„Dazu darf sie nichts sagen.“ Nicht ganz einfach, wenn man ein Interview führen will, und der Gesprächspartner bei vermeintlich heikleren Fragen einen Maulkorb verpasst bekommt. Natascha Faustka, eine der 20 Kandidatinnen der RTL-Kuppelshow „Der Bachelor“, scheint gut instruiert worden zu sein. Sie weiß, was sie sagen darf – und vor allem, was nicht. Und damit sie wirklich nichts „Falsches“ preisgibt, werden ihre Interviews von RTL mitgehört – auch das Telefongespräch mit unserer Zeitung. Jedes Mal, wenn eine Frage gestellt wird, die dem Sender zu weit geht,
schaltet sich eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund ein. „Dazu darf sie nichts sagen“, ertönt es dann.Natascha Faustka kennt das schon. Sie darf nicht sagen, ob sie jetzt einen Freund hat. Und sie darf nicht sagen, ob der Bachelor ihr Traummann ist. „Er ist sehr sympathisch und ein sehr gut aussehender Mann.“ Das darf sie sagen. Seit Anfang Januar ist die 24-jährige Arzthelferin aus dem mittelfränkischen Hemhofen (Lkr. Erlangen-Höchstadt) in „Der Bachelor“ zu sehen. Vor zwei Jahren stand sie im Finale des Main-Topmodel-Wettbewerbs, auch "Miss Spessart 2011" darf sie sich nennen.
Im Kreuzfeuer der Kritik
In der RTL-Sendung buhlt sie mit 19 anderen Frauen um einen adretten Junggesellen (im Englischen „Bachelor“). Folge für Folge will sie dem Schönling näher kommen. Selbstinszenierung? Selbsterniedrigung? Auf gar keinen Fall, findet Natascha Faustka. Sie weiß, dass die Show im Kreuzfeuer der Kritik steht. Für sie ist die Sendung eine „tolle Erfahrung“. Der Drehort Südafrika – „eine wahnsinnig schöne Gegend“. Die Kandidatinnen wohnten in einer „ganz tollen Villa“, und Natascha Faustka hat „so viele Freundinnen gefunden“. Darf sie sagen. Alles prima, alles toll?
Das Konzept der Sendung ist simpel, ein bisschen wie Aschenputtel reloaded. Einem Schönling – groß, gut gebaut, blau-grüne Augen und so selbstverliebt, dass es manchmal schon wehtut – liegen 20 Frauen zu Füßen. Die Damen dürfen acht Folgen lang vor allem eines: hoffen und bangen, dass der Märchenprinz am Ende sie als die „Frau seines Herzens“ (das soll sie jedenfalls laut RTL sein beziehungsweise werden) auserwählt. Doch der Weg zum Happy End ist mit Dornen gespickt. Am Ende jeder Folge, in der verheißungsvollen „Nacht der Rosen“, hat der Bachelor nur für die Frauen ein Blümlein, mit denen er in der nächsten Folge weiter flirten will. Die anderen müssen einpacken.
Luxusvilla in Kapstadt
Natascha musste noch nicht packen. Auch in der vierten Folge am Mittwoch, 23. Januar, darf sie den Bachelor Jan Kralitschka, 36 und Profimodel aus der Nähe von Bad Honnef, umgarnen. Was die Zuschauer bisher unter anderem zu sehen bekamen: 20 Frauen stöckelten mit Handtaschen bepackt durch den Garten ihrer neuen Luxusvilla in Kapstadt. Schnitt. Zoff um das einzige Einzelzimmer. Genervte Gesichter. Schnitt. Party in Abendrobe. Der Bachelor haute mit einer Kandidatin ab. Säuerliche Blicke unter den Bewerberinnen.
Auf den ersten Blick wirkt Natascha Faustka fast fehl am Platz in der Riege der zankenden Zicken. Stellt sie sich doch als liebes, ehrgeiziges Mädchen dar. In einem Porträt-Video für „Der Bachelor“ lässt sie sich in ihrem Kinderzimmer bei den Eltern filmen, sie im Schneidersitz auf ihrem Bett, über ihr im Regal ein Rudel bunter Kuscheltiere. In einer anderen Szene zeigt Natascha ein Fotoalbum. Bilder von einem Modelwettbewerb, bei dem sie gewann. Einem der vielen, an denen sie teilnahm. Die amtierende „Vize Miss Bayern“ und „Vize Miss Südwestdeutschland“ listet auf ihrer Facebook-Fanseite 24 Wettbewerbe auf, bei denen sie den Titel holte oder in die engste Auswahl kam. Ihr Ziel: „Miss Germany“.
Hobby-Model auf Traumprinz-Fang – eine Geschichte, die gut ins „Bachelor“-Format passt. Jan Kralitschka flirtet, was das Zeug hält. Mit manchen Kandidatinnen hat er besondere, sogenannte private Dates. Er verbringt mit der Auserwählten „Zeit zu zweit“ – mal von den Kameraleuten und der sonstigen RTL-Crew abgesehen.
Die ganzen Fangfragen
Bei Kritikern gilt die Show, die in der dritten Staffel läuft, als „menschenverachtend“, andere beklagen das „Zelebrieren von Dekadenz, Oberflächlichkeit, Beklopptheit“. Natascha sieht das – natürlich – ganz anders. „Das ist keine Erniedrigung in meinen Augen“, darf sie sagen. „Ich bin nicht die Person, die sich in Szene setzen muss, um ihn zu bekommen. Ich verhalte mich einfach so, wie ich bin. Entweder, es kommt an, oder es kommt nicht an.“
Bei der Sendung hat Natascha mitgemacht, weil sie „einfach mal die Idee“ hatte, „jemanden auf diesem Weg kennenzulernen“. Sie ist nicht davon ausgegangen, die große Liebe zu finden. Sie wollte einfach mal schauen, „was sich ergibt“. Sie darf weiterreden: „Wenn Jan nicht mein Typ gewesen wäre, hätte ich ihm sagen können: ,Pass mal auf, Jan, du bist nicht mein Typ.'“
Ob sie der Bachelor auswählen wird? „Da kann sie nichts zu sagen.“ Natascha klinkt sich ein: „Ich kenne schon alle diese Fangfragen.“ Sie lacht. Ende des Gesprächs.
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Ein Interview mit Natascha Fauska für "The Bachelor" bei Clipfish: