COBURG
Fragwürdige Notenkorrektur an Gymnasium: Kultusministerium greift ein
Am Coburger Casimirianum Gymnasium munkeln Schüler und Lehrer über Korrekturen der Noten im Abiturfach Deutsch nach oben. Das Kultusministerium prüft nun die Vorwürfe.
Das bayerische Zentralabitur gilt als das anspruchsvollste Abitur in Deutschland. Jedes Jahr werden die bayerischen Abiturienten in den drei Fächern geprüft. Und so saßen am 10. Mai 2013 die Schüler des Casimirianum Gymnasiums Coburg vor ihren Aufgaben und mussten zum Beispiel die Argumentationsstruktur des Essays "Sagen Sie jetzt nichts" von Rainer Marx herausarbeiten, die Position des Verfassers klären oder einen Kommentar für eine überregionale Zeitung schreiben.
Viele Schüler durften sich über hervorragenden Noten freuen: Insgesamt 30-mal gab es einen Schnitt mit einer Eins vor dem Komma, 24 Schülerinnen und Schüler nahmen einen Schnitt mit einer Zwei mit nach Hause.
Rund zwei Drittel des Jahrgangs von 86 Schülern dürften sich also über eine Leistung freuen die „Gut“ oder eben „sehr gut“ war. Doch schulintern tauchte ein Verdacht auf: Wurde eventuell nachgeholfen bei diesem sehr guten Ergebnis?
Im Casimirianum munkelten die Schüler und Lehrer über Korrekturen der Noten im Abiturfach Deutsch nach oben. Rektor Burkhard Spachmann, der als Schulleiter für die so genannte Drittkorrektur verantwortlich ist, steht dabei im Mittelpunkt der Spekulationen. Die punktuellen Korrekturen stießen bei den verantwortlichen Fachlehren auf Unverständnis, heißt es aus Schulkreisen, und veranlassten die Lehrer, sich an das Kultusministerium zu wenden.
Spachmann kann als Drittkorrektor der Abiturprüfungen direkt Einfluss auf die Bewertung nehmen. Werden sich der erste und zweite Prüfer nicht einig, kann das dritte Gutachten für die Notengebung entscheidend werden.
Dass eine entsprechenden Korrektur stattgefunden hat, ist indes nicht zu bestreiten. „Es ist unzweifelhaft, dass es zu Notenverbesserungen gekommen ist“, zitiert das Coburger Tageblatt eine namentlich nicht genannte Quelle innerhalb der Schule. Schulintern räumte Spachmann den Vorwurf inzwischen auch ein, Mitglieder des Lehrkörpers wandten sich daraufhin an das Kultusministerium, wo der Fall nun zur Prüfung liegt.
Berechtigte Anhebung?
Im Kern geht es dabei um die Frage, ob die Anhebung berechtigt war. Die Abiturprüfungen werden von einem Erst- und einem Zweitkorrektor bewertet. Kommen diese zu abweichenden Ergebnissen, prüft der Fachbereichsleiter die Arbeiten entsprechend. Im Fach Deutsch ist das am Casimirianum eben Rektor Spachmann.
Der Schuleiter räumte ein, dass er Nachjustierungen bei den Prüfungskorrekturen im Fach Deutsch vorgenommen habe. Als der Abiturprüfungsvorsitzende für das Fach Deutsch habe er Verantwortung über den Drittentscheid.
Für die Anhebung der Noten habe er pädagogische Gründe gehabt. Die Korrektur sei fachlich sehr penibel gewesen, erklärte er. Eine Schieflage der Noten sei die Konsequenz gewesen, die er hätte ausgleichen wollen, so Spachmann weiter.
Seit Mitte der vergangenen Woche liegt der Sachverhalt nun beim Kultusministerium in München zur Prüfung.
„Wie weit Korrektur und Bewertung von Abituraufgaben an diesem Gymnasium angemessen sind, wird derzeit aufgrund von Informationen, die dem Kultusministerium vorliegen, intensiv fachlich und rechtlich überprüft“, teilte das Kultusministerium in einer Stellungahme mit.
„Der Abschluss dieser aufwändigen Überprüfungsarbeit durch hochqualifizierte Deutschfachlehrkräfte bei den Ministerialbeauftragten zu Fragen der Korrektur und Bewertung muss jetzt abgewartet werden“, so Spachmann in einer schriftlichen Stellungnahme. Das Ergebnis steht derzeit noch aus, soll aber zum Ende der Woche bekanntgegeben werden.
