappes beim Stoffhersteller Anita Pavani, dessen Hauptsitz in Hessen ist. Die Stoffe bestehen aus Naturfasern und werden hauptsächlich in europäischen Ländern unter fairen Bedingungen produziert.

Bedarf bestehe aber eher an Änderungen, so Kappes. Das sind zum Beispiel Jeans, die zu lang oder zu kurz sind, aber auch Braut- oder Ballkleider. "Mein Steckenpferd sind vor allem Jacken, Mäntel und Blazer", erklärt sie jedoch. Ab sofort wolle sie wieder mehr Aufträge annehmen und hofft, dass sich ihr neues Atelier etwas herumspricht. Dafür wolle sie auch auf Social-Media Kanäle wie Instagram zurückgreifen.