Die Rechnung ist einfach: Wer die Schönste im ganzen Land werden will, muss alles geben. Quer durch die Republik jetten, Schönheitswettbewerbe gewinnen – und um Gottes willen das Lächeln nicht vergessen. Den 24 jungen Frauen, die an diesem Samstag, 23. Februar, zur Wahl der Miss Germany 2013 im Europapark Rust antreten, braucht man das nicht zu erklären. Sie stöckeln auf hohen Hacken so leichtfüßig wie andere in Turnschuhen laufen, finden Fotoshootings nicht nervig, sondern cool – und das Dauerlächeln ist ihnen sowieso in Fleisch und Blut übergegangen.
Wissen wollen sie es alle – von der Miss Norddeutschland bis zur Miss Bayern, von der Miss Berlin bis zur Miss Rheinland-Pfalz. Und diesmal könnte sogar eine gewinnen, die sich in Unterfranken schon warmgestöckelt hat. Gleich zwei der Miss-Germany-Kandidatinnen posierten bereits beim Model-Wettbewerb Main-Topmodel auf dem Laufsteg und landeten weit vorne.
Psychologiestudium in Würzburg
Linda Eberlein, 24 Jahre alt und Psychologiestudentin aus Meißen, ist die amtierende Miss Sachsen und damit automatisch qualifiziert fürs Rennen um die Schönste im Land. Sie studierte zwei Jahre lang in Würzburg, wurde 2008 zur Miss Würzburg gewählt und präsentierte sich gleich zwei Mal bei Main-Topmodel. Derzeit studiert sie an der Technischen Universität Dresden.
Natascha Faustka, ebenfalls 24 und Arzthelferin aus dem mittelfränkischen Hemhofen (Lkr. Erlangen-Höchstadt), war kürzlich als Kandidatin in der RTL-Kuppelshow „Der Bachelor“ zu sehen (wir berichteten ausführlich). Auf ihrer Facebook-Fanseite listet sie über 20 Schönheitswettbewerbe auf, bei denen sie den Titel holte oder in die engste Auswahl kam. Durch ihre Wahl zur Miss Internet 2013 sicherte sie sich die Karte für das Rennen um das begehrteste Miss-Krönchen in Deutschland.
Die Wahl zur Miss Germany ist für viele eine Institution, die aus der Landschaft der zahllosen Schönheitswettbewerbe nicht wegzudenken ist. Sie ist die wichtigste Miss-Wahl, es gibt sie seit 1927. Andere belächeln das alljährliche Schaulaufen und sehen in ihm das Verherrlichen eines übertriebenen Schönheitsideals. Gerade mit diesem Image will der Veranstalter, die Miss Germany Corporation, nichts zu tun haben. „Unsere Mädchen sollen nicht abgemagert und steif sein“, sagt Pressesprecherin Lisa Röggener. Und man wolle auch keine, die ohne Spaß über den Laufsteg gehen. „Unsere Missen müssen Charakter haben.“
Straffes Vorbereitungsprogramm
Dieses Mantra scheint den Bewerberinnen bereits gut eingeimpft worden zu sein. „Es ist egal, ob man groß oder klein ist oder fünf Kilo mehr oder weniger als die anderen hat, es kommt auf die Ausstrahlung und das Lachen an“, erklärt Linda Eberlein am Telefon, als sie mit dem Bus zur nächsten Station ihres straffen Vorbereitungsprogramms chauffiert wird.
In der Zeit vor der Wahl bleibt den Kandidatinnen wenig Zeit. Sie werden durch Europa kutschiert. Zehn Tage bekamen sie auf Fuerteventura Medien- und Fitnesstraining, einen Knigge- und einen Rhetorikkurs. Jetzt, zurück in Deutschland, proben sie die Show, studieren jeden Schritt ein. Machen auf Abendveranstaltungen eine gute Figur. Auch ins Spielcasino geht es.
Am Samstag soll, besser: muss alles sitzen. Dann zeigen sich die Missen vor ausverkauftem Haus erst im Bikini, dann im Abendkleid. Sie halten das Schildchen mit ihrer Startnummer lässig in der Hand. Beantworten Fragen der Moderatorin zu ihrer Person. Und natürlich werden sie dabei ganz bestimmt nicht vergessen, zu lächeln.
„Ich werde einfach natürlich bleiben, ich werde zeigen, dass ich gerne lache und nicht arrogant bin“, verrät Natascha Faustka am Telefon ihre Strategie für die Wahl. Sie hat gerade ein bisschen Luft zwischen Mittagessen und einem Beauty-Termin, bei dem sie für die Show lange Wimpern angeklebt bekommt. Sich präsentieren und angeguckt zu werden – das mache ihr Spaß, sagt sie. „Die Leute freuen sich mit einem, das gefällt mir.“
Eine Miss aus Unterfranken
Ein Karriere-Sprungbrett könne der Titel Miss Germany „auf jeden Fall“ sein. Davon ist Röggener überzeugt. Miss Germany 2011 sei jetzt Moderatorin beim Shoppingsender pearl.tv, Mister Germany 2010 angeblich international gefragt. Ein Blick auf die Historie der Miss-Wahlen verrät: Verona Pooth, damals Feldbusch, war 1996 Miss Germany, und sogar eine Unterfränkin, Marion Kurz aus der Gemeinde Roden (Lkr. Würzburg), bekam 1981 das Krönchen aufgesetzt. Kontakt zu ihr hat die Miss Germany Corporation aber nicht mehr, und auch wir haben sie nicht erreicht. Laut Miss-Germany-Website ist sie heute „ein sehr erfolgreiches Mannequin und Werbemodel in Fernsehspots“.
Am Samstag kann nur eine groß rauskommen, jedenfalls in der Branche, jedenfalls für ein Jahr. Und nur eine wird mit Geschenken überschüttet – mit Reisen, Fotoshootings, Klamotten-Gutscheinen, einem Auto, Koffer und mehr. Eben mit allem, was eine Miss Germany offenbar so braucht – oder zu brauchen hat.
Wer Miss Germany 2013 wird, entscheidet eine vielköpfige Jury. Unter anderem ist der frühere Fußballmanager Rainer Calmund dabei, die Ex-Boxweltmeisterin Regina Halmich und Volksmusiker Stefan Mross. Sogar von einem Schönheitschirurgen als Jurymitglied spricht Röggener. Die Promis sollen auf das Gesicht achten, und auf die Ausstrahlung. Letztendlich bleibe die Wahl eine subjektive. „An einem anderen Tag mit einer anderen Jury gäbe es vielleicht eine andere Siegerin“, erklärt sie. Bis dahin werden Natascha Faustka und Linda Eberlein üben, üben und üben. Außer eines – das Lächeln. Das können sie offenbar schon.
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