Die altehrwürdige Ritterkapelle in Haßfurt platzte am Sonntag aus allen Nähten. Über 200 Gläubige waren dabei als Stadtpfarrer Stephan Eschenbacher seinen Abschiedsgottesdienst zelebrierte. Nach 14 Jahren in Haßfurt verlässt der 55-Jährige die Kreisstadt und stellt sich in Schweinfurt einer neuen Herausforderung. Dort wird er ab 1. November als Teampfarrer in der Pfarrei Heilig Geist wirken.
Der Chor Sankt Kilian trug bei dem Abschiedsgottesdienst seinen Teil zu einer würdigen Feier bei. Gleichzeitig mit der Verabschiedung wurde das Erntedankfest gefeiert. Pfarrer Eschenbacher nahm dies zum Anlass, sein persönliches Dankeschön an alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter in der Pfarreiengemeinschaft Haßfurt in Form von symbolischen Früchten auszudrücken. Neben dem Pastoralteam und allen hauptamtlich kirchlich Beschäftigten dankte er den Ehrenamtlichen: "Kirche vor Ort lebt in erster Linie von den Menschen, die sich engagieren."
Herzlichkeit, Offenheit und Vertrauen in Haßfurt erfahren
Für ihn sei es von Anfang an eine großartige Sache gewesen, erleben zu dürfen, wie viele Menschen sich in den Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft Sankt Kilian mit ihrer Zeit, ihrer Energie und ihren Fähigkeiten einbringen und so erst die Kirche vor Ort lebendig werden lassen. Auf über 100 Gruppen, Kreise und Verbände sowie Gremien komme er, wenn er alle Aktivitäten in der Pfarreiengemeinschaft zusammenfasse, so Eschenbacher. Viel Herzlichkeit, Offenheit und Vertrauen habe er in den 14 Jahren in Haßfurt erfahren dürfen. Dies habe es ihm in vielen Situationen leicht gemacht und ihn durch Höhen und Tiefen begleitet und bestärkt.
Aber auch die "faulen Früchte" verschwieg Eschenbacher nicht und legte diese bewusst vor den Altar. Darunter verstehe er Entscheidungen, sagte er, die manchmal auch schmerzlich seien und aufgrund derer sich Menschen ausgebremst, nicht genügend wertgeschätzt oder verletzt fühlten. Es sei unmöglich, allen Erwartungen gerecht zu werden, erklärte der Pfarrer und bat aufrichtig um Verzeihung, wo offene Wunden geblieben seien.
Ein großes Dankeschön seinerseits galt auch der Ökumene, die in Haßfurt auf vielfältige Weise gelebt werde. Mit den evangelisch freikirchlichen Gemeinden gab es aus der Sicht Eschenbachers ein sehr gutes Miteinander: "Ich bin überzeugt, dass wir als Kirche nur gemeinsam überleben können und nur gemeinsam überzeugend wirken."
Nicht nur Pfarrer, sondern Manager und auch Comedian
Eine Laudatio auf Pfarrer Eschenbacher als "Superstar" in verschiedenen Rollen kam dann aus den Reihen des gemeinsamen Pfarrgemeinderats. Als Projektmanager, Marketingexperte, Krisenmanager und Comedian – in Anspielung an seine Auftritte im Pfarreifasching und auf den Büttensitzungen der "Elf Weisen Hasen" – wurde der Stadtpfarrer hier bezeichnet. Sein Abschied aus Haßfurt hinterlasse eine große Lücke, jedoch keinen Scherbenhaufen.
Nach dem 90-minütigen Gottesdienst in der Ritterkapelle lud Pfarrer Eschenbacher alle Wegbegleiterinnen und -begleiter ins Pfarrheim ein, wo mit einem kalten Buffet der Abschied weiter gefeiert wurde. "Ihre Gottesdienste stärkten den Glauben und die Gemeinschaft in unserer Stadt", sagte Bürgermeister Günther Werner (WG) und überreichte Eschenbacher eine ganz besondere Erinnerung an Haßfurt: Mit einem Bild der Künstlerin Jana Liebender-Folz mit dem Titel "Blick auf die Stadtpfarrkirche mit Pfarrhaus" soll der künftige Schweinfurter Teampfarrer die Kreisstadt als seine Heimat in den vergangenen 14 Jahren stets in guter Erinnerung behalten.
Mit einigen Liedbeiträgen, deren Texte passend auf Pfarrer Eschenbacher selbst gedichtet waren, sorgten unter anderem die Erzieherinnen der katholischen Kindergärten und das Gemeindeteam für Frohsinn. Der Frauenbund, die Kolpingsfamilie und das Ministranten- und Sternsinger-Team fanden ebenso Dankesworte wie Diakon Manfred Griebel im Namen des Pastoraldienstes, Anke Schäflein von der Caritas und Pfarrer Johannes Ziegler von der evangelischen Kirchengemeinde.
Dem Weg Stephan Eschenbachers nach Schweinfurt folgt auch seine Haushälterin Monika Nastoll. Als "gute Seele des Pfarrhofes" werde sie in Zukunft ebenfalls schmerzlich vermisst, hieß es, denn die engagierte Frau beschränkte ihre Tätigkeit keineswegs nur auf den Haushalt, sondern war immer zur Stelle, wenn Hilfe benötigt wurde.
Als einen besonderen Blumengruß in Erinnerung an ihre ebenfalls 14 Jahre in Haßfurt überreichte das Gemeindeteam ihr eine Grünlilie, die eine weite Reise hinter sich hat: Die Pflanze stammt aus dem Garten des österreichischen Pilger-Hospizes zur Heiligen Familie in Jerusalem, das das älteste christliche Gästehaus in der Heiligen Stadt ist.