Die Schule arbeite bei den vom Ministerium angeordneten Überprüfungen konstruktiv mit, erklärte der Sprecher des Ministeriums. Welche rechtlichen Konsequenzen der Vorfall gegebenenfalls hat, lässt sich erst nach Abschluss der Prüfung sagen.
Rückendeckung erhält Spachmann von den Eltern der Schüler. Der Vorsitzende des Elternbeirats, Alexander Treiber, ist überzeugt, dass die Noten korrekt zu Stande gekommen sind. „Es wird nichts herauskommen, was nicht begründbar ist“, lässt sich Treiber zitieren.
Imageschaden für die Schule
Einen Schaden wird das Casimirianum dennoch erleiden: Die Berichterstattung ist inzwischen weit über die Region hinausgegangen, Medien wie der Spiegel, die Süddeutsche Zeitung und der Bayrische Rundfunk haben den Vorfall inzwischen aufgenommen. In den Kommentarspalten der Artikel auf den Websites der Zeitungen finden Diskussionen über die Schule und die Person Spachmann statt, die wenigsten davon positiv.
Mit den nun aufgetauchten Problemen am Casimirianum hat Franken den zweiten Skandal im Bildungssektor in kurzer Zeit. Bereits Anfang des Monats wurde bekannt, dass ein kompletter Abiturjahrgang einer privaten fachlichen Oberschule in Schweinfurt mit 27 Schülern die Abiturprüfung nicht bestanden hatte.
Mit gleich zwei Vorfällen innerhalb kurzer Zeit, die das bayerische Abitur betreffen, ist man auch in München alarmiert. Nach Informationen des Spiegel lässt Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) an 400 bayerischen Gymnasien die Abiturprüfungen "plausibilisieren und in Stichproben überprüfen".
Für die Abiturienten hat die Aufregung um die Noten keine Konsequenzen. Diese genießen weiterhin den so genannten Vertrauensschutz. An den Abiturnoten ändert sich nichts und die Noten der Prüfungsleistung bleiben erhalten, versicherte ein Sprecher des Ministeriums. Aber das schiefe Licht wird, je nach Ausgang der Prüfung, dem Casimirianum einen langen Schatten werfen.
Viele Schüler durften sich über hervorragenden Noten freuen: Insgesamt 30-mal gab es einen Schnitt mit einer Eins vor dem Komma, 24 Schülerinnen und Schüler nahmen einen Schnitt mit einer Zwei mit nach Hause.
Rund zwei Drittel des Jahrgangs von 86 Schülern dürften sich also über eine Leistung freuen die „Gut“ oder eben „sehr gut“ war. Doch schulintern tauchte ein Verdacht auf: Wurde eventuell nachgeholfen bei diesem sehr guten Ergebnis?
Im Casimirianum munkelten die Schüler und Lehrer über Korrekturen der Noten im Abiturfach Deutsch nach oben. Rektor Burkhard Spachmann, der als Schulleiter für die so genannte Drittkorrektur verantwortlich ist, steht dabei im Mittelpunkt der Spekulationen. Die punktuellen Korrekturen stießen bei den verantwortlichen Fachlehren auf Unverständnis, heißt es aus Schulkreisen, und veranlassten die Lehrer, sich an das Kultusministerium zu wenden.
Spachmann kann als Drittkorrektor der Abiturprüfungen direkt Einfluss auf die Bewertung nehmen. Werden sich der erste und zweite Prüfer nicht einig, kann das dritte Gutachten für die Notengebung entscheidend werden.
Dass eine entsprechenden Korrektur stattgefunden hat, ist indes nicht zu bestreiten. „Es ist unzweifelhaft, dass es zu Notenverbesserungen gekommen ist“, zitiert das Coburger Tageblatt eine namentlich nicht genannte Quelle innerhalb der Schule. Schulintern räumte Spachmann den Vorwurf inzwischen auch ein, Mitglieder des Lehrkörpers wandten sich daraufhin an das Kultusministerium, wo der Fall nun zur Prüfung liegt.
Berechtigte Anhebung?
Im Kern geht es dabei um die Frage, ob die Anhebung berechtigt war. Die Abiturprüfungen werden von einem Erst- und einem Zweitkorrektor bewertet. Kommen diese zu abweichenden Ergebnissen, prüft der Fachbereichsleiter die Arbeiten entsprechend. Im Fach Deutsch ist das am Casimirianum eben Rektor Spachmann.
