Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bezeichnet ihren Tag des offenen Denkmals selbst als "größte Kulturveranstaltung Deutschlands". Rund 8000 Denkmale, die ansonsten oftmals nicht zugänglich sind, öffnen dafür diesmal ihre Türen. Bad Kissingen steuert als einer der treuen Partner der Veranstaltungsreihe auch heuer mehrere Anlaufstellen bei.
Weil beim Bauhaus und seinem Einfluss auf das Bauen in der ganzen Welt in diesem Jahr das 100-Jährige begangen wird, rücken die Veranstalter bei der Veranstaltungsreihe am kommenden Wochenende einstmals zukunftsweisende Bauwerke besonders in den Blick. "Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur" heißt das Thema. Dabei geht es um Denkmale, bei deren Entstehung technische Fortschritte oder vielleicht sogar revolutionäre Ideen bedeutsam waren. Und auch wenn man das der Stadt vielleicht nicht ansieht, Bad Kissingen hat in dieser Hinsicht durchaus auch etwas zu bieten.
Spuren des Fortschritts
"Was uns heute als alt erscheint, war nicht immer alt", heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zum Thema für den Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr. Was heute selbstverständlich erscheine", sei zu seiner "Entstehungszeit modern und revolutionär" gewesen. Solche Spuren gebe es am kommenden Sonntag, 8. September, zu entdecken.
Das bekannteste Kissinger Beispiel für in seiner Entstehungszeit technisch fortschrittliches Bauen ist die Wandelhalle. Sie ist ein Werk Max Littmanns, einem Pionier für Stahlbetonbau. Das Bauwerk ist zwar nicht im offiziellen Programm des Tags des offenen Denkmals online zu finden. Es gehört in Bad Kissingen aber dennoch zum Angebot für diesen Anlass.
Stahlbetonbau Wandelhalle
Als die Wandelhalle vor knapp 110 Jahren gebaut wurde, habe es noch kaum "Ausführungen mit sichtbarer Verwendung von Beton im repräsentativen Bereich" gegeben, heißt es in der Mitteilung der Stadt zum Tag des offenen Denkmals. Deshalb habe das Beispiel Wandelhalle in "zahlreichen Bau- und Kunstzeitschriften als neuartig und ungewöhnlich" Würdigung erfahren. Eine Führung mit Blick auf diese besonderen Hintergründe der Baugeschichte bietet das Staatliche Bauamt Schweinfurt am Sonntag, 8. September, ab 14 Uhr an.
Zum Programm des kommenden Sonntags gehören in Bad Kissingen außerdem zwei Mietshäuser, beide aus der Zeit des Jugendstils. Dem Anwesen Hartmannstraße 26 aus dem Jahr 1910 attestiert der Bad-Kissingen-Band der Reihe Denkmäler in Bayern im Gegensatz zu vielen anderen privaten Bauten von vor den Ersten Weltkrieg einen "großstädtisch-fortschrittlichen Zug". Einer solchen Front könne man ebenso in Berlin oder Wien begegnen, heißt es weiter. Tatsächlich habe mit Heinrich Möller ja auch ein Berliner Architekt des seinerzeit ebenfalls in der Fachpresse diskutierte Gebäude geplant. Dieses Privathaus ist sonst nicht zugänglich. Am Sonntag bietet Stadtheimatpfleger Peter Kaidel um 11 Uhr und 15 Uhr dort Führungen an.
Moderne Einnahmequelle
Neues Schloss wird in Bad Kissingen das Anwesen Maxstraße 18 genannt, es ist ebenfalls ein Mietshaus. Errichtet worden ist es 1908 nach Entwürfen von Paul Schultze-Naumburg. Nach Angaben der Stadt wurde das zur Bauzeit exklusive Haus von der Familie Lochner von Hüttenbach genannt Heußlein errichtet. Es habe seinerzeit "eine moderne Einkommensquelle für die adlige Familie" dargestellt. Führungen mit Frank Petzold durch das sonst nicht offen zugängliche Haus sind nach Angaben der Stadt für Sonntag um 13 Uhr und um 17 Uhr vorgesehen.
Online, auf der interaktiven Karte zum Tag des offenen Denkmals 2019 sind noch zwei weitere Anlaufstellen für Freunde historischer Architektur im Landkreis Bad Kissingen zu finden: Kloster Maria Bildhausen und der ehemalige Klosterhof Rindhof. Maria Bildhausen war von 1158 bis zur Säkularisation Zisterzienserkloster. Seit 1929 ist dort eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung angesiedelt. Zu besichtigen ist es am 8. September von 14 Uhr bis 15 Uhr, Führungen durch das Dominikus-Ringeisen-Werk gibt es dabei nach Bedarf. Beim Rindhof, einst Sommersitz des letzten Abtes von Kloster Maria Bildhausen, sind für 11 Uhr und 14 Uhr am Sonntag, 8. September, Führungen durch Anton Then angekündigt.
Museumsdepot in der Schlossmühle
Nicht im offiziellen Programm auf der Homepage zum Tag des offenen Denkmals zu finden, aber aus diesem Anlass ebenfalls geöffnet, ist am 8. September das Depot der Museen Schloss Aschach. Die alte Schlossmühle beherbergt über 50 000 Sammlungsobjekte. Führungen durch das Depot sind für 14 Uhr und 15.30 Uhr vorgesehen. Schloss Aschach bittet um Anmeldung unter Tel.: (09708) 70 41 88-20 oder an schloss.aschach@bezirk-unterfranken.de, da aus Rücksicht auf die Sammlung die Gruppengröße auf jeweils 15 Personen beschränkt ist. Treffpunkt ist die Museumskasse.