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BAD KISSINGEN
Wo Kur und Hightech-Labor künftig zusammenspielen
Im Anschluss an die Pressekonferenz erfolgte die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen LGL und Universität  - (links) Dr. Andreas Zapf, (rechts) Prof. Dr. Alfred Forchel
Foto: Johannes Kiefer | Im Anschluss an die Pressekonferenz erfolgte die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen LGL und Universität - (links) Dr. Andreas Zapf, (rechts) Prof. Dr. Alfred Forchel
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:12 Uhr

Ihrer Stadt das Attribut Hochschulstandort anheften zu können, gehört seit gut zwei Jahrzehnten zum Grundbestand der Träume von Bad Kissinger Lokalpolitikern. Mehr als Schrittchen in die richtige Richtung hatten sich bis jetzt zwar nicht ergeben. Jetzt aber macht die Sache einen großen Schritt: Die Universität Würzburg und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) haben am Freitag einen Kooperationsvertrag zur Einrichtung einer Professur in Bad Kissingen unterschrieben.

Bei dieser Kooperation geht es nicht einfach um große Träume einer dafür bisher noch zu kleinen Stadt. Definiert ist die geplante Professur durch die Themen Prävention und Gesundheitsförderung und das zugehörige neue Institut für Kurortmedizin. Das sind alles Felder der Medizin, deren Erforschung in einem Land, wo die Liste der Kurbäder fast 400 Ortsnamen umfasst, auf ein echtes Bedürfnis trifft. Denn Kur, Reha und Prävention, die klassischen Domänen der Heilbäder, kämpfen schon lange darum, dass ihre Leistungen ernst genommen werden.

"Es gehe nicht um Marketingstrategien"

LGL-Präsident Andreas Zapf, Universitäts-Präsident Alfred Forchel und Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät an der Uni, sind sich der Bedeutung der neuen Professur und des zugehörigen Instituts sehr bewusst. Es gehe da nicht „um Marketingstrategien, um die ambulante Badekur des 19. Jahrhunderts wiederzubeleben“, sagte Zapf. Ziel sei, wissenschaftliche Grundlagen dafür zu erarbeiten, „welche Rolle Kurorte in einer Zeit spielen können, die von der Zunahme chronischer Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck“ oder den Folgen psychischer Belastungen geprägt sei.

Noch heuer besetzen

An der Ausschreibung der Professur werde gerade gearbeitet, erklärte Zapf. Ziel sei, die Stelle noch in diesem Jahr zu besetzen. Das zugeordnete, aber noch aufzubauende Institut für Kurortmedizin und Gesundheitsförderung in Bad Kissingen soll einmal über acht Stellen verfügen.

Schwerpunkt in Bad Kissingen

Die Professur ist zunächst befristet bis 2021. Bei einer W2-Brückenprofessur sei das fast schon üblich, erklärte Frosch. Zumal beide Partner, so Zapf, damit „Neuland betreten“. Universität und LGL beeilten sich dennoch zu betonen, es sei die Absicht, die Stelle „zu verstetigen“. Ihren Schwerpunkt werde die Professur bestimmt in Bad Kissingen haben. Sie sei aber auch in die Lehre in Würzburg eingebunden.

Professur und Institut sind Teil eines insgesamt deutlich größeren Projektsim Rahmen der von Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder betriebenen Behördenverlagerung. Das LGL errichtet in diesem Zusammenhang in Bad Kissingen eine neue Außenstelle. Dort sollen bis 2025 schrittweise insgesamt 100 Beschäftigte ihren Dienst antreten. Sieben sind als Vorhut bereits da.

Bad Kissingen als Gesundheitsregion

Bei dem Projekt dürfte es sich um einen der am wenigsten umstrittenen Ansätze von Behördenverlagerung handeln. Die Außenstelle kommt zusätzlich. Sie verursacht also nicht anderswo Schmerzen durch Abzug von Kräften. Und sie passt im Zuschnitt gut zu Bad Kissingen und zum nördlichen Unterfranken. Das sieht sich ohnehin als Gesundheitsregion.

In Kurhausbad und Neumannflügel

Angesiedelt wird die Außenstelle im zurzeit leer stehenden Kurhausbad und im benachbarten Neumann-Flügel. Die müssen dafür aber erst noch umgebaut werden. Entstehen werde dort unter anderem ein Institut für gesunde Lebensmittel, teilte das LGL bereits im Februar mit. In den künftigen Kissinger Labors sollen zudem die Untersuchungen der bayerischen Blutalkoholproben angesiedelt werden. Auch Bedarfsgegenstände, Kosmetika und Spielwaren sollen hier einmal analysiert werden, teilte das LGL mit.

 

Brückenprofessur

Bei der „Brücke“ im Wort von der Brückenprofessur denken Universität und LGL vor allem an die inhaltliche Ebene ihrer Zusammenarbeit. Die sei zwar schon lange gut. Durch die Kooperation, sagte Forchel, werde sie aber „auf ein völlig neues Niveau gestellt“. Natürlich, so Forchel, könne man die Brücke auch räumlich in Richtung Bad Kissingen interpretieren. Die Frage aber, ob sich eine Stadt wegen so einer Brückenprofessur das Wörtchen Hochschulstandort aufs Ortsschild schreiben kann, beschäftigt Universität und LGL nicht ernsthaft.

 
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