Der Schuleiter räumte ein, dass er Nachjustierungen bei den Prüfungskorrekturen im Fach Deutsch vorgenommen habe. Als der Abiturprüfungsvorsitzende für das Fach Deutsch habe er Verantwortung über den Drittentscheid.
Für die Anhebung der Noten habe er pädagogische Gründe gehabt. Die Korrektur sei fachlich sehr penibel gewesen, erklärte er. Eine Schieflage der Noten sei die Konsequenz gewesen, die er hätte ausgleichen wollen, so Spachmann weiter.
Seit Mitte der vergangenen Woche liegt der Sachverhalt nun beim Kultusministerium in München zur Prüfung.
„Wie weit Korrektur und Bewertung von Abituraufgaben an diesem Gymnasium angemessen sind, wird derzeit aufgrund von Informationen, die dem Kultusministerium vorliegen, intensiv fachlich und rechtlich überprüft“, teilte das Kultusministerium in einer Stellungahme mit.
„Der Abschluss dieser aufwändigen Überprüfungsarbeit durch hochqualifizierte Deutschfachlehrkräfte bei den Ministerialbeauftragten zu Fragen der Korrektur und Bewertung muss jetzt abgewartet werden“, so Spachmann in einer schriftlichen Stellungnahme. Das Ergebnis steht derzeit noch aus, soll aber zum Ende der Woche bekanntgegeben werden.
Die Schule arbeite bei den vom Ministerium angeordneten Überprüfungen konstruktiv mit, erklärte der Sprecher des Ministeriums. Welche rechtlichen Konsequenzen der Vorfall gegebenenfalls hat, lässt sich erst nach Abschluss der Prüfung sagen.
Rückendeckung erhält Spachmann von den Eltern der Schüler. Der Vorsitzende des Elternbeirats, Alexander Treiber, ist überzeugt, dass die Noten korrekt zu Stande gekommen sind. „Es wird nichts herauskommen, was nicht begründbar ist“, lässt sich Treiber zitieren.
Imageschaden für die Schule
Einen Schaden wird das Casimirianum dennoch erleiden: Die Berichterstattung ist inzwischen weit über die Region hinausgegangen, Medien wie der Spiegel, die Süddeutsche Zeitung und der Bayrische Rundfunk haben den Vorfall inzwischen aufgenommen. In den Kommentarspalten der Artikel auf den Websites der Zeitungen finden Diskussionen über die Schule und die Person Spachmann statt, die wenigsten davon positiv.
Mit den nun aufgetauchten Problemen am Casimirianum hat Franken den zweiten Skandal im Bildungssektor in kurzer Zeit. Bereits Anfang des Monats wurde bekannt, dass ein kompletter Abiturjahrgang einer privaten fachlichen Oberschule in Schweinfurt mit 27 Schülern die Abiturprüfung nicht bestanden hatte.
Mit gleich zwei Vorfällen innerhalb kurzer Zeit, die das bayerische Abitur betreffen, ist man auch in München alarmiert. Nach Informationen des Spiegel lässt Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) an 400 bayerischen Gymnasien die Abiturprüfungen "plausibilisieren und in Stichproben überprüfen".
Für die Abiturienten hat die Aufregung um die Noten keine Konsequenzen. Diese genießen weiterhin den so genannten Vertrauensschutz. An den Abiturnoten ändert sich nichts und die Noten der Prüfungsleistung bleiben erhalten, versicherte ein Sprecher des Ministeriums. Aber das schiefe Licht wird, je nach Ausgang der Prüfung, dem Casimirianum einen langen Schatten werfen.
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Die Multimedia-Redaktion
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97084 Würzburg
Zunächst einmal ist die Bewertung einer Arbeit gerade der Fächer Deutsch nicht gerade eindeutig. Es fehlen konkrete Ergebnisse (wie z. B. in Mathe Rechenweg und Ergebnis ) an denen man eine nachkommagenaue Benotung festlegen kann. Sicherlich gibt es Notenkriterien, dennoch sind dies vielmehr Eckpfeiler der Benotung. So kann man grundsätzlich nicht von einer objektiven Note sprechen.
Wenn dann auch noch 2 Fachlehrer strittig sind, welche Note angemessen ist liegt der Beweis der Subjektivität der Benotung auf der Hand.
Der Direktor tritt somit nur als dritte Kompentenz auf, um eine Benotung festzulegen.
Und nur weil das Ergebnis der Gesamtnoten nicht so recht in das überstrapazierte Schema der Gausschen Kurve passen möchte, wird wieder ein enormer Wirbel veranstaltet.