Der Girls' und Boys'-Day hat wichtige Funktionen: Er soll bei jungen Menschen das Interesse an verschiedenen Berufsarten wecken und Rollenklischees aufbrechen. Zahlreiche Ministerien und Verbände rufen deshalb Jahr für Jahr zur Teilnahme auf. Und die Nachfrage ist groß, wie das Beispiel der Polizeiinspektion (PI) Ebern zeigt. Dort erlebten 49 Jugendliche am vergangenen Donnerstag spannende Stunden, als sie den Beamtinnen und Beamten bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen konnten.
Einblick in die Arbeit der Polizei Ebern
Es ist Donnerstagmorgen, kurz vor neun Uhr. Vor der PI Ebern treffen nach und nach Jugendliche ein. Detlef Hauck, der Leiter der Dienststelle, begrüßt sie. "Wir haben uns viel Mühe gegeben, um euch heute den Polizeiberuf näherzubringen, euch einen Einblick in unsere Arbeit zu gewähren und ich würde mich freuen, wenn manche von euch sich für den Polizeiberuf entscheiden würden." Nachwuchs, das weiß der Chef der PI Ebern, braucht die Polizei immer.
Der "Girls' und Boys'-Day" richtet sich deshalb bereits an Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse, er steht aber auch jungen Leuten bis zur dreizehnten Klasse offen. An diesem Donnerstag finden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in verschiedenen Gruppen zusammen, um insgesamt sieben verschiedene Stationen zu durchlaufen. Das Ziel: Sie sollen mit dem großen Umfang der Aufgaben der Polizei vertraut gemacht werden.
Jugendliche durchsuchen Auto nach Rauschgift
Vanessa Folger im Verfügungsdienst und ihre Kollegin Julia Frohna, seit 2016 bei der PI Ebern, sprechen über ihre große Freude am Polizeidienst. Christian Bayer führt eine Gruppe durch die Räume und erläutert, was der Streifenpolizist alles mit sich führt. Ingo Heinemann und sein Kollege Christian Schnaus lassen die Jugendlichen einen PKW nach Waffen und Rauschgift durchsuchen. Sie zeigen und erläutern die Schutzausrüstung der Beamtinnen und Beamten.
Kraft und Ausdauer ist im Fitnessraum der Dienststelle gefragt, wo Polizist Elias Ankenbrand mit einem Kollegen die Jugendlichen auffordern, sich an sportlichen Tests zu beteiligen, die bei der Einstellungsprüfung zu absolvieren sind. Tobias Kern und Vanessa Folger haben vor der Dienststelle ein Lasergerät aufgebaut und erklären den Jugendlichen, wie dieses funktioniert. Jürgen Schorr und sein Kollege Thomas Bäuerlein erklären die Spurensicherung nach einem Einbruch. Sie zeigen zudem, wie die sogenannte "erkennungsdienstliche Behandlung" mit Fingerabdrücken und Fotografie vonstattengeht.
Maik Schrapel von der Kripo in Schweinfurt stellt den Jugendlichen die Fachkommissariate der Kripo vor. Und Dienststellenleiter Detlef Hauck zeigt mittels Werbefilmen die Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei und die einzelnen Möglichkeiten auf, wo man nach seiner Ausbildung bei der Polizei arbeiten kann. Es ist ein aufwändiger Rundumschlag auf der Suche nach dem Nachwuchs.
Teilnehmende können sich Bewerbung vorstellen
Einer der Jugendlichen ist der 17-jährige Laurenz Schnitzer, der die Realschule Ebern besucht. "Was ich bisher so mitbekommen habe, ist äußerst interessant." Er habe sich bislang nicht so recht vorstellen können, wie die Arbeit auf einer Dienststelle abläuft. Eine Entscheidung, ob er sich bei der Polizei bewerben wird, sei noch nicht gefallen. "Kann aber sein", sagt er.
Auch die 14-jährige Anna-Lena Vollert, Schülerin am Gymnasium in Ebern, macht sich Gedanken über ihre Zukunft. "Mich einmal bei der Polizei zu bewerben, ist für mich eine Option, auch meine Eltern finden das in Ordnung, wobei meine Mutter etwas Bedenken hat, dass es zu gefährlich sein könnte", sagt sie. Die 14-Jährige betont, dass sie durch diesen Tag einen Eindruck über die vielfältigen Aufgaben der Polizei gewinnen konnte.
Dass der Girls' und Boys'-Day in seiner wichtigen Funktion, Rollenklischees aufzubrechen, durchaus erfolgreich ist, weiß auch Detlef Hauck. So habe im vergangenen Jahr in Bayern der Anteil der Frauen unter den neu eingestellten Beamtinnen und Beamten bei 40 Prozent gelegen. Nach seiner Auffassung zeige dieser Umstand, dass sich der Polizeiberuf mittlerweile auch bei den "Girls" fest etabliert hat.