
Das hat es im Bistum Würzburg seit 20 Jahren nicht gegeben – und erscheint angesichts rückläufiger Katholikenzahlen umso erstaunlicher: In Waigolshausen (Lkr. Schweinfurt) ist eine neue Kirche gebaut worden.
Ihre Einweihung am 15. März steht unmittelbar bevor. Bei der offiziellen Presseführung am Mittwoch erläuterte Domkapitular Jürgen Lenssen, Kunstreferent des Bistums Würzburg, was er sich bei der Gestaltung des neuen Gotteshauses gedacht hat.
Der moderne Kubus, an den sich der historische Kirchturm anschmiegt, solle von außen ganz bewusst in sich abgeschlossen, fast abwehrend wirken. „In einer unruhigen Zeit wollte ich einen Schutzraum errichten“, sagt Lenssen. Für ihn ist der Bau eine Premiere, hat er doch zum ersten Mal eine Kirche nicht „nur“ ausgestattet, sondern in Zusammenarbeit mit dem Wernecker Architekten Benedikt Gerber auch ihre Architektur entworfen.
„Die Überraschung kommt, wenn man eintritt“, meint der Würzburger Domkapitular. Dann öffnet sich ein heller, halbrunder Raum. Die Kirchenbänke umschließen ebenfalls im Halbrund den Altar, der weit in den Raum hineinragt. In dieser Kirche ist der Pfarrer buchstäblich mitten unter seinen Schäfchen. Die halbrunde Form, „die habe ich sofort im Kopf gehabt“, sagt Lenssen. Er wolle die Menschen enger zusammenrücken lassen. Der „Eigenschaft der Christen, im Gottesdienst den größtmöglichen Abstand zum Nachbarn zu suchen“, ein wenig entgegenwirken.
In der Vorgängerkirche, erst 1961 erbaut, war das mit dem Abstand kein Problem gewesen. 660 Sitzplätze hatte der Betonbau, dazu noch etwa 700 Stehplätze. Bei durchschnittlich 150 Gottesdienstbesuchern viel zu viel. Kaum warmzukriegen. Als dann noch gravierende Baumängel – oder wie Lenssen sie nennt: „architektonische Pförz“ auftauchten, war schließlich die lang angedachte Sanierung vom Tisch. Die neue Kirche hat nur noch 220 feste Plätze – sicher bedarfsgerechter. Trotzdem gab es „anfangs sehr viele Reibereien“, sagt Kirchenpfleger Herbert Hammer.
Allerdings: „Dieser Raum ist nicht etwas völlig Neues, nicht ,Hoppla, jetzt komm' ich‘, sondern steht in der Tradition unserer Vorväter“, erläutert Lenssen. Viele Stücke aus der Vorgängerkirche beziehungsweise den Vorgängerkirchen haben auch im neuen Gotteshaus ihren Platz gefunden. Ganz zentral der barocke Hochaltar, aber zum Beispiel auch der Taufstein von 1610, der nun die Mitte einer separaten Tauf- und Werktagskapelle bildet.
Die Hoffnung, dass die Menschen die Kirche annehmen werden, schwingt mit bei allen Gästen. Dass der Dorfplatz draußen gleich mit erneuert wurde (Gesamtkosten des Projekts: gut vier Millionen Euro), freut Architekt Gerber: „Ich hoffe, dass wir eine neue Verbindung von Kirche und Dorf schaffen.“
Die neue Kirche in Waigolshausen geht ihrer Vollendung entgegen. Die Inneneinrichtung wurde nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der neue Kirchenbau ist modern, klar, aber war Domkapitular Lenssen geschaft hat ist, dass die liturgischen Vorgaben auch erfüllt werden. Kein Volksaltar, den man eben kurz wegstellen kann, wenn es einem gefällt, der Priester sitzt nicht im Mittelpunkt, das Allerheiligste ist zentral, als Höhepunkt. Gratulation!