
Das Geburtstagskind, der Naturpark Haßberge, feierte am Sonntag sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Fest in Ebern. Die Altstadt verwandelte sich dabei in eine eindrucksvolle Bühne, auf der unterschiedliche Facetten des Naturschutzes und der Kulturgutbewahrung präsentiert wurden. Die Juniorrangerinnen und -ranger nutzten die Gelegenheit, um politischen Verantwortungsträgern ihre Vorstellungen einer zukunftsträchtigen Heimat zu erläutern – darunter Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) nebst Landrat Wilhelm Schneider (CSU) und dem Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz Thorsten Glauber (FW).
Rund 20 Stände in der Altstadt, Führungen und Wanderungen
Lukas Bandorf, Geschäftsführer des Naturparks, freute sich angesichts der Resonanz, auf die das Fest stieß. An den rund 20 Ständen entwickelten sich lebhafte Diskussionen. Am Stand des Instituts für Biodiversitätsinformation (IfBI) bildete sich eine Traube aus Kindern, bei den Juniorrangerinnen und -rangern ebenfalls. Die Werbung für die Sache fruchtete: Jan Drescher aus Sailershausen erklärte zum Beispiel, dass er fest vorhabe, zu den Juniorrangern zu gehen, sobald er alt genug dafür sei, so wie sein großer Bruder Jakob. Ab dem Vormittag gab es zudem Führungen und Wanderungen in und rund um Ebern. Die Veranstaltung war ein "Fest für die ganze Familie".

Auch Glauber war voll des Lobes für den Naturpark: "Eine Naturperle, klein in der Größe, groß bei landschaftlicher Schönheit und Artenvielfalt. Oase für Erholungssuchende und Naturbegeisterte, Heimat für viele bedrohte Pflanzen und Tiere sowie Lernort und Klassenzimmer für hochwertige Natur- und Umweltbildung."
Diskussion zwischen BBV und dem Minister über die roten Gebiete
Ganz harmonisch ging es dann doch nicht zu: Am Stand des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) machte Dieter Reisenweber, Obmann des Kreisverbandes Haßberge, gegenüber dem Staatsminister seinem Unmut über die Grundwassermessstellen an sich und deren Standortwahl Luft. "Die roten Gebiete müssen weg", forderte er.

Gemäß der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sind das Gebiete mit einer hohen Nitratbelastung des Grundwassers, für die zusätzliche Auflagen bei der Landbewirtschaftung und Düngung erlassen werden. Glauber stellte sich der Diskussion. Er erwiderte, dass er seine Hausaufgaben zu erfüllen habe, und auch nicht beabsichtige, sich hiervon abbringen zu lassen. Er werde "keine Ergebnisse wegmessen".
Viele Wünsche für den Naturpark wurden geäußert
Ohnehin glich die Veranstaltung zuweilen einem Wunschkonzert: Thomas Friedrich vom Bund Naturschutz (BN) Ebern wünschte sich, dass der Naturpark Haßberge den Status eines Biosphärenreservates erhalte; Landrat Schneider wünschte sich, dass Glauber den zugesagten Festbetrag von zwei Millionen Euro für den Bau des Naturparkzentrums nach oben anpasse; Bürgermeister Hennemann wünschte sich ein Biodiversitätszentrum; die Juniorranger wünschten sich mehr Mischwälder, mehr Hecken, mehr Seen, den Erhalt der Artenvielfalt und eine Hofladenroute.

Wer sich hingegen in vielerlei Hinsicht zufrieden zeigte, war Norbert Schmucker, "27 Jahre lang der kreative Kopf hinter den Naturparkeinrichtungen", wie Schneider es formulierte. Schmucker blickte im Gespräch mit der Redaktion zurück: Sanfter Tourismus, "keine Massenabfertigung". Ein behutsamer Erhalt der Kulturlandschaft, die sich im Zusammenspiel der Natur mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie der Landwirtschaft ergeben habe. Dazwischen die Kultur- und Naturdenkmäler. Wichtig sei ihm stets die Bildung gewesen: 20 Lehr- und Erlebnispfade seien unter seiner Regie entstanden.

Hennemann zeigte sich mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden: "Ebern kann feiern, das haben wir heute wieder erlebt." Schneider gefiel es ebenfalls: Er kehrte heim, "um umgehend mit dem Fahrrad noch einmal vorbeizukommen". Der Heimatverein verzeichnete in seinem Museum mit 60 zahlenden Gästen einen Tagesbesucherrekord. Dr. Klaus Mandery, Urgestein des BN Ebern, gratulierte Bandorf ausdrücklich zu der gelungenen Veranstaltung.