Überregionale Aufmerksamkeit erregt die lokale Berichterstattung dieser Zeitung über den Umgang des Stadtrats Rieneck mit einem Kriegsverbrechen Ende März 1945 in Rieneck. Damit hat der Stadtrat der 2000-Einwohner-Gemeinde in Main-Spessart genau das Gegenteil dessen erreicht, was er beabsichtigt hatte: Verschweigen statt Erinnerung. Überdies hat sich am Donnerstag die Rechtsaufsicht am Landratsamt eingeschaltet.
Mit elf gegen vier Stimmen hatte der Stadtrat am Montagabend in nicht-öffentlicher Sitzung das Angebot von Elfriede Krutsch abgelehnt – sie wollte eine Gedenktafel stiften mit dem Text: „Hier wurden fünf russische Männer durch Naziterror ermordet. Wir gedenken der Opfer.“
Die Ermordeten waren sowjetische Kriegsgefangene und wohl als Zwangsarbeiter in Rieneck eingesetzt. Weil sie, wie die Rienecker auch, in den letzten Kriegstagen angeblich Lebensmittel aus einem bombardierten Güterzug geholt hatten, ordnete der Führer eines Volkssturmbataillons die Hinrichtung der fünf Sowjetsoldaten wegen Plünderns an. Dazu bestimmte er fünf, etwa 15- bis 17-jährige Rienecker und Männer aus dem Rienecker Kriegslazarett. Nachdem sich die fünf Gefangenen im Wald ihr Grab geschaufelt hatten, wurden sie am 29. März 1945 erschossen und namenlos verscharrt. Am 23. August 1950 verurteilte das Landgericht Würzburg den Volkssturmführer aus Kirchheim unter Teck wegen des Kriegsverbrechens zu fünf Jahren Haft; er wurde jedoch alsbald begnadigt. Die Schützen blieben unbehelligt. 1960 bettete der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Leichen in eine Kriegsgräberstätte um.
Bürgermeister Wolfgang Küber hätte das Angebot der Gedenktafel gern angenommen. Er hatte die Beratung für den öffentlichen Sitzungsteil vorgesehen. Mit acht gegen sieben Stimmen jedoch beschloss der Stadtrat die nicht-öffentliche Behandlung. Da keine Gründe für den Ausschluss der Öffentlichkeit gegeben waren, kündigte das Landratsamt Main-Spessart am Donnerstag an, die Gültigkeit des Beschlusses zu überprüfen und hat die Unterlagen zum Sitzungsverlauf angefordert.
Elfriede Krutsch ist von der Sitzung enttäuscht und entsetzt. Die 65-jährige Rieneckerin lebt seit 20 Jahren in Berlin und durfte ihren Antrag am Montag ausführlich im Rat begründen. Mit elf gegen vier Stimmen sei er abgelehnt worden.
Zur Begründung sei unter anderem angeführt worden, dass man Rücksicht auf noch lebende Täter und ihre Nachkommen zu nehmen habe. Die Sache solle nicht groß in die Öffentlichkeit getragen werden. Außerdem sei die vorhandene allgemeine Gedenktafel am Kriegerdenkmal für die Opfer des Nationalsozialismus ausreichend. „Mit keinem Wort wurde der erschossenen Kriegsgefangenen oder ihrer Angehörigen gedacht“, berichtet Elfriede Krutsch. Aus Erzählungen in Rieneck wisse sie, dass die Männer um ihr Leben gebettelt und Fotos ihrer Frauen und Kinder gezeigt hätten.
Sollte das Landratsamt Main-Spessart den Beschluss des Stadtrats vom Montag aufheben, müsste der Tagesordnungspunkt erneut beraten werden, dann öffentlich.
Nach dem Bericht vom Donnerstag im Lokalteil dieser Zeitung hat sich der Bayerische Rundfunk des Themas angenommen. Radiobeiträge in Bayern 1 und 2 sind an diesem Freitag für 12 bzw. 13.30 Uhr geplant. Ein Fernsehbericht soll voraussichtlich am kommenden Dienstag um 17.30 Uhr folgen.
