Als die Staatsregierung am Mittwoch einen weiteren Schritt bei den Behördenverlagerungen ankündigte, bei dem Bad Kissingen erneut berücksichtigt werden soll, fiel die Einschätzung des Nutzens für die Kurstadt zunächst fast schon bescheiden aus. 100 zusätzliche Stellen soll das geplante Schulungszentrum des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nach Bad Kissingen bringen. Und außerdem, hieß es zumindest anfangs ganz bescheiden, 1000 zusätzliche Übernachtungen pro Jahr. Doch selbst wenn das Zentrum überwiegend eintägige Schulungen anbieten sollte, hören sich drei Übernachtungen pro Tag für ein Zentrum mit 100 Beschäftigten nach einer eher niedrigen Schätzung an.
Wo der Freistaat das zusätzlich zum bereits begonnenen Engagement des LGL in Bad Kissingen geplante Schulungszentrum ansiedeln will, ist noch nicht klar. Auch der Stimmkreisabgeordnete Sandro Kirchner (CSU) aus Premich vermochte dazu am Mittwoch nichts zu sagen. Über das Areal des ehemaligen Kurhaushotels Steigenberger als möglichen Standort zu spekulieren, wäre aber wohl falsch. Dort wird mit einem privaten Investor über die Errichtung eines Vier-Sterne-plus-Hotels verhandelt (wir berichteten).
Kein Mangel an denkbaren Standorten
An Gebäuden, die der Freistaat für ein Schulungszentrum dieser Größenordnung nutzen könnte, herrscht in Bad Kissingen aber kein Mangel. Manchen fällt da das Telekomgebäude ein, anderen die Untere Saline. Wieder andere loben die gute Lage des Krugmagazins an der Kurhausstraße. Vielleicht führt die Reise auch an eine ganz andere Stelle. Zeit genug für eine gute Standortentscheidung ist im Falle des Schulungszentrums allemal.
Der erste Schritt der Ansiedlung von Einrichtungen des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Bad Kissingen war bereits vor knapp fünf Jahren angekündigt worden. Erste Teile der künftigen Belegschaft arbeiten bereits in der Stadt. Auch die mit der Behördenverlagerung angekündigte Schaffung einer Brückenprofessur am Institut für Kurortmedizin und Gesundheitsförderung in Bad Kissingen ist bereits eine Weile besetzt. Hier kooperieren Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und Universität Würzburg. Die Position hat Prof. Thomas Keil inne. Keil leitet nicht nur das Institut am Standort Bad Kissingen. Er ist auch Professor am Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie an der Universität Würzburg. Zuvor war er außerplanmäßiger Professor an der Charité in Berlin.
Arbeiten für ersten Schritt laufen schon lange
Seit 2017 werden zudem Kurhausbad und Neumann-Flügel zur neuen Außenstelle des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) umgebaut. Hundert neue Arbeitsplätze hat die Staatsregierung angekündigt, 45 Millionen Euro lässt sich der Freistaat nach Angaben aus dem vergangenen August den Umbau der denkmalgeschützten Gebäude im Kurgebiet kosten. Die Büros im Kurhausbad sollen Ende 2020 fertig werden, die Labore im Neumann-Flügel ein Jahr später.