Ein gutes Jahr war es auffällig still um Schloss Mainberg. Nun hat das Landratsamt Schweinfurt das Schweigen mit einer bemerkenswerten Nachricht gebrochen: Das Landesamt für Denkmalpflege (LfD) wird die Kosten der Voruntersuchungen am Schloss übernehmen. Diese Untersuchungen sollen ein klares Bild aller Schäden ergeben und damit erstmals den Sanierungsaufwand einschätzbar machen.
Die Geschichte des Schlosses reicht ins 13. Jahrhundert zurück. Die weithin sichtbare Burg auf dem Hügel über dem Main besteht aus romanischen und gotischen Resten ebenso wie aus den – historisch nicht minder interessanten – Umbauten der Fabrikantenfamilien Sattler und Sachs im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Adels- und Industriegeschichte werden hier gleichermaßen sichtbar. Künstlerisch gesehen ist Schloss Mainberg neben den Königsschlössern eines der letzten Beispiele des Bayerischen Historismus.
Heute ist das Schloss in privater Hand. Es ist baufällig und sanierungsbedürftig, seit Jahren sind Veranstaltungen aus Brandschutzgründen nicht mehr möglich. Egon Johannes Greipl, bis Februar Chef des LfD, hatte von „massiven Schäden an den historischen Dachwerken sowie Rissen an der Süd- und der Westfassade des Hauptschlosses“ gesprochen. Der Verfall hat längst die repräsentativen Räume erreicht.
Risse in Außen- und Innenwänden sind nicht zu übersehen. Nach langen Regenphasen berichten Besucher regelmäßig von neuen Wasserschäden. So sehr Mandatsträger aller Parteien immer wieder forderten, das Baudenkmal müsse gerettet werden, notfalls mit staatlichem Geld, so wenig tat sich in den vergangenen Jahren. Immerhin: Das Dach soll inzwischen zumindest provisorisch abgedichtet sein.
Im Oktober 2013 ein erstes Signal: Das LfD beauftragte das Würzburger Architekturbüro Staib und Wiener, einen Kostenvoranschlag über notwendige Voruntersuchungen zu erstellen. Gut ein Jahr später nun die überraschende Nachricht, dass das Landesamt diese Voruntersuchungen finanzieren wird. An dieser Finanzierung waren bislang alle Versuche gescheitert, einen Prozess pro Mainberg in Gang zu setzen.
„Eine echte Ausnahme“
Eine Förderung in voller Höhe ist bei einem Objekt in Privatbesitz nicht üblich, und Generalkonservator Mathias Pfeil, seit März oberster bayerischer Denkmalpfleger, liegt viel daran klarzustellen, dass dies „eine echte Ausnahme“ ist: „Das ist der herausragenden Bedeutung des Gebäudes und seiner Geschichte geschuldet.“
Landrat Florian Töpper war zwischenzeitlich Untätigkeit vorgeworfen worden. Nun gibt er sich angesichts des Durchbruchs ebenso gelassen wie während der Wartezeit: „Wir haben lange an einer Lösung gearbeitet, aber die Zeit hat sich gelohnt.“
Über die zu erwartenden Kosten schweigt man sich aus, sie lägen aber unter dem Betrag, der laut Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen VOF eine europaweite Ausschreibung erforderlich macht, so Landeskonservator Bernd Vollmar. Das heißt: unter 200 000 Euro. Vollmar: „Wir werden so viel tun wie nötig und so wenig wie möglich.“ Vorausgegangen ist eine Art Gipfeltreffen: mit Schlossbegehung mit den Spitzen des Landesamts, des Landratsamts und den Architekten Friedrich Staib und Alfred Wiener, die nun die Voruntersuchungen koordinieren werden. Mathias Pfeil zeigt sich anschließend beeindruckt: „Da ist schon die schiere Größe – ein grandioser Platz und ein grandioses Problem. Wir müssen versuchen, dem Gebäude eine Zukunft zu finden.“
Ein aktualisiertes Aufmaß auf der Basis alter Pläne soll Absenkungen und Schiefstellungen dokumentieren, ein Tragwerksgutachten den Zustand der Statik. In etwa einem Jahr rechnen die Ämter mit erstmals echten Erkenntnissen über den tatsächlichen Zustand des Schlosses. Das wäre von zentraler Bedeutung für spätere Nutzungskonzepte aber auch für Kaufinteressenten. Die müssten dann nicht mehr die Katze im Sack kaufen.
Noch nicht geklärt ist, wer die – ebenfalls unerlässliche – Untersuchung des mutmaßlich instabilen Untergrunds unter dem Schloss bezahlt. Florian Töpper will deshalb in Verhandlungen mit dem Bergamt Nordbayern und dem Landesamt für Umwelt treten – beides staatliche Stellen wie das LfD. Wie er vorgehen will, verrät der Landrat nicht, er widerspricht allerdings auch nicht folgendem Gedankengang: Es wäre doch unsinnig, wenn das LfD die Hochbauuntersuchungen förderte, die anderen Ämter aber nicht die des Untergrunds.