Wie das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz (BLfV) gegenüber dieser Redaktion bestätigte, habe man schon am Montag mit den unterfränkischen Sicherheitsbehörden Kontakt aufgenommen. Am Mittwoch habe das BLfV auch Mitarbeiter zum Austausch geschickt.
„Die Rechte“ war laut ihrer Facebook-Seite schon vergangene Woche vor Ort. Am 10. April hätten Parteichef Christian Worch und weitere bayerische Funktionäre das Anwesen in Stammheim besichtigt, heißt es dort. Ein auf Facebook veröffentlichtes Foto des Besuchs zeigt neben Worch auch den als Neonazi bekannten Philipp Hasselbach.
Stammheim will die Rechten nicht im Ort
Bei einem Landesparteitag im Mai wolle man dort die neue Landesparteizentrale eröffnen, in der „neben einem großen Versammlungsraum auch Unterkünfte für Kameraden sowie eine Geschäftsstelle in Betrieb sein“ soll. Tatsächlich befindet sich „Die Rechte“ in Bayern gerade im Aufbau. Seit Jahresbeginn, so die Verfassungsschützer, versuche die im Jahr 2012 gegründete Partei, im Freistaat „Strukturen aufzubauen“.
Derzeit zähle sie in Bayern 30 Mitglieder. Bis Anfang des Jahres habe es nur einen Kreisverband München gegeben, so ein Sprecher des BLfV weiter. „Im ersten Quartal 2015 wurden dann zwei Kreisverbände in Nordbayern gegründet. Einer in Nürnberg und einer in Bamberg.“
Einer der führenden Köpfe sei der bereits erwähnte Philipp Hasselbach: Ex-Häftling – er saß unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung – und ehemaliges Mitglied des inzwischen verbotenen Freien Netzes Süd. Hasselbach ist laut den Verfassungsschützern in Teilen der rechtsextremen Szene in Ungnade gefallen. Vor rund zehn Jahren soll er in der Jugendorganisation der NPD Gelder veruntreut haben. Auch vor diesem Hintergrund, so der BLfV-Sprecher, sei das neuerliche Auftreten von „Die Rechte“ in Stammheim „in Konkurrenz“ zu einer anderen rechtsextremen Partei zu verstehen: „Der Dritten Weg“. Bereits seit einem Jahr konkurrierten die beiden Parteien in München um Einflusssphären.
Ob sich „Die Rechte“ tatsächlich in Stammheim ansiedeln kann, ist allerdings fraglich: Auf zwei Internet-Plattformen wird der ehemalige Gasthof für 370 000 bzw. 395 000 Euro zum Kauf angeboten. Ein stolzer Preis. Das BLfV zweifelt jedenfalls, ob „Die Rechte“ so viel Geld aufbringen kann. Allerdings sei derzeit auch nicht von einem Kauf, sondern lediglich von einer Nutzung des Anwesens die Rede.
Dass die Partei das Anwesen nicht kaufen will, schien sich unterdessen am späten Mittwochabend zu bestätigen. Via Facebook gab „Die Rechte“ bekannt, „über ein reguläres Mietverhältnis“ zu verfügen. Ein Kauf sei nicht beabsichtigt. Gleichzeitig kritisierte man Bürgermeister Herbert und forderte ihn zu „mehr Zurückhaltung“ auf. „Auf einen Konfrontationskurs, wie ihn der örtliche Bürgermeister offenbar sucht“, sei die Partei „bislang nicht gegangen.“
Von rein geschäftlichen Interessen scheint die aktuelle Besitzerin der Immobilie, eine Frau aus Nürnberg, ohnehin nicht getrieben zu sein. Bereits im September 2014 fand in dem ehemaligen Gasthof eine Veranstaltung von Neonazis statt. Damals hielt der bekannte Rechtsextremist Karl-Heinz Hoffmann, Anführer der 1980 verbotenen terroristischen Vereinigung „Wehrsportgruppe Hoffmann“, einen Vortrag. Veranstalterin war laut BLfV die Hausbesitzerin aus Nürnberg. Möglich, dass die Rechtsextremen schon länger dabei sind, sich über die Dame aus Nürnberg und ihren Kameraden Hoffmann in Stammheim einzunisten: Im Ort munkelt man, Hoffmann habe vor kurzem die aufwendige Sanierung des Gasthofs zum Teil finanziert.