Mit Drogen im Blut ist ein heute 37-jähriger Mann aus Bad Kissingen am 16. März dieses Jahres in ein Autohaus in Haßfurt eingebrochen. Mit einer Eisenstange und einem Hammer, die er vor Ort fand, schlug er eine Scheibe ein und erbeutete Wechselgeld im Wert von 135 Euro.
Als ein Mitarbeiter des Autohauses den Einbrecher morgens gegen 7.30 Uhr stellte, kam es zu einer Auseinandersetzung, bei der der Einbrecher den Angestellten mit einer Glasscherbe bedrohte. Ihm gelang schließlich die Flucht. Doch die war nur von kurzer Dauer. Polizeibeamte nahmen den Einbrecher auf dem Gelände des XXL-Lutz-Marktes fest. Nun musste der Mann sich vor dem Landgericht Bamberg verantworten.
Beschuldigter brauchte Geld, um Schulden zu bezahlen
Am Montag verurteilte die 3. Strafkammer den Angeklagten wegen besonders schwerem räuberischen Diebstahls, vorsätzlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung zu einer vierjährigen Freiheitsstrafe und ordnete gleichzeitig die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an.
Auf der Anklagebank räumte der Beschuldigte über seinen Verteidiger Alexander Wessel die Tat weitgehend ein. Sein Mandant habe vor der Tat Methamphetamin (Crystal) und Amphetamin (Speed) zu sich genommen und in der Folge sechs bis sieben Tage nicht geschlafen. Mit dem Geld wollte der Angeklagte nach eigener Aussage unter anderem Schulden in Höhe von rund 25.000 Euro abzahlen.
Kurios: Einbrecher aß in der Werkstatt ein Eis am Stiel
"Alles war verwüstet und durcheinander", beschrieb der Autohausmitarbeiter das Chaos, das er damals vorfand. Dem Einbrecher sei er in der Werkstatt begegnet. Der habe sich dabei zunächst auf die dortige Treppe gesetzt und ein Eis am Stiel gegessen. Danach habe er versucht zu flüchten. Der Mitarbeiter packte den Einbrecher an der Jacke und drückte ihn auf ein Treibstofffass. Dem Angeklagten gelang es, nach einer Glasscherbe der zerbrochenen Glasscheibe zu greifen und in Richtung des Mitarbeiters zu stechen.
Die mittlerweile eingetroffene Inhaberin des Autohauses rief ihrem Mitarbeiter zu "lass ihn los", was dieser tat, nachdem ihm der Angeklagte einen schmerzhaften Schlag in die Rippen verpasst hatte. Eine Mitarbeiterin hatte bereits die Polizei verständigt, die den Angeklagten kurz darauf festnahm. "Ich hatte Angst um meinen Mitarbeiter. Das machen wir nie mehr so", gelobte die Autohausinhaberin vor Gericht. Den angerichteten Sachschaden bezifferte sie auf rund 3600 Euro. Viel nachgedacht habe er damals nicht, sagte der mutige Mitarbeiter. "Ich habe einfach funktioniert. Ich bin Feuerwehrmann", gab er zu Protokoll.
Acht Vorstrafen, hauptsächlich wegen Betrug und Diebstahl
Für die Justiz ist der Angeklagte kein Unbekannter. Achtmal ist er bereits vorbestraft, hauptsächlich wegen Betrug und Diebstahl. Im Jahr 2017 brach er in ein Hotel in Oberaurach ein, wo er 4500 Euro entwendete und einen Sachschaden von rund 1500 Euro anrichtete. Damals wurde er zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt und in eine Entziehungsanstalt eingewiesen.
Dorthin soll die Reise für den Angeklagten nach Auffassung von Psychiater Dr. Bernd Münzenmayer auch wieder gehen. Laut dessen Gutachten war die Trennung der Eltern der Start für die Drogensucht für den damals Jugendlichen. Drogen und Spielsucht brachten den Angeklagten in Geldnot. Die Droge Crystal habe eine stimulierende, leistungssteigernde und schmerzstillende Wirkung und sei schon von Soldaten in Stalingrad während des Zweiten Weltkriegs konsumiert worden, sagte der Psychiater. Sie habe jedoch Psychosen als Folge.
Staatsanwältin Annette Mahr sah – wie die Strafkammer auch – einen minder schweren Fall vorliegen, da niemand erheblich verletzt wurde und der Schaden überschaubar war. Sie stellte den Antrag auf eine vierjährige Freiheitsstrafe und Unterbringung in einer Entziehungsanstalt, dem das Gericht folgte. Der Verteidiger hielt eine Freiheitsstrafe von maximal drei Jahren plus Therapie für angemessen. "Es kommt nichts mehr vor. Ich will meine letzte Chance nutzen", waren die letzten Worte des Angeklagten. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.