In Italien ist in fast jeder Vinothek ganz offiziell und legitim Hitlerwein zu kaufen. Mit stolzem Führerportrait drauf und markigen Sprüchen. In einem Fall sogar vor einer schwarz-rot-goldenen (!) Flagge!
Es kann doch nicht sein, dass wir in Deutschland versuchen Faschismus und rechtes Gedankengut ein für allemal auszutreiben und der Rest von Europa macht sich lustig über solche Verbrechen!
Und die EU sitzt da und macht sich lieber Gedanken um Bananenkrümmungen! Dabei sollte gerade das vereinte Europa dazu dienen, dass sowas nie mehr vorkommt!
2) dennoch sollte man aufhören, die verweigerer einer gedenktafel "in die ecke zu stellen"
3) grundsätzlich ist auch klar, dass nicht jedes unrecht durch eine gedenktafel gewürdigt werden kann (zB wird kaum jemand auf die idee kommen die vergewaltigungen, welche durch mitglieder französischer kolonialtruppen in baden-württemberg geschehen sind durch eine gedenktafel in erinnerung zu halten)
4) tatsache: unrecht und verbrechen gingen von deutschem boden aus, wurden durch deutsches gesetz sogar legalisiert und durch deutsch täter verübt.
5) leider gibt es in diesem land kein allgemeingültiges verfahren, wie den opfern jeglicher art aus dieser zeit zu gedenken ist.
6) leider gibt es scheinbar auch keine überlegungen wie man mit damals jungen menschen, die in irgendeiner form in diese verbrechen verwickelt waren und evtl. heute noch leben, umgesehen soll
Niemand soll vergessen - aber man muss auch nicht immer und immer wieder darauf hinweisen. Andere Länder haben auch ihre Vergangenheit und so manches Land treibt es in der Gegenwart mindestens genauso schlimm. Stosst euch doch zur Abwechslung mal daran!
Bei der nächsten Straftat eines Ausländers beschweren sich Sie sich dann wieder, dass stets der Täter und nie das Opfer im Mittelpunkt steht. Was denn nun?
Und warum soll man denn nicht der Opfer gedenken. Ich kann das sehr gut ohne schlechtes Gewissen, denn ich fühle mich nicht schuldig für diese Taten. Vielleicht haben Sie ja ein latent schlechtes Gewissen? Und woher könnte das kommen? Gehen Sie mal in sich. Ich nehme auch nicht wahr, dass "das Ausland" ständig irgendwelche Finger hebt. Wer ist das eigentlich, "das Ausland"?
Erst durch diesen Versuch des "Vertuschens" wurde das Thema in die Medien gebracht und auf breiter Basis publiziert. Nun kann man sich im Verbreitungsgebiet des Bayerischen Rundfunks ein Bild von der Aufarbeitung der Geschichte dieses Kriegsverbrechens in Rieneck machen.
In vielen Orten fällt es auch nach so vielen Jahren immer noch schwer, das begangene Unrecht öffentlich einzugestehen.
Leider kann man aber mit Verdrängen ein begangenes Unrecht nicht ungeschehen machen und es wäre für alle Beteiligten besser, sich der Sache zu stellen und Farbe zu bekennen.
Für die Mörder war die Sache damals sicher auch nicht einfach und ich möchte gewiss nicht in deren Haut stecken, aber das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun!
Nur wenn ich höre, dass der Volkssturmführer so glimpflich davon gekommen ist, da kocht in mir die Wut und ich würde mir wünschen, dass der verantwortliche Richter zur Verantwortung gezogen wird!
Natürlich können die Menschen nichts dafür, hätten sie sich geweigert, wären sie dran gewesen. Aber das der Anstifter bald danach noch begnadigt wurde, das kann ich beim besten Willen nicht verstehen.