Kurzbeschreibung
Andrea Czygan, Jahrgang 1963, raucht nicht, trinkt nicht und braucht kein großes Auto. Dafür hat sie leider einen fatalen Hang zu dicken Büchern und schöner Kleidung, was sich in etwa genauso auf den Kontostand auswirkt. Trotz ihres hohen Alters hört sie immer noch leidenschaftlich gerne Musik - am liebsten Deep House, guten Techno oder HipHop. Die gelernte Redakteurin arbeitet im journalistischen Büro der Chefredaktion und kümmert sich zum Beispiel um die Aktion Patenkind.
Wie es zu dem Artikel über das schlechte Gewissen als Mutter kam
Es hat nicht länger als 40 Minuten gedauert, diesen Text über mein schlechtes Gewissen zu schreiben. Stimmt wirklich. Ich glaube, diese Zeilen hatten sich im Laufe einiger Jahre so in mein Hirn eingegraben, dass ich sie einfach nur noch abschreiben musste. Die Angst, dass der Schnupfen eigentlich der Anfang einer schweren Krankheit sein, eine ausgelassene Mahlzeit direkt zum Hungertod des Kindes führen und nur selbstgekochte Bio-Mahlzeiten den Nachwuchs schön, stark und erfolgreich machen würde, hat sich zum Glück in Lauf der Jahre gelegt. Mit Beginn der Schulzeit meiner Tochter und meines Sohnes bin ich deutlich gelassener geworden. Wahrscheinlich aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Unentwegtes Beäugen der eigenen Brut hält kein Mensch über die Jahre aus. Mütterliche Hausaufgaben-Betreuung gab’s genauso wenig wie Turnbeutel-Hinterhertragen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich bei Hustenerkrankungen noch lange mit leicht erhöhtem Puls reagiert habe. Auch der schnelle Griff zum Reißverschluss der offen stehenden Winterjacke der Tochter kommt immer wieder mal vor. Dabei weiß ich natürlich, dass das Teil sofort wieder offen steht, sobald ich mich umdrehe. Insgesamt sind die beiden aber erstaunlich normal dafür, dass sie einer zumindest in ihren ersten Lebensjahren äußerst hysterischen Mutter ausgesetzt waren. Ich bin gespannt, wie ich irgendwann mal auf Enkel reagiere. Ganz bestimmt supercool. Immerhin kann ich dann wieder mal testen, ob ich noch Fieber bis auf ein Zehntel genau mit der Hand auf der Stirn messen kann. Aber sowas verlernt man ja eigentlich nie.